ADB:Oesterreicher, Heinrich
Friedrich III. das Recht, daß es von allen Land- und anderen Gerichten für seine Diener, eigenen Leute und Unterthanen befreit wurde, und im J. 1504 von Kaiser Maximilian I. den wiederholten Schutz des Auswanderungsverbotes. Das höchste Interesse nahm der gelehrte Abt an der zu seiner Zeit ins Leben getretenen Buchdruckerkunst; es soll sogar, was noch nicht ausgemacht, damals (um das Jahr 1478) eine eigene Druckerei im Kloster bestanden haben; das einzige noch bekannte Schussenried zugeschriebene Druckerzeugniß „Aretini Calphurnia et Gurgulio-comoedia in monasterio Sorten“ soll übrigens nach neuerer Ansicht in Köln oder Straßburg gedruckt worden sein und Schussenried blos der Abfassung oder Aufführung nach, nicht aber als Druckarbeit angehören. Jedenfalls ließ er sich die Pflege und Vermehrung der Bücherei sowie die Ordnung des Archivs sehr angelegen sein, was fast alles leider schon ein paar Jahrzehnte darauf der Wuth aufrührerischer Bauern zum Opfer fiel. Er selbst war litterarisch thätig; so übersetzte er für Herzog Eberhard im Bart von Würtemberg, bei welchem er schon als Mönch wohlgelitten war, in dessen Auftrag im J. 1491 den Columella „von den puren Geschäften“, welcher jetzt noch in einer schön verzierten Pergamenthandschrift auf der öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart mit dem Gebetbuche Eberhards aufbewahrt ist. – In Ordenssachen veranlaßte er eine nicht unwichtige Neuerung. Bis zu seiner Zeit war nämlich den Prämonstratensermönchen nicht nur die beständige Enthaltung von allen Fleischspeisen aufs strengste in ihren Satzungen zur Pflicht gemacht, sondern auch sogar der Gebrauch der Butter, der Eier und Milchspeisen an den Fasttagen verboten. Abt Heinrich fand dies etwas zu hart und war der erste, der auf eine Milderung hin arbeitete; und er erlangte auch in der That im J. 1501 von Cardinal Raimund, Nuntius in Deutschland, mit der regelmäßigen Zulassung der Butter, der Eier und Milchspeisen, „da hierorts kein Baumöl wachse“, eine kleine Dispensation; – Nach einer nahezu 25jährigen trefflichen Regierung hinterließ er bei seinem Absterben den Ruf eines der größten Prälaten seiner Zeit und Gegend und das Stift seinem verdienten Nachfolger Johannes Wittmayer in der schönsten Blüthe, welcher dann freilich durch den Bauernkrieg ein baldiges Ende [518] bereitet wurde. Er wurde in der von ihm erbauten Kapelle vor dem Apostelaltar beigesetzt und ihm zum ehrenden Gedächtniß ein kunstvolles eigenes erzenes Epitaphium errichtet, welches aber nach dem Schwedenkriege aus großer Noth als altes Metall veräußert werden mußte. Dagegen ist er in dem schönen Schussenrieder, von dem Kemptener Künstler Franz Georg Hermann ausgemalten Bibliotheksaale bei der Jurisprudenz verewigt; ebenso ist sein in Oel gemaltes Brustbild (die Feder in der Hand vor einem Bauriß oder dgl.), aus dessen Zügen Intelligenz und Thatkraft spricht, noch von Klosterzeiten her in der Pfarrei erhalten. Sein Wappen, über dessen Schild der Krummstab sichtbar ist, war ein goldener Stern im blauen Felde über drei grünen zusammenhängenden Hügeln, von welchen der mittlere die beiden anderen überragt.
Oesterreicher: Heinrich Oe., hervorragender Abt des Prämonstratenserklosters Schussenried in Oberschwaben, geb. in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. (nach einigen Nachrichten) zu Schussenried oder Augsburg, nach anderen Angaben (so in Crusius’ schwäbischer Chronik) im Oestreichischen, Doctor des geistlichen Rechts (decretorum), † am 18. April 1505 in Schussenried. Er galt schon als Mönch weit und breit für einen hochgelehrten Mann, namentlich für einen trefflichen Juristen und war als Rechtsbeistand, Berather, Gutachter und Schiedsrichter sehr gesucht und thätig, weshalb ihm auch die hohe Auszeichnung eines wirklichen kaiserlichen Rathes zu Theil wurde. Im J. 1481 zum Nachfolger des Abtes Peter Fuchs erwählt, vermehrte er das Besitzthum des Stiftes, u. a. auch mit Weinbergen bei Mörsburg am Bodensee und ließ, trotzdem daß er mit vielen Schwierigkeiten, u. a. alsbald nach seinem Regierungsantritte mit einer nicht unbedeutenden Bauernbewegung, einem Vorspiel des großen Bauernkrieges, zu thun hatte, die Klosterkirche nach und nach von Grund auf renoviren, dieselbe, den Kreuzgang und die damalige Bibliothek, das nachmalige Archiv und jetzige „Chörlein“ – das einzige, was von seinem Bauwesen noch erhalten geblieben und ob dessen Eingang jetzt noch sein schön in Stein gehauenes Wappen mit der Jahrzahl 1486 und entsprechender Inschrift zu sehen ist – mit einem festen Gewölbe versehen und im J. 1493 den Chor sowie eine Kapelle zum heiligen Christophorus unweit des Glockenthurmes neu erbauen. Auch stattete er die Kirche innen schön, namentlich mit vielen herrlichen Silbergeräthen aus; nicht minder ließ er die Klostergebäude innen und außen hübsch herrichten. Im J. 1487 erhielt er für sein Kloster von Kaiser- Die Schrift des Unterzeichneten über das Prämonstratenserreichsstift Schussenried, Stuttgart 1883. Verlag des „Deutschen Volksblattes“.