Zum Inhalt springen

ADB:Pater, Paul

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pater, Paul“ von August Bertling in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 221–222, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pater,_Paul&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Patenier, Joachim de
Band 25 (1887), S. 221–222 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Mai 2015, suchen)
Paul Pater in Wikidata
GND-Nummer 124585787
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|221|222|Pater, Paul|August Bertling|ADB:Pater, Paul}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124585787}}    

Pater: Paul P., 1656 zu Menersdorf in der Grafschaft Zips in Ober-Ungarn geboren, Sohn des dortigen lutherischen Geistlichen, in seiner Vaterstadt in den Anfangsgründen unterrichtet, empfing in Kaesmark weitere Unterweisung, namentlich von dem Mathematiker David Fröhlich. Als die Verfolgung und Vertreibung der Protestanten in Ungarn eintrat, mußte auch er sein Vaterland verlassen. Er begab sich nach Breslau, wo er zunächst den Beruf des Buchhändlers ergriff. Doch nach kurzer Zeit und infolge besonderer Lebensführung wandte er sich wieder den Studien zu, und betrieb sie auf den berühmtesten Gymnasien der erwähnten Stadt. Sein Fleiß und seine Begabung lenkten bald die Blicke und Interesse seiner Lehrer auf ihn, besonders der beiden: Martin Gauß und Christian Gryphius. Auf ihre Empfehlung und Ansuchen hin nahm ihn der Syndikus von Breslau, Casp. v. Lohenstein, als Lehrer seines Sohnes in sein Haus. Auch Lohenstein’s Gunst erwarb sich P., und ihr ist es zuzuschreiben, daß der Breslauer Rath ihn mit einem Stipendium zum Universitätsstudium auf 5 Jahre bedachte. So verließ er Breslau, auf dessen Gymnasien er schon in den alten Sprachen, der Philosophie und Geschichte große Fortschritte gemacht hatte, begab sich nach Leipzig und von da, als eine Pest ausgebrochen war, nach Jena. Auf dieser Universität, auf der er die früheren Studien fortsetzte, genoß er besonders die Unterweisung und den Umgang der beiden Mathematiker Erhard Weigel und Joh. Andr. Schmid. Durch sie gefördert war er imstande seine Universitätsstudien mit Erlangung der Magisterwürde der philosophischen Facultät abzuschließen. In der ersten Zeit, nachdem er diesen Lohn seines Fleißes errungen, lehrte er nun selbst Mathematik, wie auch griechische und lateinische Litteratur. Doch sein Ruf hatte sich verbreitet, und es erging an ihn die Aufforderung, die Bibliothek zu Wolfenbüttel zu leiten. Er folgte ihr und hat dort das ihm aufgetragene Amt zur Zufriedenheit versehen bis zum Jahre 1688, wo ihn der Magistrat von Thorn als ordentlichen Professor an das dortige Gymnasium berief und er dieser Einladung Folge gab. Am 18. März 1688 trat er die Thorner Professur an mit einer Rede „de iis quae recentiores mathematici in coelo detexerunt“. Siebzehn Jahre verwaltete er dies Amt mit Lehrgeschicklichkeit und Treue, war aber auch schriftstellerisch [222] thätig, begann namentlich 1690 die Herausgabe der für das polnische Reich bestimmten Kalender, für die er ein besonderes Privileg des Königs erhielt. 1705 verließ er Thorn um der Drangsale und Wirren willen, die der schwedisch-polnische Krieg über die Stadt heraufführte. In Danzig suchte und fand er Zuflucht, wie auch einen Mann von Einfluß, der seine Fähigkeiten anerkannte. Der Bürgermeister Joh. Heinr. Schmieden war es, dessen Gunst Paul P. zu Theil wurde und ihm vom Danziger Rathe die Anstellung als Professor der Mathematik verschaffte. Am 25. September 1705 trat P. dies Amt an mit einer Rede „de causis mathematicae pereuntis“, und hat es bis zu seinem Tode mit großen Erfolgen für seine Schüler und sich verwaltet. Dabei unterblieb seine schriftstellerische Thätigkeit keineswegs, wie zahlreiche Publicationen beweisen. Im J. 1711 sogar begann er ein anderes Unternehmen, das der Herausgabe seiner Schriften, namentlich der Kalender, besonders dienstbar sein sollte: er legte mit Erlaubniß des Rathes eine Druckerei an, in der arme Schüler des Gymnasii beschäftigt wurden und mit Rücksicht auf ihre Förderung nur lateinisch gesprochen wurde. Bis zu seinem Tode hat P. diese Officin erhalten. Sie lieferte nicht nur die von P. selbst verfaßten Schriften, auch viele andere, und war wegen der Sauberkeit ihrer Lettern und wegen ihrer Sorgfalt, die auf Satz und Abdruck verwandt war, sehr beliebt. Mit diesen verschiedenen Arten der Thätigkeit erfüllt, verlief sein Leben ohne weitere besondere Geschicke bis zu seinem am 7. December 1724 erfolgten Tode. Die von ihm selbst aufgestellte Grabschrift lautet: Hic situs est Paulus Pater, Mathematum Professor, qui nescivit in vita, quid sit cum morbis conflictari, ira moveri, cupiditate aduri. Decessit vita caelebs MDCCXXIV d. VII. Dec. Pater’s Schriften machen eine ziemlich stattliche Zahl aus. Sie sind theils ethisch-philosophischen, theils mathematischen, theils astronomischen Inhalts, endlich auch am Schlusse seines Lebens didaktischer Art z. B. „Anweisung zur heutigen Schreibkunst“ (Danzig 1724, 4°), „Danziger Schulkatechismus (Danzig 1719, 12°). Seine Publicationen astronomischen Inhalts bestehen meistens in Beschreibung von Himmelserscheinungen seiner Zeit; so die am frühesten erschienene: „duo phaenomena rarissima, alterum luna in cruce, alterum meteorum ignitum“ (Jenae 1682) und eine späteren Datums: „Beschreibung der Sonnenfinsterniß am 12. Mai 1706“ (Danzig 4°). Daneben gab er deutsche und lateinische Gedichte heraus, „Exercitationes Plinianae“ (Thorn 1695) und „Diss. de Germaniae miraculo optimo maximo typis literarum earumque differentia“ - (Lips. 1710).

Vergl. Nova literaria maris Baltici s. a. 1719 pag. 284. Ephr. Praetorii Athenae Gedanenses (Lips. 1713) pag. 166–167, 219, und auch besonders noch „Contuirtes Gelehrtes Preussen“ (Thorn 1725, 8°), 3, 71 ff. Hier wird S. 82 im Anschluß an die Biographie eine „Inscription eines aufgeweckten Kopfes“, eine Grabschrift mitgetheilt, in der P. ziemlich unverblümt des Lasters der Trunksucht beschuldigt wird. Gegen diese boshafte Nachrede wandten sich zwei Schriften: „Ehrenrettung Hrn. Paul Pater’s wider die falschen Auflagen des Gelehrten Preußens entworfen von einem Auditore des Seel. Hrn. Professoris“, Halle 1726 und „Die Ehre des Verblichenen wider die im Gelehrten Preußen enthaltene Beschimpfung Hrn. Paul Pater’s, gerettet von einem des Seel. Hrn. Professoris ehemals gewesenen Auditore“. Frankf. und Leipzig 1727. – Ueber seine Druckerei zu vergl. Löschin, Dr. G., Geschichte der Danziger Buchdruckereien, Danzig 1840.