Zum Inhalt springen

ADB:Perthes, Hermann Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Perthes, Hermann Friedrich“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 399–400, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Perthes,_Hermann_Friedrich&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:20 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Perthes, Justus
Band 25 (1887), S. 399–400 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hermann Friedrich Perthes in der Wikipedia
Hermann Friedrich Perthes in Wikidata
GND-Nummer 116091797
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|399|400|Perthes, Hermann Friedrich|Richard Hoche|ADB:Perthes, Hermann Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116091797}}    

Perthes: Hermann Friedrich P., Philologe und Schulmann, 1840 bis 1883, wurde als der Sohn von Clemens Theodor P. in Bonn am 5. Februar 1840 geboren, erhielt seine Schulbildung auf dem Gymnasium der Vaterstadt, dessen Director Schopen auf die Richtung seiner Studien vornehmlich einwirkte. Von Herbst 1858 an studirte er auf der heimathlichen Universität Philologie, besonders bei F. Ritschl und O. Jahn, und setzte von 1861 an seine Studien in Berlin unter Böckh und M. Haupt fort. Im Herbst 1863 promovierte er in Bonn als Dr. phil mit einer Dissertation: „Quaestiones Livianae“, welche wegen einer treffenden Entdeckung über das Entstehen der Lücken im Livianischen Geschichtswerke ein für eine derartige Gelegenheitsschrift [400] ungewöhnliches Aufsehen in Fachkreisen erregte. Nach Ablegung der Schulamtsprüfung trat er im October 1863 in die erste schulmännische Thätigkeit beim Gymnasium in Wesel ein, ging aber bereits Ostern 1865 als Adjunct an das Joachimsthal’sche Gymnasium in Berlin über, wurde im Frühjahr 1868 Rector des Progymnasiums in Moers am Niederrhein und nach 2 Jahren zunächst auftragsweise, dann 1871 definitiv Director des Gymnasium Bugenhagianum zu Treptow a. d. Rega. Schon im Herbste 1873 gab er dieses Amt jedoch auf, um mit dem Titel eines Geheimen Hofrathes in die Privatdienste des Großherzogs von Baden überzutreten und einen Theil des Unterrichts der badischen Prinzen zu übernehmen. Ein immer ernster auftretendes Lungenleiden nöthigte ihn schon Ostern 1876 zum Ausscheiden aus dieser Stellung; er siedelte nach Davos über und eröffnete hier am 1. August 1878 unter dem Namen Fridericianum – nach dem Großherzoge von Baden benannt – eine Unterrichts- und Erziehungs-Anstalt für brustleidende Knaben. Auch diese neue Berufsthätigkeit mußte er auf ärztlichen Rath im Juni 1880 aufgeben; er übertrug die Leitung der Anstalt einem seiner Amtsgenossen und behielt sich selbst nur die Oberleitung vor, die er von Bonn aus, so gut es ging, weiter führte. Hier erlag er seiner Krankheit am 13. Juni 1883. – Leider hat der begabte Mann seine mit so erfreulichem Erfolge begonnenen philologischen Studien in späteren Jahren nicht fortgesetzt; außer der erwähnten Dissertation hat er nur noch einen Aufsatz über die Peleiaden in Dodona und eine exegetische Arbeit über Pindar veröffentlicht. Dagegen wandte sich sein Interesse mehr und mehr dem rein schulmännischen Gebiete zu; von 1873 bis 1876 veröffentlichte er fünf Artikel „zur Reform des lateinischen Unterrichts auf Gymnasien und Realschulen“ nebst einer Reihe dazu gehöriger Schulbücher. Dieser mit einer gewissen Zuversichtlichkeit auftretende Versuch, den gesammten lateinischen Unterricht aus der gewöhnlichen Bahn herauszuführen und die „Wortkunde“ zur Grundlage desselben zu machen, fand in Fachkreisen eine sehr getheilte Aufnahme; P. war nicht mehr in der Lage, mit seiner Methode selbst eine Probe in größerem Umfange anzustellen, die ihn und Andere hätte überzeugen können, und so scheint die Aussicht auf weitere Wirkung der von ihm gegebenen Anregung nicht bedeutend zu sein. Immerhin bleibt es ein namhaftes Verdienst, daß er den Anstoß zu einer fruchtbaren Prüfung und Besprechung des altsprachlichen Elementarunterrichtes gegeben hat.

Perthes’ Selbstbiographie in der Festschrift des Gymnasium Bugenhagianum von 1881, S. 56 ff., ergänzt durch eigene Erinnerungen.