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ADB:Roh, Peter

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Artikel „Roh, Peter“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 49–50, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roh,_Peter&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:43 Uhr UTC)
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Roh: Peter R., Jesuit, geboren am 14. August 1811 zu Conthey (Gunthis) im Canton Wallis, † am 17. Mai 1872 zu Bonn. R. war der Sohn eines wohlhabenden Winzers. Bis zu seinem 13. Lebensjahre sprach er nur französisch. Nachdem er bei einem Geistlichen der Nachbarschaft deutsch gelernt hatte, besuchte er die Jesuitengymnasien zu Brieg und Sitten. 18 Jahre alt entschloß er sich, Jesuit zu werden; der Unwille über die Monita secreta, die ihm in die Hände fielen, soll den ersten Anstoß dazu gegeben haben. Am 15. September 1829 trat er in das Noviciat zu Stäffis (Estavayer). Seine Studien machte er in den Collegien zu Brieg und Freiburg; 1840 wurde er zum Priester geweiht. Von 1842 an lehrte er Dogmatik zu Freiburg, vom Herbst 1845 an zu Luzern an der damals den Jesuiten übergebenen Lehranstalt. Daneben war er als Prediger thätig, während des Sonderbundskrieges auch als Feldpater. Nach dem unglücklichen Ausgange des Krieges floh er Ende November 1847 nach Oleggio bei Novara. Die dort sich sammelnden Jesuiten mußten sich aber schon im Januar 1848 wieder zerstreuen, da die piemontesische Polizei sich außer Stande erklärte, sie zu schützen. R. hielt sich kurze Zelt in Linz und Gries auf und wurde dann Hauslehrer bei Siegwart-Müller, [50] der sich von Luzern nach Rappoltsweiler im Elsaß geflüchtet hatte. Auch dort war er als Prediger thätig. Im September 1849 wurde er als Professor der Dogmatik in das Collegium zu Löwen berufen, schon im August 1850 aber nach Deutschland gesandt, um dort mit anderen Jesuiten Missionen zu halten. Als Missionsprediger und Beichtvater war er nun fast 20 Jahre thätig, je 10–14 Tage an sehr vielen Orten in Nord- und Süddeutschland, auch in Prag und in der Schweiz und zu Kopenhagen. Von 1858–1862 war er ständiger Prediger in Paderborn. Außer Predigten hielt er an vielen Orten auch Conferenzen (Religionsvorträge für Gebildete) und Exercitien (geistliche Uebungen). Von Ostern 1872 an wohnte er in Bonn, hielt dort noch Conferenzen, starb aber bald infolge eines Schlaganfalles. Als R. noch in der Schweiz weilte, schrieb er einige Aufsätze für eine Zeitschrift und die Broschüre „Les Jesuites en Valais“, 1844. In Deutschland erschienen von ihm: während der Mission zu Frankfurt a. M. 1853 eine kleine Broschüre „Das alte Lied: Der Zweck heiligt die Mittel, im Texte verbessert und auf eine neue Melodie gesetzt“ (er erklärte damals auch, er wolle dem 1000 Gulden geben, der ein von einem Jesuiten verfaßtes Buch, welches den Grundsatz: Der Zweck heiligt die Mittel, lehre, der Heidelberger oder der Bonner juristischen Facultät vorweise); ferner „Die Grundirrthümer unserer Zeit“, Heft II der von seinen Ordensgenossen zu Maria-Laach herausgegebenen „Stimmen aus Maria-Laach“ (Die Encyclica Pius’ IX. vom 8. December 1864), 1864, und ein kleiner Aufsatz „Was ist Christus?“ in dem 1. Hefte der „Stimmen aus Maria-Laach“ von 1872. Diese schriftstellerischen Arbeiten sind ganz unbedeutend. Um so bedeutender war R. als Prediger, der gewaltigste und wirksamste Prediger deutscher Zunge, den die Jesuiten in diesem Jahrhundert gehabt haben. (Einige gegen seinen Willen nach stenographischer Aufzeichnung gedruckte Predigten lassen das nicht erkennen.) R. war in seiner äußeren Erscheinung und in seinem Benehmen das Gegentheil von dem, wie man sich gewöhnlich einen Jesuiten vorstellt: sehr corpulent, unbefangen, gesprächig und geradeaus, voll gesunden Witzes und derben Humors. Ich habe ihn wiederholt darüber scherzen hören, daß er kein Jesuit nach der Schablone sei, daß er es niemals zu etwas im Orden bringen, nie Rector, Provinzial oder dergleichen werden werde u. s. w. So viel aus seiner Biographie zu ersehen ist, ist er nicht einmal Pater professus geworden.

J. Knabenbauer, Erinnerungen an P. Roh, in den „Stimmen aus Maria-Laach“, 3. Bd. (1872), S. 93. – J. Imhof (B. Leu), Die Jesuiten in Luzern, 1848 S. 65, 69, 71.