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ADB:Moller, Daniel Wilhelm

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Artikel „Moller, Daniel Wilhelm“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 124, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moller,_Daniel_Wilhelm&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 22:57 Uhr UTC)
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Moller: Daniel Wilhelm M. (nicht Möller), geb. den 26. Mai 1642 zu Preßburg, erhielt an dem Gymnasium seiner Vaterstadt seine grundlegende Ausbildung und besuchte hierauf, von Haus aus Protestant, mehrere Jahre lang die Universität Wittenberg, wo er sich den verschiedensten Wissenschaften, in erster Linie aber der Theologie und Philosophie, den Sprachen und der Geschichte widmete. Er kann in dieser Beziehung als ein vollendeter Repräsentant der Polyhistorie, wie sie in seiner Zeit an der Tagesordnung war, betrachtet werden. Zu Wittenberg hat er sich (1663) auch die Würde eines Magisters l. a. erworben. Darauf folgte (1664) ein längerer Aufenthalt in Straßburg, wo er bereits als öffentlicher Lehrer auftrat, ohne aber eine feste Stellung zu erlangen oder zu suchen. Der Trieb, die Welt kennen zu lernen, arbeitete jedenfalls noch mächtig in ihm. Er hat den größten Theil von Deutschland und einen guten Theil von Europa auf seinen Reisen kennen gelernt. Längere Zeit hat er in Italien, im Besonderen in Rom verweilt und dort u. a. mit Athanasius Kircher (s. Bd. IX, S. 1 ff.) viel verkehrt. Im J. 1670 kam M. nach Preßburg zurück und wurde ihm hier das Amt eines Subrectors am Gymnasium übertragen. Gerade in diesen Jahren (1668–1671) war aber die bekannte Erhebung der arg gedrückten ungarischen Protestanten im Gange, die so grausam niedergeworfen worden ist. Im Interesse seiner Glaubensgenossen übernahm M. eine Mission an den kaiserlichen Hof nach Wien, um bei Kaiser Leopold I. für eine mildere Behandlung derselben zu wirken. Das Ergebniß dieser seiner Anstrengungen war jedoch, daß er den Haß der extremen katholischen Partei auf sich zog und sich gezwungen sah, ohne seine Vaterstadt wieder zu sehen, sein Heil durch die Flucht in das Reich zu suchen. Hier wurden ihm bald verschiedene Stellungen angeboten, unter welchen er der eines Professors der Geschichte und Metaphysik an der nürnbergischen Hochschule Altdorf den Vorzug gab. Vom J. 1674 bis zu seinem am 25. Februar 1712 erfolgten Tode hat er in diesem Lehramte, zu welchem sich noch das des Universitätsbibliothekars gesellt hat, mit unermüdlichem Eifer gewirkt. Seine Schriften, die fast ausschließlich in der Gestalt zahlreicher kurzer Abhandlungen auftreten, bezeugen sämmtlich im eminenten Sinne den erwähnten polyhistorischen Charakter seiner gelehrten Richtung und behandeln zum Theile recht wunderliche Themata, wie das bei der vorherrschenden Geschmacklosigkeit jener Epoche nur allzu häufig Sitte war. Am werthvollsten erscheinen verhältnißmäßig seine „Disputationen“ über eine längere Reihe von römischen und auch neueren Geschichtschreibern; eine Anzahl von ihnen hat daher noch nach seinem Tode (1726) eine neue Ausgabe erlebt. Die Geschichte war am Ende doch sein Lieblingsstudium, wie er denn auch dem damals von Paullini und Ludolf betriebenen „historischen Reichscolleg“ seine lebhafte Theilnahme zugewendet hat. Die Vorschläge, die er zu diesem Zwecke machte, verrathen ein gesundes Urtheil und eine löbliche patriotische Gesinnung. – M. war in zweiter Ehe mit einer Tochter des bekannten Altdorfer Professors Joh. Christoph Wagenseil vermählt, die mit Recht zu den gebildetsten und gelehrtesten Frauen ihrer Zeit gezählt wurde.

Vgl. G. A. Will, Nürnberger Gelehrten-Lexikon, 2. Thl., S. 640–651. – Die handschriftlichen Akten des historischen Reichscollegs (jetzt in der Universitätsbibliothek zu Jena aufbewahrt), enthalten (Bd. II, Bl. 141) eine Autobiographie Mollers.