ADB:Pflugk, August Julius Edmund
August Meineke übernommen hatte, erwarb er sich unter dieses trefflichen Mannes Leitung ein für einen Schüler ungewöhnliches Maß von Kenntnissen, vornehmlich aber „jenes lebendige Interesse für das Alterthum, welches später die Freude seines Lebens und das Band war, wodurch auch er seine Schüler unwiderstehlich an sich fesselte“. Eines seiner Gymnasialjahre brachte er im Hause des damaligen Oberpräsidenten v. Schoen als Genosse von dessen gleichaltrigem Sohne zu. Zu Michaelis 1821 verließ er die Schule und begab sich nach Berlin, um dort Philologie zu studiren; es gelang ihm bald, zu Böckh und Ideler in ein näheres Verhältniß zu kommen, welches für seine wissenschaftliche Entwicklung von wesentlicher Bedeutung wurde (s. Boeckh’s Bemerkung über ihn in der Praef. zum Corp. Inscr. p. 10). Nach [693] dreijährigem Studium kehrte er Michaelis 1824 nach Danzig zurück und trat sogleich als Hilfslehrer am Gymnasium ein; bereits Ostern 1825 wurde er als ordentlicher Lehrer angestellt und mit dem geschichtlichen Unterrichte auf der obersten Stufe betraut, 1826 wurde er Professor, seit 1833 nur mit philologischem Unterrichte in den Oberclassen beschäftigt. „Wenn es die höchste Aufgabe des Lehrers ist, nicht das einzelne Wissen, sondern das Interesse an der Wissenschaft, nicht den einzelnen Erfolg, sondern die Tüchtigkeit des ganzen Strebens in dem Schüler zu befördern, und das nicht durch äußere Mittel, sondern durch die Mittheilung seiner eigenen Begeisterung für die Sache, so hat er diese Aufgabe in ihrem ganzen Umfange gelöst“ (Marquardt). Leider wurde seine so ausgezeichnete Wirksamkeit bald durch ein körperliches Leiden beeinträchtigt, welches durch übermäßiges Arbeiten und Nachtwachen hervorgerufen und fortdauernd genährt – ihn immer häufiger und auf längere Zeit, namentlich 1831 und 1832, seinem Berufe entzog; eine Badereise nach Teplitz 1834 half wenig, doch schien sein Zustand sich später etwas zu bessern. Einer plötzlichen Unterleibskrankheit erlag er am 15. December 1839. Seine Schüler haben ihm ein Denkmal auf dem Grabe errichtet. – Die früheren Arbeiten Pflugk’s waren im Wesentlichen auf alte Geschichte gerichtet: „De Theopompi Chii vita et scriptis“ 1827 („elegans libellus“ Böckh a. a. O.) und „Rerum Euboicarum specimen“ 1829, bis eine Aufforderung, in der Gothaischen Bibliotheca Graeca den Euripides herauszugeben, ihn von seinen historischen Untersuchungen abzog und ihn ausschließlich sprachlichen und kritischen Studien, für die er besondere Begabung besaß, zuführte. Von 1830 an erschienen 6 Stücke in seiner Bearbeitung; das siebente, der Hercules furens, erst nach seinem Tode 1841; außerdem eine große Reihe kleinerer Arbeiten über Sophokles, Plutarch, Dio Chrysostomus, Arrian, Dionys von Halicarnaß, Dio Cassius und besonders auch zu Tacitus, theils in Schulprogrammen, theils in gelehrten Zeitschriften. Sein werthvoller ungedruckter litterarischer Nachlaß befindet sich in der Bibliothek des Danziger Gymnasiums; seine Emendationen zu Dio Cassius und zu Plutarch’s Moralia hat Marquardt 1846 und 1848 veröffentlicht.
Pflugk: August Julius Edmund P., namhafter Philologe und Schulmann, 1803–1839. In Lychen, einem Städtchen in der Ukermark, wurde er als der Sohn eines Steuerbeamten am 21. November 1803 geboren, genoß seine Schulbildung in Marienwerder, wohin der Vater versetzt war, und seit 1816 in Danzig und zwar hier zunächst auf der Oberpfarrschule zu St. Marien, seit November 1817 auf dem aus der Vereinigung der Marienschule und des Gymnasium academicum hervorgegangenen neuen städtischen Gymnasium. Auf dieser Anstalt, deren Leitung- Programm des Gymnasiums zu Danzig 1840, S. 5 ff. – Marquardt, A. E. Pflugk und sein litterarischer Nachlaß in der „Gymnasial-Zeitung“, Beiblatt zur Zeitschrift für Alterthumswissenschaft, 1841, Nr. 34, S. 276 bis 280, wo sich auch ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften befindet. – Hirsch, Gesch. des Danziger Gymnasiums seit 1814, S. 41–43 (in der Jubiläumsschrift der Anstalt von 1858).