ADB:Reymann, Daniel Gottlob
Königs und die 1788 erfolgte Ernennung zum Inspector der Plankammer, die Zufriedenheit, welche der König selbst über einige seiner Arbeiten äußerte, belohnten ihn für die angestrengte Arbeit dieser Jahre, in welchen die damals in Preußen übliche, fast geheimnißkrämerische Behandlung des Kartenwesens seine Stellung einerseits erschwert, andererseits mit einer ganz besonderen Würde ausgestattet hatte. 1806/7 hatte er das Verdienst, die Plankammer beim Anrücken der Franzosen nach Königsberg zu retten und erst 1815 kehrte er mit derselben nach Berlin zurück. In seinem 40. Dienstjahre durch die Verleihung des rothen Adlerordens III. Classe ausgezeichnet, trat er 1837, nur vier Monate vor seinem Tode, wegen geschwächter Augen als Hauptmann in den Ruhestand, nachdem er die Leitung seines größten Werkes, des geographischen Specialatlas von Deutschland und den Nachbarländern im Maßstabe von 1:200,000 schon 1836, nach dem Erscheinen des 142. Blattes, an Professor Berghaus abgegeben hatte. Erst durch v. Oesfeldt, später durch Handtke fortgeführt, war das große, von Friedrich Wilhelm III. mit veranlaßte Werk auf mehr als 330 Blätter, d. h. ¾ des Ganzen gediehen, als es vom preußischen Generalstab 1876 durch Kauf übernommen wurde. Ein gut Stück Geschichte deutscher Kartographie liegt zwischen diesem Datum und dem Erscheinen der sechs ersten Sectionen (Wieck, Arcona, Stralsund, Bergen, Demmin, Anclam) im Unglücksjahr 1806, dessen düstere Geschicke sofort die Publication unterbrachen. Die ursprünglich nur für Deutschland geplante Karte wurde 1844 von Grodno bis Paris ausgedehnt und von 342 auf 462 Sectionen vermehrt. Das Werk ist wesentlich in Kupferstich hergestellt, ausgenommen eine Anzahl von Sectionen der Nachbarländer, und ist trotz seines nun einem Jahrhundert bald sich nähernden Alters in allen Blättern so gründlich durchgeführt, als die vorhandenen Materialien es zuließen. Das Urtheil, welches der competenteste Richter, E. v. Sydow, gefällt hat: „Die Grundlage der Reymann’schen Karte ist eine so durchaus gediegene, der Maßstab für die rechte Mitte zwischen topographischer Specialität und allgemeiner Uebersicht ein so glücklich gewählter …, daß sie für viele Bedürfnisse den Mangel topographischer Specialkarten ersetzt“, hat sich bis heute als das zutreffendste bewährt. In einem Gebiete so vielfältig verschiedener, nach Zeit, Art und Güte fast ins Unmögliche auseinandergehender Landesaufnahmen wie Centraleuropa, war dieses einheitliche Kartenwerk eine Leistung von allgemeinerer Wichtigkeit, es erwarb sich einen Weltruf und [359] in Deutschland, von dessen Officieren im Kriege von 1870/71 gegen 5000 mit der Reymann’schen Karte ausgestattet waren, erkannte man ihm mit Recht ein nationales und wissenschaftliches Verdienst zu.
Reymann: Daniel Gottlob R., Kartograph, geboren zu Lüben in Schlesien am 24. November 1759, † zu Berlin am 20. October 1837. Als Sohn eines Zimmermanns in Plan- und Meßarbeiten frühe eingeführt, bildete sich R. unter der Bauinspection Liegnitz zum Geometer aus und legte, kaum dem Knabenalter entwachsen, bei Wiederaufbau von Jauer Proben seiner Tüchtigkeit ab. Als 1778 der bairische Erbfolgekrieg drohte, trat er als Conducteur d. h. Ingenieur-Geograph in die Armee ein. Seine Vorbildung erleichterte ihm hier das Eingehen auf die neuen Gesichtspunkte, welche einer der vorzüglichsten Topographen dieser Zeit, der Ingenieurmajor Müller, in militärgeographischen Arbeiten festhielt. Nach Potsdam berufen, wurde R. längere Zeit hindurch ausschließlich mit der Herstellung von Karten für den militärischen Gebrauch beschäftigt; die große Kriegskarte in 240 Blättern und die Kriegskarte von Schlesien sind Zeugen einer angestrengten Thätigkeit, welche er hier in großer Stille während der 80er Jahre entfaltete. Die Verwaltung der Kartensammlung des- Neuer Nekrolog der Deutschen 1837, II. – Mittheilungen von Carl Flemming in Glogau. – E. v. Sydow’s Berichte über den kartographischen Standpunkt Europas in den Geogr. Mitth. bes. 1857 und 1872.