ADB:Pol, Nikolaus
Eber’schen Kalendarien für jeden Tag im Jahr ein Blatt darbietet, versehen mit auf diesen Tag treffenden historisch denkwürdigen Begebenheiten, bei deren Auswahl natürlich P. vorzugsweise auf Breslau und Schlesien Bezug genommen hat. Mehrfach ist dann auf den Folioblättern noch Raum für etwaige handschriftliche Zusätze der Besitzer gelassen. Das Buch ist offenbar sehr verbreitet gewesen, und noch jetzt haben sich in Schlesien über 20 Exemplare erhalten, fast sämmtlich auch mit handschriftlichen Aufzeichnungen versehen, von denen manche nicht ohne Werth sind (vgl. die Untersuchungen B.’s von Prittwitz hierüber in der schlesischen geschichtlichen Zeitschrift Bd. XIII). Von untergeordneter Bedeutung ist dann die 1629 im Druck erschienene „Historia incendiorum in Silesia oder historischer [381] Brand- und Feuerspiegel“. Dagegen sind sehr werthvoll die von P. verfaßten Zeitbücher der Stadt Breslau von 965–1623, von denen sich das von Pol’s Hand sauber geschriebene Manuscript auf der Breslauer Stadtbibliothek befindet. Vermuthlich ward diese Abschrift für den Druck vorbereitet, den aber dann die schwere Kriegsnoth der damaligen Zeit verhindert zu haben scheint. Aus dieser Handschrift hat Büsching von 1813 an die Zeitbücher in 5 mäßigen Quartbänden herausgegeben. Dieselben bilden namentlich für die spätere Zeit eine höchst werthvolle Quelle für die Geschichte nicht nur von Breslau, sondern auch ganz Schlesiens. P. hat ein sehr umfangreiches, vielfach auch handschriftliches Quellenmaterial benutzt, darunter auch selbst für die ältere Zeit Einiges, was uns nicht mehr erhalten ist; und immer wieder wird man ihm nachrühmen müssen, daß er ungleich vielen seiner Zeitgenossen niemals fabulirt, sondern für Alles, was er bringt, seine Gewährsmänner hat, unter ihnen allerdings auch Manche, denen ein kritisch geschulter Historiker sich anzuvertrauen Bedenken getragen haben würde.
Pol: Nikolaus P., schlesischer Chronist, † 1632, ward zu Breslau am 1. December 1564 geboren, wo sein Vater als Diakonus an der Kirche zu St. Maria Magdalena wirkte, aber bereits 1568 der damals grassirenden pestähnlichen Epidemie erlag. Nikolaus bezog, nachdem er in Breslau das Gymnasium besucht hatte, 1583 die Universität Wittenberg, wo er 10 Jahre verweilte, in den letzten Jahren dort auch als Docent thätig. 1593 erlangte er in seiner Vaterstadt eine Anstellung als Ecclesiast bei St. Salvator und zugleich als Lehrer beim Elisabethanum. 1594 zum Diakonus bei St. Bernhardi in der Neustadt berufen, vertauschte er diese Stellung 1596 gegen die gleiche Stellung an der Magdalenenkirche, welche einst sein Vater bekleidet hatte, und in der er bis an seinen Tod am 16. Febr. 1632 geblieben ist. Im J. 1612 hat er ein „Hemerologium Silesiacum Vratislaviense“ herausgegeben, welches nach Art der im 16. Jahrhundert zu Wittenberg vielfach aufgelegten- H. Palm, Quellen und Werth von N. Pol’s Jahrbüchern. Schles. geschichtl. Zeitschr. VI, 297.