ADB:Neumann, Johann Georg
Walther meinte: magna est differentia inter Professorem Theologiae et hunc asinum. Es ist ihm mancherlei nachgeredet worden: daß er ein fähiges ingenium, aber auch donum impudentiae besitze, daß er sich zur Professur der Poesie, die er 1690 erhielt, durch siebenfüßige Hexameter legitimirt, und daß er sich die Professio theologica (1692) durch eine Quantität Gold – quis potest resistere tot armatis? – verschafft habe. Ein anderer Calov, ist er ein heftiger Gegner des Pietismus, sowie des aus dem Pietismus erwachsenen Terminismus (demzufolge der terminus salutis peremtorius nicht erst cum morte hominis, sondern noch inmitten des Menschenlebens abläuft) und des Chiliasmus subtilissimus, qui hodie ecclesiam infestare coepit, gewesen. Er hat öffentliche Vorlesungen gegen Spener gehalten und mit aller Gewalt an ihm zum Helden werden wollen. Da ward er für den Fall, daß er in seinem unzeitigen Eifer fortfahre, bedroht, man werde ihn als Einen, der in Schola Daemonis fundamenta gelegt, tractiren und als einem Unmenschen seine delicta insgesammt aufdecken. Von seinen dogmatisch-polemischen Schriften („Synopsis errorum fanaticorum, quos tremuli moderni fovent“.. 1693. „Disputationes antichiliasticae“, 1694 etc.) ist die bekannteste: „Theologia aphoristica, post mortem auctoris a J. Guil. Jano edita“ (1710) – Aphorismen mit darunter gesetzten Beweisen und Anzeigen der Gegner. Gleich bei ihrem Erscheinen wegen der antipietistischen Tendenz ein Zankapfel zwischen dem Herausgeber und Joachim Lange (die gewechselten Streitschriften sind angeführt in J. G. Walch’s Bibliotheca theol. sel. II, 719 f.), ist die Theologia aphoristica als ein nützliches Buch wiederholt (zum letzten Mal 1763 cum praefatione J. S. Weickhmanni gedruckt und von J. A. Ernesti lange Zeit seinen Vorlesungen zu Grunde gelegt worden.
Neumann: Johann Georg N., Propst an der Schloßkirche und Professor der Theologie in Wittenberg, geb. am 1. Mai 1661 zu Mertz bei Belzig im Merseburgischen Bezirk, † am 5. September 1709, besuchte das Gymnasium in Zittau und die Universität Wittenberg, wo er 1682 Magister wurde, dann Straßburg und andere Universitäten. Nach Wittenberg zurückgekehrt, verlegte er sich vorerst auf die Homilie, und als er sah, daß das Predigen glücklich von statten ging, bekam er Lust zum theologischen Lehramte, obwol der alte Professor- J. H. Schönbach, Vita J. G. Neumanni, Servestae 1716 (auch abgedruckt in der letzten Auflage von Neumann’s Primitiae dissertationum academicarum). – Uebrige biographische Litteratur bei Rotermund V, 572, wo auch das Verzeichniß seiner Schriften.