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ADB:Riediger, Adam

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Artikel „Riediger, Adam“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 360–362, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riediger,_Adam&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:25 Uhr UTC)
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Riediger: Johann Adam R., auch Ridiger, Rüdiger oder Riedlinger, Landmesser und Kartograph, wurde am 6. Januar 1680 vermuthlich im Bisthum Würzburg von katholischen Eltern geboren. Ueber seine Jugend liegen nur schwankende und einander widersprechende Nachrichten vor. Wahrscheinlich ist es, daß er eine Studienanstalt des Jesuitenordens besuchte und hier einen guten Grund namentlich im Latein und in der Mathematik legte. Später hielt er sich zu seiner weiteren Ausbildung längere Zeit in Frankreich und Italien auf und gewann ausgebreitete Kenntnisse auf dem Gebiete des Ingenieurwesens. 1703 begab er sich nach Ungarn und nahm als Genieofficier an verschiedenen Feldzügen der Kaiserlichen gegen die Aufständischen unter Franz Rakoczy theil. Nach der Niederwerfung der Rebellen kehrte er nach Deutschland zurück und trat aus nicht näher bekannten Gründen zum reformirten Glauben über. Bald darauf kam er nach der Schweiz, verheirathete sich mit Sophie Gyger aus Glarus und ließ sich in Zürich als Feldmesser und Lehrer der mathematischen und technischen Wissenschaften nieder. Bald verband ihn eine enge Freundschaft mit dem berühmten Arzt und Naturforscher Johann Jacob Scheuchzer und dessen Bruder Johannes. Als 1712 der Toggenburger Krieg zwischen Zürich und Bern einerseits und dem Abt von St. Gallen nebst den 5 Orten andrerseits ausbrach, trat R. mit dem jüngeren Scheuchzer als Feldingenieur bei den zürcherischen Truppen ein und wohnte den Gefechten von Bremgarten und Vilmergen bei. Bald nach dem Frieden von Aarau im August 1712 gaben beide gemeinsam einen von R. gezeichneten und dann in Kupfer gestochenen „Grundriß des Treffens bei Bremgarten oder der sogenannten Staudenschlacht“ heraus, der durch Genauigkeit und gefälliges Aussehen die Aufmerksamkeit maßgebender Kreise erregte, so daß R. in den nächsten Jahren eine Reihe von amtlichen Aufträgen zur Anfertigung ähnlicher Vermessungsarbeiten und Plänen erhielt. Viele von diesen haben sich in schweizerischen Archiven und Bibliotheken, namentlich in Bern erhalten, andere sind verschollen, nur wenige im Druck erschienen. Aus der Zeit des Toggenburger Krieges stammt noch ein Plan des Gefechtes bei Hütten im Kanton Zürich und eine Darstellung der Beschießung von Baden im Aargau durch die reformirten Truppen. Als infolge des Aarauer Friedens die katholischen Orte von der Mitherrschaft über die Grafschaft Baden und das untere Freiamt im Reußthale ausgeschlossen worden waren, entwarf R. eine große Karte dieses Amtes, die er erst 1714 vollendete und der Regierung von Zürich überreichte. In diesem Jahre steuerte er auch zu der „Beschreibung des löbl. Orths und Stands Glarus“, die Johann Heinrich Tschudi veröffentlichte, 3 Kupferstiche, Grundrisse der Orte Glarus und Schwanden und eine Uebersichtskarte der Glarner Alpen bei. Bald darauf widmete er eine Copie seiner Freiamtskarte dem Kriegsrathe des Kantons Bern. Da man auch hier seine Geschicklichkeit zu schätzen wußte, beauftragte man ihn, einen Plan des Kandercanals und der Gegend um Thun und weiterhin eine große Karte der Grafschaft Baden zu entwerfen. Beide Blätter kamen 1716 zur Ausführung und fielen zur vollen Zufriedenheit der Besteller aus. R. gab sich nun der Hoffnung hin, noch weiterhin mit ähnlichen Arbeiten [361] für amtliche Zwecke beschäftigt zu werden. Er siedelte deshalb von Zürich nach Bern über, ließ sich in dem Dorfe Kehrsatz nieder und erhielt auch bald das Bürgerrecht. Die Bernische Regierung verwendete ihn nun in den nächsten Jahren zu einer genauen Vermessung und kartographischen Darstellung ihrer Domänen, zunächst der kleineren, dann auch der größeren. Die Originalblätter sind meist noch im Berner Staatsarchiv vorhanden. 