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ADB:Orth, Zacharias

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Artikel „Orth, Zacharias“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 443–445, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Orth,_Zacharias&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 16:31 Uhr UTC)
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Orth: Zacharias O. (Orthus), lateinischer und griechischer Dichter, aus Pommern gebürtig, wurde zur Zeit der Reformation wahrscheinlich zu Stralsund geboren, und besuchte die Schule zu Lübeck unter Brassanus, vielleicht auch zu Greifswald, da er beim Beginn seiner Studien auf der dortigen Universität (5. Mai 1551) als „Zacharias Orth Grypheswaldensis“ immatriculirt ist. Sodann scheint er sich in Neubrandenburg aufgehalten zu haben, da er bei seiner Inscription in Rostock (November 1555) nach dieser Stadt benannt wird. Auf der Mecklenburger Hochschule verlieh ihm der spätere Hospodar der Moldau, Joh. Jakob Heraklides, welcher bei seinen Fahrten durch Deutschland von Kaiser Karl V. in der Würde eines Comes Palatinus bestätigt war (9. October 1556) die Auszeichnung eines poeta laureatus, während ihn die Facultät (18. Mai 1557) zum Magister promovirte, nachdem er schon längere Zeit Vorlesungen über Homer und Ovid gehalten hatte. Seit dem 1. September 1557 setzte er seine Thätigkeit als Dichter sowie als Erklärer der Classiker in Wittenberg fort, wo ihm Melanchthon eine väterliche Freundschaft und Hülfe bei seinen Arbeiten gewährte, welche O. in seinen Poesien mit innigem Danke hervorhebt. Auch schrieb der berühmte Gelehrte zu der von O. gehaltenen Rede über die Dichtkunst, mit welcher derselbe seine Vorlesungen über Homer’s Odyssee eröffnete, als letztere 1558 im Druck erschien, die Vorrede, welche dem Herzog Johann Friedrich von Pommern O., als dessen Unterthan (Sundensis), mit Wärme empfiehlt. Diese sowie ein an Herzog Philipp I. gerichtetes Gedicht hatten die Folge, daß O. im September 1559 als Professor der Poesie und Geschichte nach Greifswald berufen wurde. Hier erläuterte er u. a. Virgil’s, Ovid’s und Cicero’s Werke, las eifrig sämmtliche Bücher des Herodot und Thucydides, sowie des Bologneser Historikers Polydorus Vergilius († 1555), und gab 1561 eine Uebersetzung der griechischen Geschichte des byzantinischen Platonikers und Historikers Georgios Gemistios Pletho († 1451) heraus, welche er dem Könige Erich XIV. von [444] Schweden widmete. Mit dessen Unterstützung begab er sich (11. September 1561) nach Schweden und trat dort mit dem Erzieher des Königs Heinrich Moller sowie den Freiherren Georg und Karl v. Geer in Verbindung, kehrte aber schon im Frühling 1562 nach Stralsund zurück. Hier veranstaltete er eine den Brüdern v. Geer zugeeignete Ausgabe seiner kleineren lateinischen Gedichte, welche u. a. an Melanchthon, Philipp I., Heraklides, H. Moller, Val. v. Eichstedt gerichtet sind, und auch das auf Philipps I. Tod (14. Februar 1560) bezügliche Epicedium enthalten. Auch veröffentlichte er hier das epische Gedicht zum Lobe der Stadt Stralsund in 588 lateinischen Distichen, durch welches er den meisten Ruhm erwarb. Unter dem Namen „Inclytae urbis Stralsundae origo et res gestae“ schildert dasselbe, gestützt auf die Vandalia von Alb. Krantz, und dem Zeitgeschmacke gemäß mit mythologischen Personen und Begebenheiten gemischt, die Gründung Stralsunds durch Jaromar I. (1209), dann die Zerstörung durch Lübeck (1249), den Sieg beim Hainholz mit