ADB:Reinwardt, Kaspar George Karl
Gellert’s, gab ihm den ersten Unterricht, starb jedoch früh. Die Mutter Catharina Goldenberg leitete die Erziehung weiter und legte wohl den Grund zu der ihn durchs Leben begleitenden Gemüthsreinheit und Bescheidenheit. Zugleich unterrichtete ihn der Bruder der Mutter, Melchior Goldenberg, zu Hause, und er besuchte das Gymnasium von Lennep. Ein älterer Bruder Caspar’s war nach des Vaters Tode zu einem verwandten Apotheker nach Amsterdam gezogen und übernahm 1787 dessen Apotheke; es wurde der Anlaß, daß Caspar um diese Zeit als Apothekerlehrling nach Amsterdam ging. Er widmete sich besonders der Botanik, studirte aber zugleich an dem Athenaeum illustre von Amsterdam Medicin und[WS 1] erhielt schon im Alter von 27 Jahren die Professur für Naturgeschichte an der Hochschule von Harderwijk, zugleich unter Ernennung [112] zum Doctor der Medicin und Naturgeschichte an dieser Hochschule, honoris causa. Seine Antrittsrede hieß: „Over de geestdrift waarmede de beoefenaars der Naturlijke Historie, en inzonderheid der Kruidkunde voor hunne studiën zijn“. R. war des Holländischen in einer Weise mächtig, daß man seine deutsche Abkunft nicht erkannte; das Lateinische schrieb er geläufig und im Griechischen war er bewandert. Aus den in Harderwijk zugebrachten Jahren, den glücklichsten seines Lebens, stammt eine „Geographische Betrachtung der Flora Hollands“, welche de Vriese nach seinem Tode (Tuinbouw-Flora III, 323, 1857) herausgegeben hat. 1803 bekleidete er das Rectorat und trat von demselben ab mit einer Rede: „Over de voortreffelijkheid der hedendaagsche scheikunde ter verklaring der verschijnschelen van natuur en nijverheid“. Im J. 1808 ernannte ihn König Ludwig Napoleon zum Director eines zu errichtenden königlichen botanischen und zoologischen Gartens in Verbindung mit einem naturhistorischen Museum, welches Institut erst nach Soestdijk, dann nach Haarlem und endlich nach Amsterdam verlegt wurde, wodurch R. gezwungen war, seinen Aufenthaltsort stets zu wechseln. Vor seiner Abdankung ernannte der damalige König von Holland, Ludwig Napoleon, ihn zum außerordentlichen Professor der Chemie und Pharmacie und zum ordentlichen der Naturgeschichte an der „durchlauchtigen Schule“ von Amsterdam, welche Aemter er am 5. November 1810 mit einer lateinischen Rede: „Ueber die rechte Art Chemie und Naturgeschichte zu studiren“, antrat. Abgesehen von anderen wissenschaftlichen Bethätigungen aus dieser Zeit widmete er sich besonders einer ihm von der französischen Regierung aufgetragenen Untersuchung über die Bereitung des Indigo aus der Isatis tinctoria. 1815 wurde er zum „Directeur over de zaken van den Landbouw, Kunsten en Wetenschapen op het eiland Java en Onderhoorigheden“ ernannt, und hiermit beginnt die Glanzperiode seines Lebens. Erst im Frühjahr 1816 konnte er sich mit einem Zeichner und einem Präparator nach Ostindien begeben, wo er sich 6 Jahre lang den verschiedenartigsten Aufgaben mit großem Erfolge widmete. Er reformirte das ganze sehr im Argen liegende Schulwesen und das Medicinalwesen, er suchte den Landbau zu heben durch eine bessere Kenntnißnahme der einheimischen Pflanzen und durch Versuche mit Culturen von auf Java fremden Gewächsen, er gründete den botanischen Garten von Buitenzorg mit dem Plane, dort alle Pflanzen des Archipels zu vereinen und war dessen erster Director, er stellte Untersuchungen an über die Salpeterfabrikation zum Nutzen der Regierungsunternehmung in Sutji, allein die Regierung befolgte seine Rathschläge nicht und mußte die Fabrikation aufgeben; auch der Regierungsmünze in Surabaja lieh er seine Rathschläge. Im J. 1821 brachte er neues Leben in die „Bataviaasch genootschap van Kunsten en Wetenschappen“ und publicirte (1823) daselbst eine Abhandlung: „Over de hoogte en verdere natuurlijke gesteldheid van eenige bergen in de Preanger Regentschappen“. Als Hauptaufgabe seiner Thätigkeit aber sah er die Durchforschung des ostindischen Archipels in naturhistorischer Hinsicht an. 1817 schon bereiste er Ostjava im Gefolge der Generalcommissäre Elout und van der Capellen und sandte im October die erste große Sammlung von Naturalien nach Holland, welche aber durch Schiffbruch verloren ging. Im October 1818 bestieg er den in heftiger Eruption befindlichen Gunung Guntur im Preanger und berichtete über seine Beobachtungen im Bat. Courant vom 7. November. Die 2. und 3. große Naturalien- und ethnographische Sammlung, welche er im J. 1818 und 1819 nach Europa sandte, hatte dasselbe Loos wie die erste, die beiden Schiffe gingen zu Grunde und mit ihnen die Sammlungen. 