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ADB:Merian

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Artikel „Merian“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 422–427, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Merian&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:38 Uhr UTC)
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Merian, eine zahlreiche Künstlerfamilie von Basel.

Matthaeus M. (zum Unterschiede von seinem gleichnamigen Sohne der ältere genannt), ist als der Stammvater der Künstlerfamilie zu betrachten. Geboren zu Basel 1593 als der Sohn eines städtischen Rathsherrn, genoß er einen vorzüglichen Jugendunterricht. Da er Neigung zur Kunst zeigte, wurde er nach Zürich in die Lehre des Dietrich Meyer gegeben, der als tüchtiger Radierer sich einen Namen gemacht hatte. Mit 16 Jahren trat M. bei demselben [423] ein und nach vier Jahren genoß er bereits den Ruf eines selbständig arbeitenden Künstlers. Aus Nancy erhielt er den Auftrag, den Leichenzug des eben verstorbenen Herzogs Heinrich II. von Lothringen nach Cl. de la Ruelle’s Zeichnungen zu stechen, der in Friesform in 12 Blättern erschien. Bei dieser Gelegenheit lernte er auch den französischen Kupferstecher Callot kennen, mit dem er innige Freundschaft schloß. M. hielt sich dann einige Zeit in Paris auf, kehrte aber wieder in seine Vaterstadt zurück, um eine Reise nach Italien zu unternehmen. Doch kam er vorerst nach Frankfurt a. M., wo er mit dem Kupferstecher Johann Theodor de Bry (Bd. III, S. 457) bekannt wurde. Die schöne Tochter des Letzteren machte den lang gehegten Plan der italienischen Reise zu nichte, indem sich M. in dieselbe verliebte und sie als Weib heimführte. Er kehrte mit ihr nach Basel zurück und nun begann eine ausgebreitete Thätigkeit. Die Traditionen Dürerscher Kunstweise waren nun freilich längst verblichen, ein liebevolles Sichvertiefen in die Kunst nicht mehr verstanden; die langsame intensive Kunstleistung suchte man durch Massenproductionen aufzuwiegen. M. hatte in Meyer, Callot und de Bry Muster dieses reichhaltigen Schaffens und es war natürlich, daß er in deren Fußstapfen eintrat. M. hatte auf seinen Reisen verschiedene Ansichten von Heidelberg, Stuttgart und dem Badeorte Schwalbach gezeichnet, die er nun radierte und herausgab. An diese schlossen sich verschiedene Folgen nach A. Tempesta an, wie die Thaten Alexanders des Großen, des Scipio Africanus, des Paulus Aemilius, Karls V. und Jagdscenen. Mitten in dieser Thätigkeit wurde er von seinem Schwiegervater de Bry aufgefordert, dessen Kunst- und Buchhandlung in Frankfurt zu übernehmen (c. 1620). M. nahm die Aufforderung an, da er damit seine eigenen Werke besser zu verwerthen hoffte. Erschienen doch die Folgen von Kupferstichen, mit einem Inhalt vereint, stets in Buchform. Als Bücher- und Kunstverleger hat sich auch M. große Verdienste erworben, was um so höher anzuschlagen ist, als die Wirren des 30jährigen Krieges ihm die größten Schwierigkeiten bereiteten. Damit erklärt es sich auch, daß wir von seiner Kunst keine gediegenen Meisterwerke zu erwarten haben, die in jener Zeit kaum Absatz und Würdigung gefunden hätten. Sein reiches Werk dieser Periode hat also für uns mehr einen antiquarischen und historischen als einen Kunstwerth. Unter seinen Zeitgenossen ragt er dennoch durch eine gewissenhafte Auffassung seiner Aufgaben hervor. Dieselben Kriegsunruhen zwangen ihn auch, nicht in Frankfurt allein sitzen zu bleiben, sondern Arbeit und Käufer in verschiedenen Städten aufzusuchen. So