ADB:Näf, Joseph
Dichter hervorgegangenen Prolog und rechtfertigte und beschrieb dieselbe gegenüber etwaigen feindlichen Angriffen (s. „Gedenkblätter aus der Schillerfeier im Aargau am 10. November 1859“, Lenzburg 1860, S. 34 ff.; der Prolog S. 59 ff.). – Anspruchslos, ja etwas nachlässig in seinem Aeußeren, erinnerte N. durch seine unabänderliche schwarze Kleidung, den freundlichen Gesichtsausdruck, die gebückte Körperhaltung und das wirre Haar sehr lebhaft an Pestalozzi, dem er nicht weniger an Weichheit des Herzens, an Familiensinn und an Mildthätigkeit gegen die Armen ähnlich war. Um seiner Mutter die ihm gebrachten Opfer vergelten zu können, blieb er unvermählt und sorgte für sie treulich bis zu ihrem Tode; einer armen, von Brandunglück heimgesuchten Familie schenkte er sein eigenes und zugleich einziges Bett. Im J. 1879 fing er an zu kränkeln: er mußte sein Amt niederlegen und begab sich nun in die [212] treue Pflege einer älteren Schwester, in deren Hause zu Beromünster er am 2. März 1881 aus dem Leben schied. – Die von ihm verfaßten, auf gründlichen Studien beruhenden geschichtlichen Arbeiten veröffentlichte er mit zwei Ausnahmen in den wissenschaftlichen Beigaben zu den „Schlußberichten“ (Programmen) der Bezirksschule in Muri, darunter: „Ein Blick auf die Geschichte unseres Landvolkes“ (in der „Festgabe auf die Eröffnung der landwirthschaftlichen Schule in Muri“, Sarmenstorf 1861); „Das Stift Beromünster und das Kloster Muri“ (1865): „Kirchmeier und Rebell. Aus dem 17. Jahrhundert“ (1869); „Beiträge zur Geschichte des schweizerischen Söldnerdienstes“ (im „Schweizerboten“ 1870, Nr. 141–162); „Gold und Silber. Eine Auswanderung aus der Schweiz nach Spanien“ (1872); „Römische Straßen und Kolonien in Helvetien“ (1876) und: „Die Länder und Fürsten Europa’s nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges 1648“ (1879).
Näf: Joseph N., Historiker, geb. den 30. December 1822 zu Beromünster im Kanton Luzern, wo sein von Schönenwerth (Solothurn) eingewanderter und nur mäßig begüterter Vater als Nagelschmied lebte, erhielt seine Vorbildung in den Schulen seines Heimathortes und auf dem Gymnasium in Luzern und widmete sich dann von 1841 bis 1848 zu Freiburg im Br. den alten Sprachen, mit denen er noch das Studium der Geschichte und Geographie verband. Nach seiner Heimkehr bestand er zwar eine glänzende Prüfung, mußte aber gleichwohl mehrere Jahre auf eine Versorgung warten und durch Privatunterricht sein Leben fristen, bis ihm 1846 die Stellung eines Lehrers der classischen Sprachen und der Geschichte an der drei Jahre zuvor gegründeten staatlichen Bezirksschule in Muri (Aargau) zu Theil wurde, ein Amt, das er 23 Jahre lang mit musterhafter Treue verwaltet hat. Außer durch seinen anregenden, von einem reichen Wissen getragenen Schulunterricht machte er sich auch sonst noch vielfach um die Volksbildung verdient, vornehmlich aber dadurch, daß er viele Jahre lang zuerst das in Sarmenstorf erscheinende „Freiämter Wochenblatt“ und hierauf den in Muri gedruckten „Boten für Berg und Thal“ in durchaus freisinnigem und humanem Geiste herausgab. Daß ferner am 10. November 1859 die von der Erziehungsdirection des Kantons Aargau angeregte Schillerfeier auch in dem strengkatholischen Muri stattfinden konnte, war hauptsächlich Näf’s eifrigem Bemühen zu verdanken. Er war die Seele dieser Feier: er dichtete einen aus tiefer Verehrung für den protestantischen- Neue Zürcher-Zeitung, 61. Jahrg., 1881, Nr. 73, 1. Blatt von Dienstag, 15. März, S. 1ª - 2ª. – Aargauer Schulblatt, 7. Jahrg., Organ d. aarg. freien Schulvereins, 1881, Lenzburg, Nr. 6 vom 19. März, S. 1ª - 2b. - Anzeiger für schweizer. Geschichte, hrsg. von d. allgem. geschichtforschenden Gesellsch. d. Schweiz, Neue Folge, 12. Jahrg., Soloth. 1881, Nr. 5, S. 458.