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ADB:Meer, van der

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Artikel „Meer, van der“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 171–172, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meer,_van_der&oldid=- (Version vom 6. November 2024, 02:01 Uhr UTC)
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Meer: van der M. (auch Vermeer), Künstlerfamilie. Da mehrere Glieder derselben den Vornamen Jan tragen, so herrschte bis vor Kurzem eine große Verwirrung in der Angabe der biographischen Nachrichten wie in Bezeichnung der jedem derselben zukommenden Werke.

Johann van der M., der Aeltere, soll nach Houbraken 1628 in Schoonhoven geboren sein und daselbst die meiste Zeit seines Lebens zugebracht haben. Aus Urkunden, die van der Willigen veröffentlichte, geht aber hervor, daß er in Harlem geboren ist. Auf seinem gezeichneten Eigenbildniß im Besitze des Verfassers steht: Pictor Harlemensis MDCLXXX aet. 62. Darnach müßte der Künstler bereits 1618 das Licht der Welt erblickt haben. Wer sein Lehrer gewesen ist unbekannt. Er soll in Begleitung des Malers Verschuur Italien besucht und nach seiner Rückkehr in seiner Vaterstadt gearbeitet haben, wo er 1691 starb. Er malte Landschaften, die er mit Thier- und Menschenfiguren belebte; besonders seine Seestücke wurden sehr gerühmt. Auch Schlachtstücke hat er gemalt. Der Ton seiner Farbe ist warm und fein. Er soll eine reiche Wittwe geheirathet haben, die eine Bleiweisfabrik besaß; übrigens war er selbst von Haus aus vermögend, er verlor aber im Kriege seinen ganzen Besitz (1672). Durch den Prinzen von Oranien erhielt er dann ein Amt, um der größten Sorgen ledig zu werden. In verschiedenen Sammlungen werden ihm Bilder zugeschrieben, doch ist über ihre Zugehörigkeit noch nicht überall das letzte Wort gesprochen. Im Museum von Braunschweig ist eine holländische Flachlandschaft von seiner Hand und auch mit dem Namen bezeichnet.

Jan van der M., der Jüngere, Maler, geb. zu Harlem 1656, † daselbst am 28. Mai 1705. Seinen ersten Kunstunterricht erhielt er von seinem Vater Johann dem Aelteren, kam dann zu N. Berghem in die Lehre, bei dem er sich insbesondere zu einem tüchtigen Thiermaler ausbildete. Deshalb wurden auch seine Bilder immer geschätzt, seine Schafe sind ganz getreu der Natur abgelauscht, sowol nach ihrem Naturell wie in der Zeichnung und Behandlung der Wolle. Im Reichsmuseum in Amsterdam befindet sich ein Hauptwerk von ihm, eine baumreiche Landschaft mit Schafen und Lämmern bei einem schlafenden Hirten. Eine Landschaft mit Schafen und Kühen beim Wasser und einem aus seinem Hute trinkenden Jungen besitzt das Berliner Museum. Dieses Bild ist bezeichnet „Jan van der meer de jonge Ao. 1679“. Der Künstler hat [172] auch einige Blätter mit geistreicher Nadel radirt, die sehr selten sind. Bartsch beschreibt zwei derselben, beide vom Jahre 1685. Zwei andere hat Weigel im Supplement hinzugefügt. Was Nagler über die wüste Lebensweise des Künstlers erzählt, scheint ohne Begründung zu sein.

Bartsch, P.-Gr. I. Weigel, Suppl. Kramm. Immerzeel.

Nicolas van der M., Maler und Radirer, der im 17. Jahrhundert in Amsterdam blühte. Man hat von ihm 12 allegorische Vignetten, bezeichnet N. V. D. Meer inv. et fec. Dann radirte er auch das Titelblatt zu J. Barueth’s Werk: Jacobs Zegen nach A. Hoydyck. Doch bleibt unentschieden, ob der Künstler, über den sonstige Nachrichten fehlen, wirklich Nicolas hieß und nicht vielmehr Noah. Er wäre dann der ältere dieses Namens und der nachfolgende Künstler der jüngere.

Noah van der M., der Jüngere, soll 1745 geboren sein; er war Zeichner und Kupferstecher und hielt sich in Amsterdam auf, wo er meistentheils historische Begebenheiten und Vorfälle seiner Zeit in Kupferstich darstellte. Ob er des Vorigen Sohn war, wird nicht berichtet. Vom Jahre 1772 ist sein Blatt nach eigener Zeichnung, welches den Brand des Theaters zu Amsterdam zum Gegenstande hat. Drei Jahre später brachte er auch die Ansicht des neuen Theatergebäudes. Beide Blätter dienten als Illustration zu Schriften über die beiden Theater. Vom Jahre 1776 ist eine Ansicht der großen Wasserfluth nach der Zeichnung von Kobell Hendrik jun. Zu erwähnen sind ferner 150 Blätter nach J. Buys zu Gellert’s Fabeln (3 Theile 1772–1785). Nach J. Steen stach er eine Dorfschule, genannt „De Schoolmeester met de plak“. Es ist des Künstlers Hauptblatt und sehr sorgfältig ausgeführt. Auch einzelne Bildnisse hat er gestochen, so sein eigenes, des Predigers van Essen (1792) u. a. m. Er zeichnete seine Blätter: N. V. D. Meer Jun.

Immerzeel. Kramm.