ADB:Porcellis, Jan
Houbraken mit seiner fabulirenden Erzählung viel beigetragen hat. Seine irrigen Angaben gingen dann in unzählige Kunsthandbücher über. Wann er geboren ist, wird nicht angegeben; Immerzeel läßt ihn 1597 das Licht der Welt erblicken, Houbraken macht ihn zu einem Schüler Vrooms und läßt ihn in Leyderdop begraben sein. Nach den neuesten Forschungen stammte er aus Gent, war 1617 in Antwerpen als Meister in die Lucasgilde aufgenommen und befand sich 1622 in Haarlem, wo er als Wittwer am 30. August dieses Jahres zum zweiten Male heirathete. Im J. 1629 hielt er sich im Haag auf und 1632 war er nicht mehr am Leben. Das sind archivalisch beglaubigte Nachrichten aus seinem Leben. Eine künstlerische Anregung dürfte er durch Adam Willaerts erfahren haben. „P. war der erste und vorzüglichste Seemaler, der in Holland arbeitete; van Goyen war in jener Zeit noch nicht aus dem Lernen heraus und Esaias van de Velde war noch nicht geboren. Was Houbraken zum Lobe des Künstlers sagt, entspricht vollkommen der Wahrheit: P. malte höchst natürlich und kunstvoll Schiffe, Seestürme und Strandansichten mit Figuren. Fischer ziehen ihre Boote auf Rollen an das Ufer oder schleppen ihre Ladung in Körben auf ihren Schultern den Strand entlang. Ganz besonders zeichnet sich sein Talent in der Darstellung der Seestürme aus, in welchen er die gewaltigen Blitzstrahlen, die aus den zusammengeballten Wolken brechen, so natürlich gegen die Felsenufer und das schäumende Meer aufleuchten läßt, daß einer Landratte vor dem Seewasser wohl bange werden könnte.“ Seine Bilder kommen übrigens nicht häufig vor. In der Schleißheimer Gallerie ist ein Seestück von ihm, in Darmstadt zwei Marinebilder, in Berlin Schiffe auf der See. Der Künstler war von seinen Landsleuten schon bei Lebzeiten sehr geachtet. Im J. 1628 werden ihm von Ampzing (Beschreibung von Haarlem) zwei Verse gewidmet: „So sei des Porcellis an diesem Orte gedacht, der mit Recht als der größte Künstler in Schiffen geachtet wird.“ P. hat auch radirt; so eine Folge von 12 Bl. mit Schiffen; der Verleger N. Visscher bemerkt auf dem Titelblatt: Notatae a fomsissimo Navium pictore Joanne Percellis. 1627. Eine andere Folge von 17 Bl. stellt Bauern mit [442] Aussichten auf das Meer vor, mit dem Titel: Verscheyden Stranden en Water gezichten.
Porcellis: Jan P., trefflicher Marinemaler. Die Schreibweise des Namens wechselt sehr, man findet ihn auch Percellis, Percelles u. s. w. geschrieben. Als Porcellis kommt er im Trauregister vor und so hat sich der Künstler auch auf einzelnen seiner Werke bezeichnet. Ueber sein Leben bestand in der Kunstgeschichte große Verwirrung, wozu besondersEin Jonas P. lebte 1618 in Antwerpen; man weiß sonst nichts von ihm. Dann spricht man von einem Julius P., der aber apokryph ist. Man verwechselt ihn mit Jan P. II, der vielleicht ein Sohn des älteren Jan war und sich 1658 in Leiden aufhielt.
- Houbraken. – Kramm. – Immerzeel. – Schmidt, im Repertorium, I, 68.