besuchte er Jahrmärkte, wie z. B. in Dresden und hielt sich außer in Frankfurt auch in Nancy, Basel und Prag längere Zeit auf. In letzterer Stadt stach er nach C. Skreta’s Zeichnung die Belagerung von Prag in großem Format, ein jetzt selten gewordenes Blatt. Wo er auch hinkam, nahm er Ansichten der Städte und Burgen auf und die Sammlung derselben ist so reichhaltig geworden, daß er sie radierte und in einem (seinem Hauptwerke) in 10 Bänden herausgab. Es ist die Topographia, zu welcher Zeiler den Text lieferte. Diese Ansichten genügen freilich unseren modernen Anschauungen nicht, aber sie besitzen doch ihren Werth, da sie getreu nach der Natur aufgenommen und so manche Objecte derselben, wie viele Burgen, jetzt in Ruinen liegen oder ganz verschwunden sind. Von seinen ferneren Verlagswerken, die den Ruhm des Künstlers und Buchhändlers verbreiteten, erwähnen wir noch eine Topographie der Schweiz, Historische Chronica, erste Ausgabe Frankf. 1630, (weitere Ausgaben 1674. 1743. Amsterdam 1660. Leyden 1702), Theatrum Europaeum, Gottfried’s Vier Monarchien, Thesaurus politicus von E. Kaiser mit 60 Kupfern, J. A. von Werdenhagen, De rebus publicis Hanseaticis, Frankf. 1641, Strada a Rosberg, Künstlicher Abriß allerhand Mühlen. Frankf. 1617. Biblische Figuren [424] 3 Theile mit 258 Kupfern. Der Basler Todtentanz u. a. m. Auch setzte er die Herausgabe der Collectiones peregrinationum von J. Th. Bry bis 1634 fort. Locales Interesse für Frankfurt hat der Plan dieser Stadt auf vier großen Blättern vom Jahre 1628. Neue Auflagen desselben erschienen 1636, 1682, 1761 und 1770. Leider wurden den Platten in der Folge der Zeit allerlei Zuthaten und Veränderungen beigebracht und das Werk so verunstaltet. Man hat dieses Werk dem jüngeren Matthaeus zuschreiben wollen, aber das Jahr der ersten Ausgabe widerspricht dieser Annahme. Bei der großen Masse von Blättern, die sich in den genannten Werken finden, ist nicht anzunehmen, daß sie durchweg des Künstlers eigenhändige Arbeiten sind: seine Söhne und Schüler werden ihm sicher dabei geholfen haben. Auch sein trefflicher Schüler W. Hollar (Bd. XII, S. 750) wird manchen Antheil an den Arbeiten haben, wenn sich auch dieser nicht mit Sicherheit ausscheiden läßt. Dasselbe gilt vom jüngeren Matthaeus, und auch hier läßt sich oft, wenn Jahreszahlen fehlen, nicht sicher bestimmen, was dem Vater und was dem Sohne gehört. Zu loben sind ferner einzelne Werke, wie Folgen von Landschaften, der Palatinatgarten des Schlossees Heidelberg nach Fouquier, die seltenen historischen Compositionen: Gastmahl des Terzky und Ermordung Wallensteins in Eger (beide im Theatrum Europaeum). Auch mehrere Bildnisse hat der Meister gestochen, unter denen wir insbesondere das Wallenstein’s zu Pferde, Gustav Adolphs und der Maria Eleonore von Schweden, C. G. Wrangels, Joh. Ph. Schönborn’s, Erzbischofs von Mainz, sein Eigenbildniß, G. A. Löwenhaupt’s als der gelungensten erwähnen. M. malte auch in Oel, doch selten, und seine Malereien dürften heutzutage schwer nachzuweisen sein. Merian’s biederer Charakter wurde von seinen Zeitgenossen sehr gelobt. Als er in seiner letzten Lebenszeit sich schwach fühlte, suchte er im Bade Schwalbach, dessen herrliche landschaftliche Schönheit einst den angehenden Künstler begeistert hatte, Stärkung und Heilung, doch fand er hier statt der Hilfe den Tod (19. Juni 1650). Er wurde in Frankfurt beerdigt. Bald nach seinem Tode erschien eine Druckschrift: Memoria Merianea, die jetzt kaum aufzufinden ist. Seine Devise war: Pietas contenta lucratur.