1718 vollendete er, um nur die wichtigsten Werke anzuführen, die Mappirung der Klostergüter zu Interlaken und der Domäne Könitz, 1719 die Herrschaften Inkwyl, Thunstetten, Hinterkappelen, Hofen und Illiswyl, 1720 eine neue große Karte der Herrschaft Baden und des unteren Freiamtes in 9 Blättern, für die er 428 Thaler erhielt, 1723 die Herrschaft Bremgarten, 1724 das Gebiet von Payerne, 1725 die Stadt Bern sammt ihren Festungswerken, 1727 eine Chorographische Landtafel der beiden Freiämter, 1729 die Aemter Murten und Wiflisburg, endlich 1733 eine Generalkarte der Grafschaft Thurgau. Zahlreiche andere Arbeiten betreffen einzelne Ortschaften, Flußläufe, Bewässerungsanlagen, Wälder und Landstraßen. Die meisten dieser Karten zeichnen sich durch weitgehende Genauigkeit, vorzügliche technische Ausführung und bemerkenswerthen künstlerischen Schmuck an Wappen, Kartuschen, Gebäudeansichten und allegorischen Darstellungen aus. Außerdem beschäftigte sich R. in seinen Mußestunden mit der Anfertigung von Globen, von denen ein Erd- und ein Himmelsglobus aus dem Jahre 1733 noch heute in der Berner Stadtbibliothek zu sehen sind. Sie bestehen aus je einer hohlen Glaskugel, deren Innenfläche er in äußerst mühsamer und doch ungemein sorgfältiger Weise mit gezeichneten und colorirten Globussegmenten beklebte, die er durch die Fußöffnung einführte. Er widmete diese Globen dem akademischen Senat zu Bern in der Hoffnung, daß ihm diese Behörde eine Lehrerstelle für Mathematik übertragen würde. Als aber seine Erwartung fehl schlug und auch die kantonale Regierung es ablehnte, ihn durch ein Staatsamt zu fesseln, so folgte er 1737 einem Rufe des Herzogs Carl Alexander von Würtemberg nach Stuttgart. Hier wirkte er als Ingenieurhauptmann und unterrichtete außerdem die drei Söhne seines Herrn in den militärischen Wissenschaften. Indessen vermochte er auch in seiner neuen Heimath nicht festen Fuß zu fassen. Namentlich die .Launen des jungen Herzogs Carl Eugen sagten ihm nicht zu, und so entschloß er sich 1743 auf Einladung des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Culmbach nach Bayreuth überzusiedeln. Hier erhielt er den Auftrag, das ganze Fürstenthum zu vermessen und eine genaue Karte zu entwerfen. In mehrjähriger Arbeit nahm er zunächst das Oberland mit den Städten Bayreuth, Culmbach, Hof und Wunsiedel auf. Die Karte ließ er durch den kaiserlichen Geographen Matthäus Seutter in Kupfer stechen und unter dem Titel „Tabulae Principatus Brandenburgico-Culmbacensis sive Baruthini pars superior“ in Augsburg veröffentlichen. Dann ging er an die Mappirung des Unterlandes, doch kam er damit nicht zu Ende, denn mitten in der Arbeit erkrankte er und starb am 13. November 1756 zu Bayreuth. Seine nachgelassenen Entwürfe gingen in den Besitz Seutter’s über, der nach ihnen mit Hülfe anderer Quellen eine zweite Karte mit gleichlautendem Titel, nur mit der abweichenden Bezeichnung pars inferior herausgab. Beide Blätter wurden später von Seutter’s Erben Tobias Konrad Lotter in Augsburg noch wiederholt aufgelegt.

J. H. Graf, Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften in bernischen Landen, Heft III, Bern u. Basel 1889, S. 63–64. – Derselbe, Der Kartograph Johann Adam Riediger: IX. Jahresbericht der Geogr. Gesellschaft in Bern 1888/89, S. 162–164. – Riediger’s kartographische [362] Arbeiten verzeichnet die Bibliographie der Schweizerischen Landeskunde; Fascikel II, Bern 1892–96 (Vgl. Register unter Riediger und Rüdiger).