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ADB:Nicolai, Adolf

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Artikel „Nicolai, Adolf“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 577, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nicolai,_Adolf&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 23:12 Uhr UTC)
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Nicolai: Adolf N., Dichter geistlicher Lieder, wurde geboren am 26. März 1805 zu Radeberg bei Dresden, wo sein Vater Prediger war. Der Vater ward im J. 1808 an die Kreuzkirche in Dresden und im J. 1816 als Consistorialrath und Diakonus zu St. Nicolai nach Berlin versetzt. Hier besuchte N. bis zu seinem 16. Jahre das Gymnasium zum grauen Kloster und trat dann, weil er wegen seines Leichtsinns zum Studiren nicht taugte, in ein kaufmännisches Geschäft. Während einer schweren Krankheit brachte ihn die leibliche und geistliche Pflege seiner frommen Mutter auf ernstere Gedanken. Ein Tapisseriegeschäft, das er im J. 1830 mit einem Freunde errichtete und das er nach dem Tode des letzteren allein fortsetzte, hatte einen außerordentlichen Erfolg. Kränklichkeit, eine Geschäftskrise und, wie es scheint, nicht zum mindesten der Wunsch, den Gefahren des Reichthums zu entgehen, veranlaßten ihn im J. 1838 sich von dem Geschäfte zurückzuziehen und unweit Grimma an der Mulde eine Villa zu beziehen; hier widmete er sich außer der Erziehung seiner Kinder einem eingehenden Studium der heiligen Schrift; hier in der Einsamkeit arbeitete er sich zu einer entschiedenen christlichen Lebensanschauung hindurch. Vermögensverluste ließen ihn dann im J. 1845 eine Ziegelei in Stahmeln bei Leipzig anlegen; brachten die Revolutionsjahre ihm hier Zeiten schwerer Noth, so erholte sich der Betrieb doch hernach wieder und im J. 1865 konnte er die Ziegelei verkaufen und sich zur Ruhe setzen. Er lebte nun erst in Leipzig und dann in Dresden. Vier seiner Söhne zogen mit in den französischen Krieg und kehrten auch wieder zu ihm zurück. Er erkrankte bald danach an den von französischen Kriegsgefangenen eingebrachten Pocken und starb am 21. Januar 1872. Im J. 1855 hatte er seine „Lebensklänge aus Gottes Wort“ (Berlin bei W. Schultze) erscheinen lassen; 76 geistliche Lieder, die zum größten Theil in den schwersten Zeiten seines Lebens entstanden sind, und von denen einige nach Form und Inhalt zu den besten unserer Zeit gehören.

Otto Kraus, Geistliche Lieder im neunzehnten Jahrhundert, 2. Aufl., Gütersloh 1879, 368 ff. Hier sind auch sieben seiner Lieder abgedruckt. – Koch, Geschichte des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl., VII, S. 315 ff.