Matthaeus M. der Jüngere, Maler, Radierer, Buchhändler und Kunstverleger, geboren in Basel 1621. Dessen Vater, Matthaeus der Aeltere, hatte fünf Töchter und drei Söhne, deren zwei sich der Kunst widmeten, während der dritte, Joachim, Medicin studirte und als Stadtphysicus in Frankfurt angestellt war. Matthaeus kam noch als Kind mit seinem Vater nach Frankfurt und erhielt von diesem eine sehr sorgfältige Erziehung. In der Kunst wurde er durch Joachim von Sandrart unterwiesen, der an dem talentvollen, für Kunst ganz eingenommenen Jünger seine besondere Freude hatte. Später nahm ihn Sandrart nach Holland mit; von hier ging er selbst um 1630 nach England, wo er mit van Dyck zusammentraf und dessen Auffassung des Bildnisses sich zum Muster zu nehmen bemühte. Darauf reiste er nach den Niederlanden, wo er noch Rubens am Leben fand, nach Paris, wo er sich an Vovet und Le Seur anschloß und besuchte endlich Italien, wo er mit Maratti und Sacchi verkehrte. Es wird berichtet, daß er unter Leitung des Letzteren die alten Meister studirte; eine Einwirkung auf seine Kunstentfaltung ist aber keineswegs nachzuweisen. Er blieb eben, wie es der Charakter seiner Zeit mit sich brachte, an der Oberfläche, der Form kleben und verstand es nicht, in das innere Wesen klassischer Kunst einzudringen. Dieselbe Zeit brachte es mit sich, daß er nach seiner Rückkehr in Frankfurt als Künstler wie als Weltmann, der die Welt gesehen hatte, geschätzt wurde. Reich belohnt wurde seine Kunst, als er sich nach Nürnberg begab, wo zur Friedensfeier viele Officiere von Nah und Fern zusammenkamen, die sich von M. malen ließen und seine Arbeiten glänzend bezahlten. [425] Porträtmalerei war damals noch das einzige Feld, auf dem der Künstler Ruhm und Schätze erwerben konnte. Der kränkliche Vater rief ihn nach Frankfurt zurück und nach dessen Tode übernahm er dessen Kunsthandel. Er bestrebte sich, diesen im alten Geleise fortzuführen; das vom Vater angefangene Theatrum Europaeum setzte er fort und bei dieser Fürsorge für das Geschäft wurde er zeitweilig fast ganz der Kunstthätigkeit entzogen. Leopold’s I. Kaiserkrönung in Frankfurt (1658) gab ihm noch reiche Gelegenheit, sich als Bildnißmaler zu bethätigen. Der Ruf, den er sich dabei erwarb, war wol Ursache, daß er bald darauf nach Wien berufen wurde, den Kaiser zu Pferd zu malen. In Folge dessen ließen sich auch andere fürstliche Personen von ihm porträtiren; so der große Kurfürst Friedrich Wilhelm, der ihm den Rathstitel ertheilte, der Herzog von Celle, das herzogliche Haus von Braunschweig, die Markgrafen von Baden u. a. Man machte die Bemerkung, daß nicht alle seine Bildnisse gleichen Kunstwerth besitzen. Daran mag die starke Nachfrage, oft auch das ungleich gespendete Honorar Schuld sein. Seine Bilder dieser Art sind jetzt schwer nachzuweisen, da sie als Familienstücke nicht in die Oeffentlichkeit traten. In Darmstadt ist sein Eigenbildniß. Als vorzüglich wurde das Bild mit den Porträts seiner Familie gerühmt. Dieses kam 1777 in Frankfurt unter den Hammer und ist seitdem verschollen. Genannt werden noch die Bildnisse des Generals Wertmiller und des enthaupteten