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ADB:Martonitz, Andreas Freiherr von

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Artikel „Martonitz, Andreas Freiherr von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 527–529, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Martonitz,_Andreas_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:59 Uhr UTC)
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Martonitz: Andreas Freiherr von M., k. k. Feldzeugmeister, geb. 1768 zu Raab in Ungarn, † am 7. März 1855 zu Wien, entsproß einer bürgerlichen Familie. Seine erste militärische Ausbildung erhielt er in der Ingenieur-Akademie zu Wien, dort legte er den Grund zu jenem bedeutenden technischen Wissen, welches er stets zu steigern und im Interesse seines kaiserlichen Herrn und des Staates zu verwerthen strebte. Martonitz’ 65jährige Diensteslaufbahn begann den 1. Novbr. 1784 als Cadet im Ingenieurcorps, 1786 wurde er bei Beförderung zum Unterlieutenant in die Festung Olmütz versetzt, 1787 zu der in Kroatien gegen die Türken vereinigten Armee befehligt, bereits 1788 stand M. bei der Belagerung und Erstürmung von Novi an der Unna im Angesichte des Feindes. Hiebei erwies er sich nicht nur geschickt und verläßlich in der Ausführung der Tranchéearbeiten, sondern auch in hohem Grade tapfer, denn er nahm den 25. Sept. freiwillig Antheil an dem ersten Sturme und bot den 3. Oct. ein höchst aufmunterndes Beispiel beim Eindringen in die Bresche der Hauptfronte. Noch im selben Monate wurde M. „in Rücksicht seiner bei der Einahme der Festung geleisteten guten Dienste“, wie es in seinem Ernennungsdecrete lautet, zum Oberlieutenant im Mineurcorps befördert. Nun wirkte M. 1789 bei der Belagerung und Einnahme von Belgrad thatkräftig mit, worauf er zum Corps des Feldmarschalllieutenants de Vins in Kroatien beordert wurde, wo er erneut mit Auszeichnung thätig gewesen und sich sogar das in seiner Charge schwer zu verdienende Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens und den sich hieran knüpfenden Freiherrnstand erworben hatte. Es geschah dies bei Cetin, welche Feste vom 22. Juni 1790 an belagert, den 22. Juli desselben Jahres erstürmt wurde. M. leitete hiebei an Stelle des schwerverwundeten Majors Cerrini die Angriffsbewegung des linken Flügels; zum günstigen Ausgange der ganzen Action trug er aber dadurch vorzüglich bei, daß er den Vorstoß der 3. Parallele durch die tüchtige Ausnützung einer im heftigsten gegnerischen Feuer von ihm erbauten Redoute (auf der dominirenden Kuppe Groß-Cerkwina) deckte, bei den Arbeiten so wie im Kampfe allerorts persönlich eingriff und einer der Ersten die gelegte Bresche erstieg. Schon im August desselben Jahres erfolgte hierauf Martonitz’ Ernennung zum Hauptmann im Ingenieurcorps, 1791 wurde er nach dem Friedensschlusse zu Sistov bei den Grenzregulirungsarbeiten verwendet, 1793 in das Hauptquartier des Auxiliarcorps in Piemont beordert. Martonitz’ Verhalten in Italien 1793–1796 war ebenfalls ein musterhaftes, denn ihm genügte es nicht, die an ihn gestellten Forderungen zu erfüllen, er suchte jederzeit mehr zu leisten als seine Pflicht bedingte. Wiederholt erbat er sich die freiwillige Betheiligung an gefährlichen oder schwierigen Unternehmungen, hervorhebenswerthe Anerkennung fand sein Benehmen am 25. Juni 1795 bei der Erstürmung und darauf folgenden Vertheidigung des Monte Settepani im Gefechte bei Monte S. Giacomo delle malere (Monte alto), und am 27. Juni die gelungene Vertheidigung des erst genannten Berges, den er mit theilweiser Benutzung der vorgefundenen feindlichen Werke verschanzt und mit zwei eiligst herbeigeschleppten Bergkanonen armirt hatte. Das ihm bei diesem Anlasse vom Commandanten ausgestellte Zeugniß sagt, „daß M. durch seine mit unermüdlichem Fleiß erlangte genaue Kenntniß der piemontesischen Alpengebirge und in Auswahl der Positionen zur Zurückhaltung des Feindes ihm am Vorzüglichsten an die Hand ging, keine Gelegenheit versäumte, sich zu den wichtigsten und entscheidendsten Affairen [528] freiwillig anzubieten, so auch bei Eroberung und zweimaliger Vertheidigung der Position von Settepani den 25. und 27. Juni sowohl durch Beweise militärischer Kenntnisse