ADB:Miggrode, Johann van
Moded’s (s. u.) und Dathenus’ (Bd. IV, S. 764), hatte aber keinen geringeren Erfolg. Er war am 6. Mai 1531 zu Aalst in Flandern geboren und erhielt durch seine adlichen Eltern Jacob van Miggrode und Margaretha van den Eekhoute eine sorgsame Erziehung. Wahrscheinlich studirte er zu Löwen Theologie, kam aber bald zur Erkenntniß vieler Mißbräuche und Irrthümer der katholischen Kirche. Um 1560 treffen wir ihn zu Veere an, wo sein dorthin ausgewanderter Vater das Schulzenamt bekleidete. Dort erhielt er von Maximilian von Burgund, Marquis von Veere, ein Canonicat und ward um 1563 Joann von Stryen’s Nachfolger als Pastor der Hauptkirche. Nun fingen auch dort erst heimliche, bald öffentliche reformatorische Predigten an, wobei zwei Schuster, Ghilein Janszoon d’Hoorne und Adrian Obrijs, Doctor Leest (d. h. Leisten) benannt, mit großem Eifer als Wortführer auftraten. Weit bedächtiger aber und ruhiger, daher auch einflußreicher förderte M. selbst als Pastor loci die Sache der Reformation und wußte dadurch zu Veere und in der Umgegend den Bildersturm noch im Keim zu ersticken. Ungeachtet dieser Umsicht war er bald dem Bischofe von Middelburg, Nicolaus de Castro verdächtig geworden und entfloh mit mehreren seiner städtischen Mitbürger nach England, als er 1568 Freiheit und Leben durch Alba’s Blutrath bedroht sah. Zu Colchester wirkte er dort bei der von den niederländischen Flüchtlingen gestifteten Gemeinde als erster Prediger. Als auch Veere am 3. Mai 1572 sich dem spanischen Joche entrissen hatte, kehrte M. dorthin zurück und trat jetzt nicht nur als erster reformirter Prediger von Veere auf, sondern stellte sich auch an die Spitze der ganzen Reformation Zeelands. Zu Vlissingen und Middelburg wirkte er kräftig zur Befestigung der neuen Religion, bis diese Gemeinden ihre eigenen Prediger erhielten, und die Insel Walcheren verband er schon 1574 zu kirchlicher Einheit. Zu Goes erhielten die Reformirten durch seine Vermittlung 1578 die Hauptkirche. Die meisten Gemeinden der südbeveländischen Insel verdankten ihm ihre Prediger und auch zu Bergen-op-Zoom arbeitete er mit großem Nachdrucke und segensreichem Erfolge. Einen großen Antheil hatte er dabei fortwährend an den Verhandlungen der zeeländischen Provinzialsynode, bald als Vorsitzender, bald als Secretär, so 1591 zu [719] Middelburg, wo die zeeländische Kirchenordnung verfaßt wurde. Seine großen Verdienste um die Gründung der reformirten Kirche erwarben ihm die allgemeine Liebe und Hochachtung. Seinem Lieblingsspruche „vivendo migro“ treu, arbeitete er unermüdet mit sanftmüthigem und klugem Sinne noch als neunzigjähriger Greis, bis er um 1625 sein Amt abtrat und bald danach an seinem 96. Geburtstage, am 6. Mai 1627, starb. Seine Ehefrau, Jacomina Gerrits aus Middelburg war ihm schon 1603 im Tode vorangegangen. 1774 ist sein Gedächtniß von der dankbaren Nachkommenschaft durch Errichtung eines Denkmals in der Hauptkirche zu Veere verewigt worden.
Miggrode: Johann van M., erster Prediger und Reformator der Provinz Zeeland. Seine ruhige, bedachtsame und wohlberathene Wirksamkeit war weniger geräuschvoll als das Auftreten- Von D. J. Andreae erschien eine biographische Skizze seines Lebens im Kalender voor Protestanten in Nederl. 1860. bl. 212. Vgl. ferner Glasius, Godgel. Nederl. und van der Aa, Biogr. Wordenb. und die von ihnen genannten Quellen.