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ADB:Reinke, Johann Theodor

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Artikel „Reinke, Johann Theodor“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 88, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reinke,_Johann_Theodor&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:13 Uhr UTC)
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Reinke: Johann Theodor R. (Ingenieur), geboren in Hamburg am 13. April 1749, eines Lohgerbers Sohn. Nach seines Vaters Tode fand der kaum 13jährige Sohn Aufnahme im Hause des berühmten Architekten Sonnin und dessen Unterweisung im Lateinischen, in der Mathematik und andern Zweigen des Wissens, und zwar mit solchem Erfolg, daß der junge R. schon im 15. Lebensjahre Privatunterricht ertheilen konnte. Später übernahm er daneben auch mechanische Arbeiten für Privatpersonen, z. B. für den Kaufmann Olde die Einrichtung einer Kupferwalzmühle in Poppenbüttel, einem Dorfe bei Hamburg, für welchen Zweck er nach England reiste, um dortige Einrichtungen dieser Art zu studiren. Daselbst lernte er auch das Verfahren der Kupferbeschlagung von Seeschiffen kennen, welches er 1782 in Hamburg einführte. Im J. 1787 entwarf er auf Wunsch der Commerzbehörde eine Karte der Elb- und Wesermündungen, die erste zuverlässige ihrer Art. In demselben Jahre ernannte ihn, auf Empfehlung des Syndikus Sillem, der Senat zum Grenzinspector, sowie 1796 zum Strom- und Canalbaudirector. Zur Zeit der französischen Herrschaft in Hamburg erhielt er den Dienst eines Ingenieur ordin. des ponts et chaussées. – Seit 1790 war er thätiges Mitglied der Patriotischen Gesellschaft Hamburgs, deren Zeichnenschule er leitete, wie er auch Vorstand der Section für Garten- und Landbau war. – Eine seiner wichtigsten Arbeiten jener Zeit war (1814) die Dreiecksmessung des Hamburger und angrenzenden Gebiets. Obschon dieselbe wegen mangelhafter Instrumente nicht völlig gelang, so wurde sie doch im Allgemeinen sehr brauchbar erfunden. – Auch als Mitexaminator der Zöglinge der Navigationsschule (der Steuerleute) wurde R. verwendet. Ueberaus sachkundig und nützlich zeigte er sich bei allen Cameraldispositionen über Domanialgrundstücke, Verpachtungen, Gemeindetheilungen, Forstnutzungen u. s. w. Desgleichen begutachtete er auch die Pläne wegen der Entfestigung Hamburgs 1802–7 und 1817 ff. Auch als Schriftsteller in allen in sein Fach einschlagenden Gebieten war er thätig, z. B. über Land- und Gartenbau; über die Nachtsignale an Seeküsten; über die Canalverbindung der Nord- mit der Ostsee. Seine letzte Schrift war die von Pietät gegen seinen Wohlthäter und Lehrer dictirte Lebensbeschreibung Sonnin’s, zuerst in Schlichtegroll’s Nekrolog, sodann erweitert als Buch erschienen. – Dieser verdienstvolle Mann, der auf keiner gelehrten oder polytechnischen Hochschule studirt, der zu seiner Ausbildung keine vom Staat subventionirten Reisen hatte machen können (nur vorübergehend war er in England, in Berlin und Kopenhagen gewesen und zu seiner Erholung hatte er nur den Harz besucht), der mithin fast lediglich Autodidakt war, wurde doch in allen technischen Fragen als Autorität und als praktischer Ingenieur bei einheimischen und auswärtigen Behörden und Fachgenossen anerkannt. – Durch astronomische Arbeiten hatte er die Sehkraft eingebüßt, sonst war er niemals krank gewesen, als er am 31. Januar 1825 plötzlich verstarb.

Neuer Nekrolog der Deutschen, 3. Jahrgang, Bd. I, 183–211. – Hamburger Schriftsteller-Lexikon, Bd. VI, 227–230.