ADB:Pauli, Joachim
Michael Schirmer feiern. Er bezeichnet sich selbst als aus Wilsnack in der Mark, doch findet sich sein Name angeblich nicht in den vom J. 1632 an vorhandenen Taufregistern dieses Städtchens. P. verfertigte als Primaner und hernach als Student der Theologie – er studirte wahrscheinlich in Frankfurt a. d. O. – lateinische und deutsche Gelegenheitsgedichte, von denen eine Anzahl noch vorhanden sind, so [261] z. B. ein Trostlied auf den Tod eines Sohnes von Paulus Gerhardt († im October 1665). Da er sich unter diesem Liede noch SS. theol. Stud. nennt, so hat er damals (im J. 1665) noch keine Anstellung gehabt. Er lebte nach Beendigung seiner Studien in Berlin; eine Zeitlang war er Hauslehrer in der v. Platen’schen Familie. Am 25. Februar 1674 verheirathete er sich in Berlin mit Maria Fehrenholz; in Gedichten, die zur Verherrlichung dieser Feier gedruckt sind, wird er als Candidat bezeichnet. Es ist dieses, soviel uns bekannt, das letzte sichere Datum aus seinem Leben; worauf sich die Angabe, die sich hie und da findet, er sei Prediger in der Nähe von Berlin gewesen, gründet, vermögen wir nicht zu sagen. Als Mitglied der „Fruchtbringenden teutschen Gesellschaft“ hieß er „der Treffliche“. Sein Todesjahr ist so wenig bekannt, wie sein Geburtsjahr. P. gab „Vier geistliche Lieder“ heraus, „dem lobwürdigen Gott zu Ehren und dessen Liebhabern zum besten abgefaßt von Joachimo Pauli“; sie erschienen ohne Angabe von Ort und Jahr; da aber am Schlusse des kleinen Heftchens ein Gedicht von Paulus Gerhardt „auf die vier gegenwärtigen geist- und andachtreichen Gesänge“ sich befindet, welches von Gerhardt als Prediger zu St. Nicolai in Berlin unterzeichnet ist, so muß diese Sammlung vor 1666 erschienen sein. Im J. 1664 erschien bei Christoph Runge in Berlin „ΑΤΩ, Vorgeschmack der traurigen und fröhlichen Ewigkeit u. s. f.“; auch diesem Büchlein ist als Anhang ein Gedicht Gerhardt’s hinzugefügt. In diesem letztgenannten Buche ist zum ersten Male Pauli’s Lied: „Zion, gieb dich nur zufrieden, Gott ist noch bei dir darin“, gedruckt, das nachher eine weite Verbreitung fand. Andere Lieder Pauli’s sind zuerst in den bei Runge erschienenen Ausgaben der „Praxis pietatis melica“ 1664, 1666 und 1672 gedruckt, wie Bachmann (vgl. unten) nachgewiesen hat; so sein bekanntes Weihnachtslied: „O Jesu Christe, Gottes Sohn, wie kommst du doch zu mir“ in der Ausgabe von 1672. Schon seine Zeitgenossen haben Pauli’s schöne Gaben und frommen Sinn gelobt; seine Lieder erinnern nicht selten an diejenigen Gerhardt’s, mit dem er nicht nur bekannt, sondern auch befreundet gewesen zu sein scheint.
Pauli: Joachim P., ein ausgezeichneter Dichter geistlicher Lieder, wird im J. 1656 unter den Primanern des Gymnasiums zum grauen Kloster zu Berlin genannt, welche den Geburtstag des Conrectors- Rambach, Anthologie III, S. 351 ff. – Zeitschrift für christliche Wissenschaft und christliches Leben 1855, S. 46. – J. F. Bachmann, M. Michael Schirmer, Berlin 1859, S. 232 ff. – Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f., 3. Aufl., Bd. 3, S. 342 ff. – Bode, Quellennachweis, S. 126. – Ueber die angeführten Lieder Gerhardt’s vgl. Bachmann, Paulus Gerhardt’s geistliche Lieder, Berlin 1866 (1876), S. 309 f.