ADB:Oelschläger, Ferdinand
Logier (s. A. D. B. XIX, 110), vollendete dort seine musikalischen Studien und brachte dessen neue Methode des Clavierunterrichts mit dem Chiroplasten in Stettin zuerst zur Anwendung. Nach dem Tode seines Schwiegervaters Haak wurde er zu dessen Nachfolger als Organist an der Schloßkirche berufen, wirkte an Schulen als Lehrer und entfaltete gleichzeitig mit seinem Studiengenossen Löwe in Stettin eine reiche musikalische Wirksamkeit. Die kunstsinnige Stadt bot dazu vielfache Gelegenheit. In größeren Privatkreisen, zu denen z. B. die bekannte Kugler’sche Familie gehörte, bildete er den sogenannten Opernverein, leitete nach Löwe’s Abgang den Instrumentalverein und dirigirte jahrelang abwechselnd mit Löwe die großen öffentlichen Concerte. Besonders gepflegt wurde von ihm der Quartettgesang und auf diesem kleineren musikalischen Gebiet wird sein Name unvergessen bleiben. Die von ihm herausgegebenen gemischten Quartette für Sopran, Alt, Tenor und Baß sind kleine Meisterstücke, in denen er auch von anderen tüchtigen Componisten wie Klein, Löwe, Kücken u. a. unerreicht geblieben und die noch heute überall gesungen werden. Hervorzuheben sind: „Scolie“, „Im Freien“, „Zu einem Bilde“, „Aus Undine“, „Das Leben ein Traum“, „Rosen“, „Heimath“, sieben Gesänge für 4 Singstimmen. – „Vollmond“, „Was die Liebe nit thut“, „Abends“, „Glück auf“, „Je länger je lieber“, „Cardinal der Liebe“, sechs Gesänge für 4 Stimmen. – Fünf Gesänge und Lieder für 4 Stimmen (op. 7). – Fünf dreistimmige Lieder für zwei Soprane und Alt (op. 8). – Sechs Lieder für Sopran, Alt, Tenor und Baß, Heft 1: „Schon gut“, „Harmonie“, „Mondschein am See“, Heft 2: „Maidli’s Gruß“, „Die Nixen“, „Zu einem Bilde (Der Fleiß)“ (op. 9). – Sechs Lieder für 4 Stimmen. – „Freundlicher Rath für den jungen Ehemann“. „Musikalischer Zwist“. Zwei Gesänge für 4 Stimmen. – „Hohenzollern“, für vierstimmigen Männerchor. – Lieder und Gesänge für eine Stimme mit Pianoforte. Heft 1: „Der Ohrring“, „Abrede“, „Studium warum“, „Neuer Frühling“, Heft 2: „Jägers Lust“, „Lauf der Welt“, „Höhen und Thäler“, „Frühlingsglaube“, „Die Prager Musikantenbraut“ (op. 10). – Sechs vierstimmige Lieder für Sopran, Alt, Tenor und Baß, Heft 1: „Des Lebens Bitte“, „Maitrank“, [321] „Crucifixus“, Heft 2: „Volkslied“, „Ständchen“, „Zum Abschied“ (op. 11). – „Stockfisch und Erdäppel“, komisches Terzett für zwei Tenöre und Baß mit Pianoforte, arrangirt von W. Franz. Dem handschriftlichen Nachlaß ist vergeblich nachgespürt worden. Als Wöhler, dessen Lieder eine Zeit lang einen so großen Anklang fanden, daß man sie überall hörte, nach Stettin kam, ließ er sich die Oelschläger’schen Quartette vorsingen und nannte O. den Quartettkönig. Leicht sangbar, zu Herzen sprechend, oft das Gemüth tief ergreifend, haben Oelschläger’s gemischte Quartette einen bedeutenden Erfolg erzielt. Aber auch seine Männerquartette, namentlich das patriotische „Hohenzollern“, für das ihm die goldene Medaille verliehen wurde; „Königsflagge hoch am Maste“, mit dem er auf Bitte der Stettiner Kaufmannschaft auf der langen Brücke in Stettin den von der Krönung in Königsberg heimkehrenden König Friedrich Wilhelm IV. begrüßte u. a., haben große Verbreitung gefunden und werden trotz der Fülle neu auftauchender Sachen bei entsprechender Gelegenheit noch immer gern und mit Begeisterung gesungen. Oe. starb, noch nicht 60 Jahre alt, am 18. Mai 1858 und auf dem kleinen Gebiete des Quartettgesangs wird sein Name stets mit Ehren genannt werden.
Oelschläger: Ferdinand Oe., königlicher Musikdirector und Organist an der Schloßkirche zu Stettin, war der älteste Sohn des dortigen Oberlandesgerichtsraths O. und am 20. October 1798 geboren. Er besuchte, nachdem er früh den Vater verloren, das Gymnasium zu Stettin, ging 1815 als freiwilliger Jäger mit nach Frankreich, kehrte nach Beendigung des Krieges zur Schule zurück und bezog nach Absolvirung des Abiturientenexamens die Universität Halle, um Jura zu studiren. Schon in seiner Knabenzeit machte sich sein bedeutendes musikalisches Talent bemerkbar und wurde während seiner Gynmasialzeit durch den Verkehr im Hause seines nachmaligen Schwiegervaters, des Musikdirectors und Organisten Haak, eines theoretisch und praktisch sehr gebildeten Musikers, immer mehr geweckt. Nachdem er, von der Universität heimgekehrt, schon als Referendar einige Zeit beim Gericht thätig gewesen, fühlte er sich durch die Liebe zur Musik getrieben seinen bisherigen Beruf aufzugeben und sich dieser Kunst ganz zu widmen. Er ging nach Berlin zu