als in allen Gefahren durch Muth und Standhaftigkeit zu dem glücklichen Ausgange beigetragen hat“. Würdig dieser ehrenvollen Beschreibung gestaltete sich Martonitz’ Theilnahme an der heldenmüthigen Vertheidigung des Schlosses Cossaria im Gefechte von Millesimo am 13. und 14. April 1796. Wie Feldmarschalllieutenant Provera schriftlich bestätigte, eilte M. an diesem Tage freiwillig mit einer ihm zur Verfügung gestandenen kleinen Abtheilung den etwa 900 Mann betragenden Vertheidigern von Cossaria zu Hülfe, unterstützte aus gut gewählter Stellung erfolgreich deren zähen Widerstand gegen Augereau’s 4000 Mann starke Angriffstruppen und hielt so lange aus, bis der Besatzung von Cossaria sowie auch seiner Truppe der Abzug mit allen kriegerischen Ehren zugestanden wurde. Kaum in die Heimath zurückgekehrt, bereiste M. mit dem Ingenieurgeneral Froon in geheimer Sendung die salzburgisch-bairisch-passauische Grenze, worauf er die Entwürfe zu den dortselbst anzulegenden Vertheidigungsanstalten und Verschanzungen ausarbeitete und deren Ausführung einleitete; das Jahr 1797 brachte ihm die Ernennung zum Feld-Geniedirector der an Oesterreich gefallenen Provinz Dalmatien und somit ein weites Feld zur Befriedigung seiner rastlosen Arbeitslust; 1799 stand er wieder dem Feinde gegenüber und leitete als Geniechef des Feldmarschalllieutenants Fröhlich vom 6. October bis 13. November mit großer Umsicht und Beharrlichkeit die Belagerungsarbeiten der muthvoll und energisch vertheidigten Stadt und Festung Ancona. Hiefür wurde M. dadurch ausgezeichnet, daß er die Nachricht von der Einnahme nach Wien zu bringen hatte und Ende 1799 zum Major avancirte. Ueberdies sah M. 1801 seine bisher bethätigte militärisch-technische Leistungsfähigkeit, Kriegserfahrung und Pflichttreue durch die, Geist und Urtheilskraft erfordernde, Aufgabe schmeichelhaft geehrt, die Provinz Venedig zu bereisen und zu beschreiben, dann ein Projekt zu entwerfen behufs der permanenten Befestigung der Stadt Venedig sowie der aus Italien nach Tirol führenden Gebirgspässe und Communicationen. Was M. in dieser Hinsicht 1801 bis zum Schlusse des Feldzuges 1805 dortselbst geleistet, fand die vollste Gutheißung und wurde M. in Anerkennung seiner erneut bewiesenen Verdienstlichkeit im October 1805 als überzähliger Oberstlieutenant zur General-Geniedirection nach Wien berufen, wo er ausschließlich dem Generalissimus Erzherzog Karl und dem Geniedirector Erzherzog Johann zugewiesen war. Wie in dieser Zeit so wurde auch späterhin Martonitz’ Wissen und Tüchtigkeit noch vielfach in Anspruch genommen, doch ergab sich ihm keine Gelegenheit mehr zu hervorleuchtenden Thaten. Nachdem er 1808 zum Obersten vorgerückt war, befehligte er bis 1809 das Mineurcorps; im letztgenannten Jahre wurde er zuerst als Generalstabschef des 1. Armeecorps unter dem General der Cavallerie Grafen Bellegarde, später am kaiserlichen Hoflager verwendet, 1810 trat er wieder in das Ingenieurcorps, 1812 erfolgte seine Uebersetzung als Secondelieutenant zur ungarischen adeligen Leibgarde, 1813 avancirte er zum Generalmajor, 1815 wirkte er anfänglich als Vice-Commandant der Festung Mantua, dann als Brigadier in Frankreich, am Schlusse des Jahres rückte er wieder zur Garde ein. Hierauf ernannte ihn noch der Kaiser 1824 zum Feldmarschalllieutenant und Garde-Oberlieutenant, 1825 zum zweiten Inhaber des k. k. Infanterieregiments Nr. 52, 1836 zum Garde-Capitän-Lieutenant und wirklichen geheimen Rath, 1840 zum Kommandeur des St. Stephansordens, 1841 zum Feldzeugmeister. 1855 trat M. in den wohlverdienten Ruhestand. Er starb ohne Nachkommen, sein Name ist aber hiemit nicht erloschen, denn er steht in den Büchern der Geschichte, welche M. einen wissenschaftlich hochgebildeten, hingebungsvoll thatkräftigen, als auch regententreuen und kühnen Vaterlandsvertheidiger nennt.

[529] Extrablatt zur Wiener Zeitung vom 22. Juli 1795. (Gräffer), Gesch. der k. k. Kriegsvölker (2. Aufl.), Wien 1800. Militärische Zeitung, Wien 1855. Hirtenfeld, Der Milit. Maria-Theresien-Orden etc., Wien 1857. Wurzbach, Biogr. Lexikon d. Kaiserth. Oesterreich, 17. Th., Wien 1867. Thürheim, Gedenkblätter a. d. Kriegsgesch. der österr. Armee, 2. Bd., Wien und Teschen 1880.