ADB:Reypchen, Georg
[1], verfaßte „ein schön neuw Spil von den siben Weysen aus Griechenland sampt einem Epicureer, darauß man beyde, Bürgerliche zucht vnd rechte Gottesforcht, erlernen mag: Auch wie ein armer Sünder sich zu Gott soll bekeren“ (Pforzheim 1559). Dasselbe erlebte in Sindelfingen am 20. Februar 1558 eine Aufführung. In der poetischen Widmung an den Schultheißen, Bürgermeister, Gericht und Rath der Stadt Sindelfingen nennt er sein unbedeutendes Stück selbst einen Bettelsack, doch edel und gut ist sein Geschmack dem, der es liest aus Herzensgrund. Er empfiehlt sein Stück jedem, der zur Engelschaar kommen wolle, der lerne das Spiel auswendig.
Reypchen: Georg R. (Reypchius), aus Kronstadt in Siebenbürgen, Pfarrer in Sindelfingen in Württemberg„Ein armer Bettler, bloß und nackt,
Will er voll haben seinen Sack,
So nimpt er einen guten Stab
Und sammlet die Gassen auf und ab;
Also hab ich auch viel Mühe vollbracht,
Bis ich dies Spiel hab zusammengebracht,
Aus vielen Büchern gemacht also,
Hie genommen ein Spruch, den andern do.“
Zuerst läßt er die sieben Weisen auftreten und ihre Sprüche hersagen. Er benutzte dazu des gekrönten Poeten und Geschichtsschreibers Kaspar Brusch (s. A. D. B. III, 453) um 1550 verfaßtes Spiel, eine Paraphrase des Ludus septem sapientum des Joachim Camerarius. Dann hören zwei junge Gesellen, Schlemmer und Schlucker, beim Weine die von den Engeln gesungenen zehn Gebote, sowie die von der edlen Weisheit mit ihren zwei Töchtern vorgetragenen Lehren an. Hierzu benutzte R. Gengenbach’s Spiel von den zehn Altern der Welt (s. A. D. B. VIII, 566). Eins der Weltkinder wird bekehrt, das andere stirbt unbußfertig. Das Spiel, über das der Diakonus und Schulmeister Jacob Cappler zu Sindelfingen ein höchst schmeichelhaftes Urtheil in Versen fällte, steht in einem losen Zusammenhange mit den Dramen der Everymangruppe.
- Goedeke, Everyman, Homulus und Hekastus. Hann. 1868, S. 110 f. – Derselbe, Grundriß II, 382.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 360. Z. 8 v. o.: Reypchen war 1553 Diakonus in Groß-Ingersheim, kam noch im gleichen Jahre nach Sindelfingen und starb am 12. Juni 1598, 70 Jahre alt. [Bd. 30, S. 792]