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ADB:Miller, Joseph Cassian

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Artikel „Miller, Joseph Cassian“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 755–756, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Miller,_Joseph_Cassian&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:53 Uhr UTC)
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Miller: Joseph Cassian M., Bildhauer, zum Unterschiede vor anderen gleichlautenden Trägern seines Namens „der große Miller“ benannt, wurde am 20. Mai 1809 zu Pettneu im Stanzerthale (Gericht Landeck in Tirol) geboren, wo sein Vater ein Bauernanwesen bewirthschaftete und zudem das Tischler- und Glaserhandwerk übte. Der Knabe lernte die Geschäfte seines Vaters, versuchte [756] sich aber in den Ruhestunden und zwar stets heimlich vor seiner Umgebung, im Zeichnen und Schnitzen. Sein Vater, darauf aufmerksam gemacht, wünschte ihn zum alten Maler Grissemann in Grins in die Lehre zu geben; dieser aber verwies ihn an den trefflichen Bildhauer Franz Xaver Renn zu Imst, wo M. im Herbste 1832 eintrat und nach dreijähriger Lehrzeit noch ein weiteres Jahr als Gehülfe verblieb, schließlich aber doch gleichzeitig mit dem nachmals so berühmten Joseph Knabl im Sommer 1836 nach München wanderte. Hier trat M. bei dem Bildhauer Joseph Otto Entres in Condition, arbeitete auch bei Schönlaub, Petz und insbesondere bei Professor Conrad Eberhard und erhielt durch Vermittelung des Professor Schlotthauer Zutritt zum sogenannten Winteract an der Akademie, wo er sich im Zeichnen und Modelliren vervollkommnete. Im Frühjahr 1843 ging M. in seine Heimath zurück und arbeitete während seines zehnjährigen Aufenthaltes daselbst meist religiöse Figuren, Gruppen und Altäre für die Schweiz, auch wohl nach Bayern. Im J. 1853 übersiedelte er nach Hall, 1858 nach Innsbruck, wo er am 1. Februar 1882 sein thätiges Leben beschloß. Seine erste, größere selbständige Arbeit war der Hochaltar für die Pfarrkirche von St. Johann am Arlberg. Dann folgten die Altarbauten im romanischen Style in Strengen und Pettneu, eine lebensgroße Pietà in Marmor für das Grab der Familie Riccabona im Innsbrucker Friedhofe, woselbst auch die Sculpturen an den Grabdenkmälern der Familien Grießer, Schlechleitner, Mayer, Jörg und Graf Sarnthein; ferner das Straßer’sche Monument auf dem Gottesacker in Mariahilf (Innsbruck), die Statue des heiligen Joseph (Grabmonument zu Ischl); zwei überlebensgroße Statuen (St. Peter und Paul) in der Pfarrkirche zu Bruneck, außerdem viele gothische Altäre in den Schloßcapellen von Krippach bei Absam, Sigmundslust bei Vomp u. s. w. M. war kein geistreicher Künstler, welcher eigene Wege zu bahnen versteht, aber ein gewissenhafter Arbeiter, welcher es außerordentlich ernst und heilig mit seiner Kunst nahm und, getragen von den großen Traditionen der Münchener historischen Schule, an der typischen Strenge des Styles festhielt. Von der persönlichen Schüchternheit und beinahe unbeholfenen Erscheinung des Meisters zeigen seine Werke keine Spur; in denselben spiegelt sich auch sein allzeit lauterer und reiner Charakter.

Vgl. Wurzbach 1868, XVI, 328. Tiroler Kalender für 1880 S. 62. Lützow’s Zeitschrift 1882, XVII, 418 und Beil. 34, 40, 46 und 52 zu den den „Neuen Tiroler-Stimmen“, 1882 (mit dem ausführlichen Verzeichnisse aller Arbeiten).