Grafen Serini. Ein Bildniß des F. Talientscher wurde von C. v. Till radiert, H. L. Lersner von E. Heiß geschabt. Es ist leicht erklärlich, daß M. für historische Bilder wenig Zeit und Gelegenheit fand. Um 1652 malte er das Altarbild mit der Marter des heil. Laurentius für den Dom in Bamberg. Es dürfte das einzige Kirchenbild sein, das er ausführte; doch wird ihm in der Sebalduskirche zu Nürnberg ein dorngekrönter Christus zugeschrieben (vom J. 1659). Eine reuige Magdalena hat Ruprecht von der Pfalz geschabt, ein äußerst seltenes kleines Blatt. Die Composition erinnert an G. Reni, das Bild selbst ist nicht nachzuweisen. Sehr gerühmt wurde eine Artemisia, welche die Asche ihres Gemahls unter ihr Getränk mischt; der Künstler selbst hielt dieses Bild für sein bestes Werk. Es wird jedenfalls unter dem Einflusse eines italienischen Eklektikers entstanden sein. Er hat auch einige Blätter radiert, unter welchen das Bildniß des Kunstfreundes Georg Gutthäter und die sterbende Cleopatra als die besten hervorzuheben sind. M. war Mitglied des sogenannten Elb’schen Schwanenordens, in dem er den Namen Artisander führte. In seinen letzten Lebensjahren wurde der Künstler von Podagra heftig geplagt. Diese Leiden werden auch sein Leben abgekürzt haben, er ist 1687 gestorben.

Caspar M., der jüngere, Sohn des älteren Matthaeus, geb. 1627. Die Kunstgeschichte weiß nicht viel von ihm zu erzählen, er erreichte auch den Vater und den älteren Bruder keineswegs. Er half dem Vater an dessen Werke: Topographia, dann stach er viele Bildnisse für das Wahl- und Krönungs-Diarium Kaisers Leopold (1658). Ferner haben wir von ihm eine Folge kleiner Landschaften nach Ros (Roos?) und eine Ansicht von Frankfurt vom J. 1657. Seine Zeichnungen, die er in Spranger’s Manier ausführte, wurden gelobt. Das Jahr seines Todes ist unbekannt, dieses dürfte in den Beginn des 18. Jahrhunderts zu setzen sein.

Maria Sibylla M. hatte sich allein von den fünf Töchtern des alten M. der Kunst gewidmet. Sie erblickte in Frankfurt am 2. April 1647 das Licht der Welt, als das jüngste Kind der Familie. Da der Vater drei Jahre nach ihrer Geburt starb, so konnte sie von diesem keine Unterweisung in der Kunst empfangen. Auf einem anderen Wege gelangte sie doch zum Ziele, da ihr Stiefvater Jacob Moreel, ein Blumenmaler, die Befähigung des Kindes [426] erkannte und nährte. Das Vorbild ihres Stiefvater führte sie zur Blumenmalerei, aber sie dehnte ihr Kunstgebiet aus, indem sie auch Alles, was sie auf Blättern und Pflanzen entdeckte, nachzeichnete, Schmetterlinge, Raupen, Conchylien u. s. f. Sie erhielt dann in dem trefflichen Blumenmaler Abr. Minjon einen Lehrer, unter dessen Leitung sie sich rasch zur Künstlerin entwickelte. Jedes, auch das kleinste Gebilde der Natur suchte sie nicht allein nach Form und Farbe getreu zu schildern, sondern auch bis in das kleinste Detail durchzuführen; sie verfolgte, so zu sagen, einen wissenschaftlichen Zweck dabei. „Es genügte ihr nicht, sagt Houbraken von ihr, lediglich die mannigfaltigen Thiere mit den ihnen eigenthümlichen lebhaften Farben auf Pergament nachzuahmen, sondern sie hatte