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ADB:Rittinger, Peter von

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Artikel „Rittinger, Peter v.“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 702–703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rittinger,_Peter_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:07 Uhr UTC)
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Rittinger Peter Ritter v. R., k. k. Ministerialrath in Wien, ausgezeichneter Montanist, namentlich auf dem Gebiete des Bergmaschinen- und des Aufbereitungswesens, war als der Sohn armer Eltern, die er überdies schon frühzeitig verlor, am 23. Januar 1811 zu Neu-Titschein in Mähren geboren. Nur durch mildthätige Unterstützung von Gönnern und durch Ertheilung von Unterricht gelang es dem schon in der Volksschule durch einen hohen Grad geistiger Begabung sich auszeichnenden Jüngling, das Gymnasium zu besuchen, dann an der damaligen Universität Olmütz philosophischen, rechts- und staatswissenschaftlichen Studien obzuliegen. Nebenbei besuchte er die Vorlesungen über [703] Landwirtschaft und betrieb mit großer Vorliebe Mathematik und Physik, sodaß er sich nach Beendigung der juristischen Studien entschloß, das montanistische Fach für seinen künftigen Beruf zu wählen. Er bezog in dieser Absicht die Bergakademie in Schemnitz, welche er 1839 mit ausgezeichnetem Erfolge absolvirte. Schon damals trat er mit einer ersten Publication „Freie Perspectiv-Zeichnung“ (1839), die er dem damaligen Präsidenten des Bergwesens Fürsten v. Lobkowitz widmete, hervor. Nach kaum zurückgelegtem Examen im Bergfache wurde er bereits 1840 zum Pochwerks-Inspector in Schemnitz ernannt und zeichnete sich durch die Einführung wesentlicher Verbesserungen in der Erzaufbereitung so vortheilhaft aus, daß er 1843 und 1844 zugleich auch die Stelle eines Oberbergverwalters auf dem Windschachte bei Schemnitz übertragen erhielt. Im J. 1848 wurde ihm dann die Leitung der Schurfarbeiten auf Steinkohlen in Böhmen und Mähren übertragen und die Stelle eines Kunstmeisters verliehen. Im J. 1849 sehen wir ihn als Vorstand des Bergamtes Joachimsthal thätig. Damals publicirte er eine Abhandlung über den Spitzkasten-Apparat. Schon 1850 wurde er als Sectionsrath für das Kunst-, Bau- und Aufbereitungsfach nach Wien berufen, erhielt 1864 den Titel und Charakter eines Ministerialraths, nachdem ihm bereits 1863 der Orden der eisernen Krone III. Cl. und damit der persönliche Adel verliehen worden war. Zum wirklichen Ministerialrath (1868) ernannt war R. dem Ackerbauministerium zugetheilt, zugleich aber auch für das Salinen-, Kunst- und Bauwesen im Finanzministerium thätig. Seine praktischen Leistungen auf dem Gebiete der Erzaufbereitung sind allgemein anerkannt; er galt mit Recht als eine Autorität ersten Ranges in diesem Fache und erfreute sich eines weit über die Grenzen seines engeren Vaterlandes reichenden Rufes. R. war aber nicht allein praktisch thätig, sondern suchte auch seine Erfahrungen und sein reiches Wissen durch sehr zahlreiche Publicationen weiteren Kreisen mitzutheilen. Unter seinen zahlreichen Schriften sind als besonders bemerkenswerth zu bezeichnen: „Bericht über die Pariser Ausstellung“ 1855; „Ueber Centrifugal-Ventilatoren“ 1858; „Ueber Rohr-Turbinen“ 1861, in 2. Auflage 1865; „Bericht über die Londoner Ausstellung“ 1862; besonders wichtig ist: „Lehrbuch der Aufbereitungskunde“ 1867, in welchem Werke er seine langjährigen Erfahrungen in diesem Fache niederlegte. Dazu erschien 1870 ein Nachtrag. Dieses Werk wurde in fast alle Cultursprachen übersetzt. Weiter veröffentlichte R. einen „Bericht über die Pariser Ausstellung“ 1867 und zahlreiche Abhandlungen über Aufbereitungskunst- und Baufach-Gegenstände von 1851 bis 1872 in Fachzeitschriften. R. war Mitglied vieler technischen und volkswirthschaftlicher Vereine und wurde bei der Pariser Ausstellung 1867 für seine Verdienste durch Verleihung der goldenen Medaille geehrt. Am 7. December 1872 überraschte ihn ein frühzeitiger Tod in Wien.

Oesterr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1872, 417.[WS 1]


Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe auch den Artikel bei Wurzbach, BLKÖ.