ADB:Mayrhofer, Karl
Schuh theilhaftig geworden und später als Assistent in der ophthalmiatrischen Klinik bei Arlt thätig gewesen war, wandte er sich ausschließlich der Gynaekologie und Geburtshülfe zu und trat im Jahre 1862 als Assistent in die geburtshülflich-gynäkologische Klinik des Prof. Braun ein. – Nach achtjähriger Dienstzeit in dieser Stellung habilitirte er sich an der Wiener medicinischen Facultät als Privatdocent in den genannten Fächern und 1875 wurde er zum Prof. extraord. für dieselben ernannt. – Schon während seiner Thätigkeit als Assistent im Gebärhause hatte er wiederholt an Bluthusten gelitten, später entwickelte sich bei ihm eine chronische Krankheit, die neben schweren Unglücksfällen in seiner Familie und manchen Enttäuschungen, die er zum Theil unverdienter Weise erfuhr, in ihm eine tiefe Verstimmung und Unlust an seiner bisherigen Stellung erzeugte. Er gab diese daher 1878 auf und ging nach Rußland, und zwar zunächst nach Tiflis, wo er nach kurzer Zeit einen Ruf als Gynäkologe und eine lohnende Praxis erlangte. Diese Erfolge veranlaßten ihn zu einer Uebersiedelung nach Petersburg, wo er eine klinische Stellung zu gewinnen hoffte; diese Hoffnung erfüllte sich aber nicht und so kehrte er nach Wien zurück, wo er sich zwei Jahre lang vorzugsweise mit litterarischen Arbeiten beschäftigte. Auf den Rath seiner Freunde habilititte er sich, mit Rücksicht auf seinen leidenden Zustand im Jahre 1881 als praktischer Arzt in Franzensbad, und in der That schien der Aufenthalt daselbst anfangs einen günstigen Einfluß auf sein körperliches Befinden zu äußern, aber schon in dem darauf folgenden Winter wurde er durch seine Krankheit dauernd [149] an das Bett gefesselt und am 3. Juni 1882 machte der Tod seinem schwergeprüften Leben ein Ende. – Von seinen litterarischen Arbeiten, welche, mit Ausnahme eines ophthalmiatrischen Artikels („Ueber die Wirkung des gesteigerten intraoculären Druckes“ in der Zeitschr. der Wiener ärztl. Gesellsch., 1860, Nr. 47, 737 abgedruckt), ausschließlich das Gebiet der Gynäkologie und Geburtshülfe betreffen, verdienen namentlich eine Abhandlung „Ueber Aetiologie der Puerperalprocesse“ (in Wiener med. Jahrb. 1863, Heft 1), ein an die Arbeiten von Pasteur über den parasitären Charakter der Infectionskrankheiten sich anschließender Versuch eines Nachweises von dem Vorkommen niedriger Organismen in Wochenbetterkrankungen, und eine größere Arbeit über die „Entwickelungsfehler und Entzündungen des Uterus“ in dem von Pitha und Billroth herausgegebenen Handbuche der Chirurgie hervorgehoben zu werden. – Eine Reihe kleinerer Arbeiten Mayrhofer’s sind in den Jahrgängen 1867–81 verschiedener Wiener med. Zeitschriften und im Archiv für Gynäkologie erschienen.
Mayrhofer: Karl M., Arzt, am 2. Juni 1837 in Steyr geboren, hatte nach Absolvirung seiner Vorstudien auf dem Gymnasium zu Kremsmünster in Wien Medicin studirt und daselbst 1860 den Doctorgrad erlangt. Nachdem er einige Zeit des Unterrichts in der operativen Chirurgie bei- Ueber Mayrhofer’s Leben und Charakter vgl. Wien. med. Blätter 1882, Nr. 23, 725 und Wien. Presse 1882, Nr. 24, 778.