1819 wurden seine Reisen auf Java im Preanger und in benachbarten Gegenden fortgesetzt, er berichtete darüber in dem Bat. Courant vom 5. Juni und 25. September 1819. [113] Die späteren Sammlungen Reinwardt’s verfolgte nicht das gleiche Mißgeschick wie die drei ersten, sie gelangten alle nach Europa in das gerade errichtete naturhistorische Museum von Leiden und in die dortige Alterthumssammlung. 1820 erhielt R. einen Ruf an die Universität der letztgenannten Stadt, blieb aber noch bis 1822 in Indien, um eine große Reise im Archipel auszuführen. Von regierungswegen wurde ihm ein Schiff zur Verfügung gestellt und er ging im Februar 1821 zuerst nach Bima und Timor, um auf letzterer Insel Forschungen nach Kupfererzen anzustellen, dann nach Ombai und Kisser, ferner nach Banda, Amboina, Ternate, Tidore, Halmahera, endlich nach Nordcelebes und zum Beschluß machte er noch eine größere Reise über Java. Im März 1822 kehrte er nach Buitenzorg zurück und traf im October nach sechsjähriger Abwesenheit mit großen Sammlungen in Europa ein. Am 3. Mai 1823 hielt er seine Antrittsvorlesung „über die Bereicherungen, welche die Naturgeschichte durch die Erforschung Indiens erfahren hat“. Eine Publication über seine letzte große Reise fand erst nach seinem Tode, im J. 1858 statt durch das k. Instituut voor de Taal-Land-en-Volkenkunde van Nederlandsch Indie im Haag unter dem Titel: „Reis naar het oostelijk gedeelte van den Indischen Archipel“, mit Abbildungen nach Zeichnungen von Reinwardt’s Reisebegleitern. Ein Jahr nach seiner Rückkehr verheirathete R. sich mit einer Wittwe, welche ihm auch eine Tochter ins Haus brachte, mit denen er bis an sein Ende glücklich lebte. 22 Jahre lang konnte er sich in Leiden dem Unterrichte der Chemie, der Botanik und der Mineralogie widmen; 1832 bekleidete er das Amt des Rector magnificus und trat ab mit einer Rede „Ueber Ursprung und Fortschritt der Geologie“. Es seien von seinen Arbeiten nur noch die folgenden aus einer großen Reihe von Abhandlungen erwähnt: „Ueber die natürliche Fruchtbarkeit der ostindischen Inseln, besonders von Java, und über die wahrscheinliche Ursache derselben“ (1827); „Ueber den Charakter der Vegetation auf den Inseln des indischen Archipels“ (Berlin 1828); „Ueber das Entstehen von Kalk und das Wachsthum der Muscheln und Korallenbänke in tropischen Meeren“ (1831); „Ueber die Art und den Ursprung der eßbaren Vogelnester auf Java“ (1838). Im Jahre 1845 ließ R. sich pensioniren und starb am 6. März 1854 im Alter von 81 Jahren.
Reinwardt: Caspar George Karl R. wurde am 5. Juni 1773 in der preußischen Stadt Lüttringhausen (Reg.-Bez. Düsseldorf) geboren. Die Familie zog bald nach seiner Geburt nach dem nahen Lennep; der Vater, Johann George, ein Schüler- Hauptquelle: P. J. Veth, Ontdekkers en onderzoekers, 7 Levensschetsen, Leiden 1884, p. 95–149, welche vortreffliche Arbeit auf einer Reihe von Biographien an folgenden Orten basirt: Handel. d. Alg. Verg. v. d. Maatschappij v. Ned. Letterk. te Leiden 1854. – Versl. en Mededeel. d. k. Akad. v. Wetensch. 1854. – Allg. Konst- en Letterbode v. 18. März 1854. – Beknopt Biogr. Handwoordenboek van Nederland, art. R. – Geschiedk. overzicht v. d. beoef. d. Kunsten en Wet. in Ned. Indie in Tijdschr. v. Ned. Indie von v. Hoëvell. – Kronijk v. N. Ind. door P. Mijer, ibid. – Nalezingen in oude Javasche Couranten in Ind. Magazijn 2. twaalftal. – Gesch. d. Nederlanders buiten Europa, von v. Kampen, III, St. II. – Verh. over 3 groote steenen beelden in 1819 uit Java overgezonden door Reuvens. – Reis naar den oost. ged. v. d. Ind. Arch. von de Vriese, 1858 u. s. w.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: nnd