auch Lust, die Veränderungen derselben und die wunderbaren Umwandlungen der Raupen in beflügelte Schmetterlinge, nebst den mannigfaltigen Arten ihres Fortkommens zu ergründen und auch der Nahrung, von welcher sie leben, nachzuforschen“. M. hatte bald sich berühmt gemacht, ihr Fleiß war grenzenlos. Im J. 1665 heirathete sie den Nürnberger Maler J. A. Graf (Bd. IX, 548) und lebte seitdem in Nürnberg. Ihrem Manne gebar sie zwei Töchter, Johanna Maria und Dorothea Maria. Ihren Vaternamen legte sie nicht ab, denn unter diesem war sie der Kunstwelt bekannt. Auch die Töchter führten den Familiennamen der Mutter und nicht des Vaters. M. wünschte ihre Arbeiten in Werken zu verwerthen, sie ließ sie deshalb stechen und schrieb selbst den Text dazu, zu welchem Behufe sie Naturwissenschaften und die lateinische Sprache studirte. Der erste Band ihres Werkes erschien 1679 in Nürnberg unter dem Titel: „Der Raupen wunderbare Verwandlung und wunderbare Blumennahrung“. (Eine zweite Auflage in lateinischer Sprache erschien 1717 in Amsterdam). Für wenige ausgewählte Exemplare radierte sie selbst die Abbildungen in Umriß und malte sie dann sorgfältig aus. Es sind wahre Prachtexemplare, die den Werth von Miniaturen besitzen. Ihre Ehe scheint später unglücklich gewesen zu sein, denn sie verließ Nürnberg 1684 mit ihren Töchtern und kam nach Frankfurt. Hier erschien der zweite Theil ihres Werkes. Darauf siedelte sie nach Holland über und wohnte auf dem Schlosse Bosch, zwischen Francken und Leewarden. Man sagt, die Schwärmerei des Labadie hätte sie angesteckt, aber beweisen läßt sich diese Zumuthung keineswegs. Im Schlosse Bosch befand sich eine Sammlung amerikanischer Insecten, die H. von Sommerdyck aus Westindien gebracht hatte. Diese brachten M. zum Entschlusse, nach Westindien zu reisen, um daselbst die lebenden Exemplare zu malen. Sie erhielt von den Generalstaaten ein Reisestipendium und schiffte sich mit ihrer jüngeren Tochter Dorothea nach Südamerika ein, wo sie in Surinam durch zwei Jahre unermüdlich Insecten und die diesen zur Nahrung dienenden Pflanzen sammelte, beobachtete und malte, wobei ihr die Tochter getreulich mithalf, da sie durch die Mutter zu fast gleicher Fertigkeit herangebildet war. Die Originale sind auf Pergament mit höchstem Fleiße gemalt und jedes Thier mit der Pflanze, die ihm zur Nahrung dient, vereint. Nach ihrer Rückkehr veröffentlichte sie die Früchte dieser Reise in einem Werke: „Metamorphosis insectorum Surinamensium“; diese erste, lateinische Ausgabe wird am meisten geschätzt, später erschien eine zweite Auflage in holländischer Sprache in Amsterdam und noch 1771 eine französische. Auch von diesem Werke wurden einige Prachtexemplare von M. ausgemalt. Houbraken sagt über dieses Werk: „Darin ist jedes Thier auf jenen Gewächsen, Blumen und Früchten, auf welchen es gefunden wurde, dargestellt; auch wird die Entwicklung der Heuschrecken, Kröten, Eidechsen, Schlangen, Spinnen und Ameisen, sämmtlich in Amerika nach der Natur gemalt, gezeigt und beschrieben. Diejenigen, welche das Werk gesehen und gelesen haben, sprechen mit viel Ruhm davon.