ADB:Rose, Christian
Daniel Cramer (s. A. D. B. IV, 546) geleitete Stettiner Pädagogium. Am 1. December 1628 wurde er auf der Universität Wittenberg immatriculirt, wo er 1631 die Magisterwürde erlangte. Nachdem er 1632 das Subrectorat am Köllnischen Gymnasium übernommen, wurde er 1633 zum Rector der Neu-Ruppiner Schule berufen und starb als solcher am 15. November 1667. Trotz der durch den langen Krieg jämmerlich zerrütteten Verhältnisse wirkte er eifrig für die Hebung der Schule. Dieser anerkennenswerthen Thätigkeit entsprangen nicht nur eine Reihe lateinischer Gelegenheitsschriften, sondern auch zwei deutsche Schulkomödien. – Die Geburt Christi von der Verkündigung des Zacharias bis zum Tode des Herodes behandelte er in der Theophania (Berlin 1646), welche er theilweise nach seiner Disposition von den Schülern „ohne Versäumniß anderer Lectionen“ ausarbeiten ließ und in der Ruppiner Dreifaltigkeitskirche aufführte. Das naive Selbstlob des Titels: „Haec legisse poenitebit neminem“, wird heute niemand unterschreiben. Die unendlich breite prosaische Darstellung hält sich an den biblischen Bericht und knüpft nur in den Hirtenscenen an die älteren Volksspiele an. Einige Abwechselung bringen die eingestreuten Kirchenlieder, die theilweise niederdeutschen Zwischenspiele der Narren Jödel und Jöebtken und die nach holländischem Muster eingelegten lebenden Bilder (Präsentationen, Vertooninge). Der bethlehemitische Kindermord wird zwar hinter der Scene vollbracht, aber der Tyrann Herodes wird vor den Augen der Zuschauer von riesenhaften Gespenstern zu Tode geängstigt. – In dem „zur andern Probe der Rhetorischen Mutter-Sprache“ herausgegebenen und dem Großen Kurfürsten gewidmeten „lustigen Schauspiel“ Holofern (Hamburg 1648) nahm R. sich Opitz und Rist als die berühmtesten zeitgenössischen Dichter zum Vorbilde, doch in recht äußerlicher Weise. Er setzte nämlich die von Tscherning erweiterte Judith (1646) des ersteren „wegen der vielfältigen Beschwärligkeiten, welche den Schauspielern aus denen gezwungenen Arten erwachsen“, in gemeinverständliche, platte Prosa um und dehnte sie durch Einschiebsel zu ungewöhnlicher [175] Länge. Einzelne Stellen, besonders die von M. Leonaster de Longueville Neapolitanus componirten Chorlieder entlehnte er wörtlich. Ebenso nutzte et die komischen Zwischenspiele aus Rist’s Perseus (1634), welche er nicht erst in ungebundene Rede umzusetzen brauchte, sowie desselben Himmlische Lieder (1642) und J. H. Schein’s Studentenschmaus unbefangen aus. Die Vertooninge mit musikalischer Begleitung fehlen auch hier nicht. Eigene Beobachtung mag sich in den etwas lebendigeren Schilderungen des Hof- und Soldatenlebens aussprechen. – R. war dreimal verheirathet, und noch heute leben directe Nachkommen von ihm. Nicht verwechselt werden darf er mit einem gleichnamigen Königsberger Dichtergenossen (Fischer, Gedichte des Königsberger Dichterkreises, 1883, S. XXXII. S. Dach, hrsg. von Oesterley 1876, S. 1018, Nr. 1148).
Rose: Christian R. (Rosa), Dramatiker des 17. Jahrhunderts. Geboren zu Anfang Mai 1609 zu Mittenwalde als der Sohn des dortigen Propstes Simon R. (geboren zu Hildburghausen, Diakon 1573, † 1610), besuchte er nach dem Tode des Vaters das Köllnische Gymnasium zu Berlin und 1627 das von- W. Schwartz, Annalen des Gymn. zu Neu-Ruppin, 1865, S. 27. – Gaedertz, Das niederdeutsche Schauspiel I, 55. – Bolte, Zeitschr. f. deutsche Philol. XX, 85. – Ferner B. Kindermann, Buch der Redlichen, 1663, S. 554. – Küster, Bibliotheca historica Brandenburgica, 1743. – M. F. Seidel im Berliner Mscr. Boruss. Fol. 190, S. 47. – Bratring im Mscr. Boruss. Fol. 424. – v. Wolzogen, Aus Schinkels Nachlaß 2, 223 (1862). – Einige biographische Notizen verdanke ich Herrn Dr. Valentin Rose in Berlin.