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ADB:Sagittarius, Johann Christfried

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Artikel „Sagittarius, Johann Christfried“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 170–171, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sagittarius,_Johann_Christfried&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:24 Uhr UTC)
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Sagittarius: Johann Christfried S., lutherischer Theolog des 17. Jahrhunderts, geboren am 26. September 1617 in Breslau, † am 19. Februar 1689 in Altenburg. – Er war der Sohn des damaligen Rectors des Gymnasiums Elisabethanum in Breslau Thomas S. (geb. 1577 in Stendal, † am 21. April 1621), eines vielseitig gebildeten Polyhistors, früheren Professors in Jena. Nach des Vaters frühem Tode übersiedelte er mit seiner Mutter nach Jena, später mit seinem Oheim Kaspar S. nach Braunschweig, wo er die Schule besuchte, studirte 1636 ff.[WS 1] unter dem berühmten „johanneischen Dreigestirn“ Joh. Gerhard, Johann Major und Johann Himmel, sowie bei Salomo Glassius und Dilherr, wurde 1641 Conrector in Hof, 1643 Rector an der Stadtschule in Jena, in demselben Jahre Magister und Docent an der Universität, 1646 Professor der Geschichte und Dichtkunst daselbst, 1651 Superintendent zu Orlamünde, 1652 Doctor der Theologie, 1656 Generalsuperintendent, Oberhofprediger und Consistorialassessor in Altenburg, wo er um die Ordnung des Kirchen-, Schul- und Armenwesens sich verdient machte, einen ausgebreiteten Briefwechsel führte, auch um Beilegung der sog. synkretistischen Streitigkeiten sich bemühte. Er besaß eine umfassende, nicht bloß theologische, sondern auch philologische, philosophische und historische Bildung und schrieb zahlreiche Dissertationen aus verschiedenen Wissensgebieten, von denen er eine Auswahl unter dem Titel „Dissertationes selectae“, Altenburg 1670, 4° (2. Ausg. Leipzig 1695, 4°), eine zweite Sammlung u. d. T. „Otium Jenense“, 1671, 4° in Jena [171] herausgab. Außerdem veröffentlichte er Predigten, Erbauungsschriften, eine biblische Geschichte etc. Besonders aber beschäftigte ihn eine Reihe von Jahren hindurch die Veranstaltung einer neuen Ausgabe von Luther’s Werken, die in zehn Foliobänden 1661–64 zu Altenburg erschien. Veranlaßt durch die Wahrnehmung, daß trotz einer ausdrücklichen Vorschrift der kursächsischen Kirchenordnung in vielen Kirchen Luther’s Werke nicht mehr zu finden waren, machte sich S. im Auftrag seines Herzogs Friedrich Wilhelm zu Sachsen an die Veranstaltung einer neuen Gesammtausgabe, welche die früheren (die Wittenberger, die Jenaische und Eisleben’sche) an Vollständigkeit und Correctheit übertreffen sollte. Doch hatte das Unternehmen nicht den gewünschten Erfolg: unter allen Lutherausgaben ist die Altenburger die mangelhafteste, gab besonders die lateinischen Schriften theils gar nicht, theils nur in deutscher Uebersetzung, ließ Wichtiges weg, war im übrigen nur ein Wiederabdruck der älteren Jenenser Ausgabe und fand deshalb auch wenig Anklang und Absatz. Eine ganze Schiffsladung ging davon nach Rußland, versank aber unterwegs im Meer; ein großer Theil der Auflage vermoderte unbenützt in einem Thurm der Stadtmauer zu Altenburg.

Ueber sein Leben vgl. Joh. Müller, Oratio panegyrica in memoriam J. Chr. S. 1694, abgedruckt bei Pipping, Memoriae Theol. Nr. 22, S. 279 ff. – Fr. G. Gotter, Elogia clarorum virorum Altenburg. Jena 1713, 8°, S. 56 ff. – Kaspar Sagittarius, Genealogia Sagittariana. Jena 1664. – Zedler, Universal-Lex. XXXIII, 590. – Jöcher, Gel.-Lexikon IV, 28. – Die Gesammtausgaben von Luther’s Werken. Frankfurt 1883.


Anmerkungen (Wikisource)