“ M. hatte nämlich, als sie am 23. September 1701 nach Amsterdam zurückgekehrt [427] war, die ganze Ausbeute ihrer Reise im Stadthause daselbst ausgestellt und Künstler wie Naturforscher waren über die Arbeiten der fleißigen Künstlerin ganz entzückt. Die Originalbilder sind jetzt in verschiedenen Kunstkabinetten zerstreut; die größte Anzahl besitzt das Britische Museum und die Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Das ungesunde Klima von Surinam, aber auch die Last der Jahre machten die Künstlerin krank; dennoch ließ sie von ihrem Fleiße nicht ab. Ihre ältere Tochter Johanna war an J. Herold, einen Kaufmann in Surinam, verheirathet. Diese setzte die Arbeiten der Mutter fort und sandte die Ergebnisse ihres Fleißes an diese, die in einem Anhang zum erwähnten Werke veröffentlicht werden sollten. Dieses Vorhaben konnte M. aber nicht mehr durchführen, da sie ihr Tod (13. Januar 1717) daran hinderte. Amsterdam bewahrt ihre irdischen Ueberreste. Sie soll zuweilen auch in Oel gemalt haben. Im Belvedere zu Wien wird ihr ein Blumenkörbchen, auf Holz gemalt, zugeschrieben.

Johanna Maria M., geb. in Nürnberg 1668, ältere Tochter der Vorigen. Im Leben dieser haben wir auch über sie berichten müssen. Die Ergebnisse ihrer Reise hat sie selbst veröffentlicht, nachdem die Mutter durch den Tod daran verhindert wurde. In der Kunst ihrer Mutter war sie so bewandert, daß ihre Malereien oft mit jenen der Mutter verwechselt wurden. Sie starb in Amsterdam, doch ist ihr Sterbejahr unbekannt.

Dorothea Maria M., die jüngere Schwester der Vorigen, geb. in Nürnberg 1678, † in St. Petersburg 1745. Sie zeichnete sich in derselben Kunst wie Mutter und Schwester aus und begleitete die Mutter nach Surinam. Da nach dem Tode der Letzteren Text und Abbildungen zum 3. Bande des ersten Werkes („Der Raupen wunderbare Verwandlung“) bereits fertig vorlagen, so besorgte sie die Herausgabe desselben. Sie heirathete den Maler Gsell, der an den russischen Hof nach Petersburg berufen wurde, wohin ihn Dorothea begleitete. So dürfte sich erklären, wie die reiche Sammlung von Originalmalereien der Mutter in die kaiserliche Akademie daselbst kam.

Johann Matthaeus v. M., Pastellmaler, Sohn des jüngeren M., sein Geburtsjahr ist nicht bekannt. Als Bildnißmaler war er sehr geschätzt und verdiente sich viel Geld. Der Kurfürst von Mainz ernannte ihn zu seinem Rathe und verlieh ihm auch den Adel. Neben Bildnissen malte er auch Historien in Pastell, doch nicht nach eigener Erfindung, sondern nach Stichen, welche Compositionen des Rubens, v. Dyck u. A. enthielten. Außerdem führte er den Kunst- und Buchhandel, den er von seinem Vater geerbt hatte, mit großem Erfolg weiter, so daß er ein wohlhabender Mann wurde. Er starb im J. 1716. Seine einzige Tochter, welche den Vater beerbte, heirathete den preußischen Architekten Eosander v. Göthe (Bd. IX, S. 412), der in kurzer Zeit das ganze Merian’sche Vermögen, das drei Generationen mit großem Fleiß gegründet hatten, durchbrachte. So fand Merian’s Kunst- und Buchhandlung ein klägliches Ende.

S. Fueßli, Doppelmayr, Parthey (für Maria Sibylla außerdem Houbraken, Wessely: kunstübende Frauen).