ADB:Obentraut, Hans Michael Elias von
Friedrich’s V. v. d. Pfalz. Während sich im Winter 1620 die bei Worms stehenden Unionstruppen unter Markgraf Johann Ernst und die bei Kreuznach stehenden Spanier unter Spinola gegenüberlagen, gelang dem O. bei Frankenthal ein Reiterüberfall, bei dem er den feindlichen Führer, den Prinzen von Epinay, gefangen nahm. Aehnliche glückliche Reitercoups werden ihm im Frühjahr 1621 nachgerühmt. Nach dem Frieden zwischen dem Kaiser und der Union vom 23. April2. Mai 1621 blieb O. mit Horatio Vere in der Pfalz stehen. Im August finden wir ihn in der Unterpfalz thätig, wo er den liguistischen Truppen mancherlei Abbruch that. Dann zog ihn der in Eilmärschen herangerückte Mansfeld an sich; Obentraut’s Name wird bei der Entsetzung Frankenthals (Sept. 1621) und bei dem Sieg über Tilly bei Wiesloch 16.26. April 1622 rühmlich genannt. Als Erzherzog Leopold sich inzwischen vor Hagenau gelegt hatte und der Mansfelder im Mai 1622 zum Ersatz über Frankenthal anrückte, schickte ihm Leopold zur Sperrung der Pässe 1000 Mann Kürisser und Kroaten entgegen. Diese Schaar ward durch O. gesprengt und vernichtet, worauf der Erzherzog die Belagerung Hagenau’s aufhob. – Von da an verschwindet uns O. auf einige Jahre. Erst 1625 hören wir wieder von ihm. In Verden stellte er sich mit einiger Mannschaft im dänischen Lager ein und der General der Cavallerie, Herzog Johann Ernst zu Sachsen-Weimar, ernannte ihn zu seinem Generallieutenant. Tilly hatte die auf dem rechten Weserufer gelegene Stadt Nienburg belagert und, um ihr auch auf dem linken Ufer die Zufuhr abzuschneiden, oberhalb der Stadt eine Schiffbrücke über die Weser schlagen lassen. Schon waren einige Regimenter hinübergegangen, als O. mit seiner Reiterei am 2. September 1625 erschien, die feindlichen Reiter zurückwarf, über die Brücke und theilweise in den Fluß trieb, und darauf die Brücke zerstörte. Da die Stadt infolge dessen mit Hülfs- und Lebensmitteln versehen werden konnte, sah sich Tilly am 24. Sept. zur Aufhebung der Belagerung genöthigt. O., der dem abziehenden Feind auf dem Fuße folgte, that ihm noch erheblichen Schaden. Kurz darauf aber fand der tapfere Reiterführer in dem für die Dänischen unglücklichen Treffen bei Seelze am 25. Oktober4. November 1625 durch eine Kugel den Tod. Schwer verwundet in die Kutsche des Generals Grafen Johann Jacob von Anholt getragen, sagte er zu Tilly, der heranritt, um dem sterbenden Gegner seine Achtung zu bezeugen: „In solchen Gärten pflückt man solche Rosen.“ Sein vermuthlich [86] zunächst in Seelze beigesetzter Leichnam ward später nach der Marktkirche (SS. Jac. et Georgii) in Hannover überführt, wie folgender vom Pastorat dieser Kirche gütigst mitgetheilte Eintrag des dortigen Todes- und Begräbnißbuches unter dem 4. März 1628 beweist: „Hanß Michell v. Obentraut, Königl. Maj. zu Dennemark, Generalleutenandt über die Cavallerie und Oberster, welcher 1625 den 25. October vor Seelse geblieben in S. Georgenkirche uffs Cohr begraben, Uff Juncker Conradt Niclaß v. Obentraut provision den 28. Febr.“ Eine Gedenktafel ist nicht vorhanden. Dagegen ward ihm auf der Stelle seines Todes bei Seelze ein Obelisk aus Sandstein gesetzt; er trägt das Monogramm des hannöverschen Meisters Jeremias Sutelius. Obentraut’s Degen und Sporen werden in der Neustädter (St. Johannis-) Kirche zu Hannover gezeigt.
Obentraut: Hans Michael Elias v. O., Reitergeneral des 30jährigen Krieges, bekannt unter dem Namen „der deutsche Michel“. Er entstammt einer wohl ursprünglich im Westerwalde heimischen Familie in der Rheinpfalz, die zu Oppenheim und Großwinterstein ansässig gewesen. Sein Vater, Johann Barthel v. O., † am 4. August 1612, war kurpfälzischer Amtmann zu Stromberg. Er selbst, geb. i. J. 1574, begegnet uns zuerst 1610 als Rittmeister über 500 Mann im Unionskriege. Dann wird er erst 1619 wieder genannt als Oberst über 300 Reiter im Dienste des KurfürstenMan hat geglaubt, der Name des Deutschen Michel, der ihm von den Spanischen beigelegt ward, sei die Quelle dieses bis heute fortlebenden Spitznamens. Das scheint doch aber nicht richtig, sondern das schon ältere Wort nur auf ihn übertragen zu sein. O. blieb unvermählt. Mit den Nachkommen seines obengenannten jüngeren Bruders Konrad Nicolaus erlosch der männliche Stamm der Familie im Anfang des 18. Jahrhunderts. Sein Bildniß findet sich im 1. Band des Theatrum Europaeum.
- Theatrum Europaeum. – Khevenhüller, Annalen. – Fürstl. Anhalt. geheimbe Cantzley. – Rehtemeier, Braunschw. Lüneb. Chronik S. 1267. – v. d. Decken, Georg v. Lüneburg. – Heinr. Gade, Gesch. der Stadt Nienburg, 1862. – Ztschr. des Ver. f. Niedersachsen 1865 S. 419. – Hannov. Magaz. 1830 Nr. 1. 2.