der Gefangennahme des Herzogs Erich von Sachsen-Lauenburg und die Erbauung des Rathhauses durch das von ihm empfangene Lösegeld (1316), den Kampf mit den Seeräubern (1391/92), nebst dem Untergang der dänischen Flotte, unter der Führung von Erich XIII. Gemahlin Philippa von England (1429), und endet mit einer Beschreibung der Stadt, ihrer Teiche und Gärten, sowie der benachbarten Insel Rügen, welche für die Culturgeschichte jener Zeit von Bedeutung ist. Das Gedicht, welches am Schluß auch die Verdienste der vier Bürgermeister Franz Wessel, Nik. Gentzkow, Georg Smiterlow und Joach. Klinkow hervorhebt, wurde dem Stralsunder Rath gewidmet, welcher dem Verfasser ein Ehrengeschenk von 30 Thalern durch Gentzkow (s. A. D. B. VIII, 593) am 29. Januar 1562 überreichen ließ. Nach dieser Zeit begab sich O. aufs neue nach Wittenberg, wo er im Laufe des Jahres 1563 eine Reihe historischer Dichtungen in griechischen Distichen herausgab, welche weniger wegen ihres aus älteren Historikern entnommenen Inhaltes, als wegen seiner gewandten Beherrschung der griechischen Sprache merkwürdig sind. Das erste Epos, dem Herzog Albrecht von Preußen gewidmet, behandelt, nach Cuspinianus († 1529), in 45 Elegien die griechischen Kaiser, von Nicephorus (803) bis zur Einnahme Constantinopels. Daran schließt sich die Geschichte der türkischen Sultane. nach Paul Jovius († 1552), in 12 Gedichten, mit einer Widmung an den späteren Kaiser Maximilian II. Das dritte Epos, dem Heraklides zugeeignet, verherrlicht in 65 Elegien die römischen Kaiser von Julius Cäsar bis Constantin VI. und Irene (782); das vierte, dem Kaiser Ferdinand I. gewidmet, die deutschen Kaiser von Karl d. Gr. bis Ferdinand I. in 42 Elegien, von denen jede, ebenso wie in dem vorigen Epos, mit den Bildern der Kaiser in Holzstich verziert ist. In der Folge (1577) behandelte er noch das Leben von Jul. Cäsar, Augustus und Tiberius, in griechischer Sprache und lateinischer Uebersetzung, in einem der Königin Elisabeth von England gewidmeten Buch, welches auch das Lob berühmter Königinnen enthält. Mit Unterstützung des Herzogs Albrecht von Preußen begann O. nun für mehrere Jahre ein Wanderleben: von Königsberg nach Wien, wo er (1564) von Ferdinand I. und seinem Nachfolger Maximilian II. aufs neue zum Dichter gekrönt wurde und ein Wappen erhielt, dann nach Tübingen, von wo er mehrere Briefe an Herzog Albrecht richtete, und nach Frankreich. Von hier kehrte er nach Preußen zurück und empfing 1567 eine Professur in Königsberg, ging aber (1570) wieder nach Stralsund, dann (1572) nach Italien und (1573) nach Köln und starb schließlich, nach einem Aufenthalt in Stettin, am 2. August 1579 in Barth im Hause des Stadtsecretärs Thomas Müller. Die Mehrzahl seiner Bücher mit Randbemerkungen, u. a. das Lobgedicht auf Stralsund, gelangte an die Bibliothek des dortigen [445] Gymnasiums, und wurde letzteres nach dem Handexemplar des Verfassers 1831 von Zober wieder herausgegeben.

Schöttgen, Alt. u. Neues Pommerland, 1721, S. 579, der S. 149 auch das gleichfalls zur Verherrlichung Stralsunds verf. lat. Gedicht des Pastors Jakob Liefer zu Steinhagen, „Prodromus exh. Bellum Sundense, 1316“, Rostock 1639, N. A. Strals. 1715, in 1510 Hex. erwähnt (vgl. Biederstedt, Leb. der Prediger I, S. 72 ff.). – Arnoldt, Hist. der Königsberg. Univ. I, 334. – Rotermund, Forts. v. Jöcher’s G.-L. – Vanselow, Gel. Pomm. – Zober, Z. Orthus’ Lobgedicht a. Stralsund m. s. Leben, 1831; – Briefe des Z. Orthus, 1854. – Kosegarten, Gesch. d. Univ. Gr. I, 205.