ADB:Marperger, Bernhard Walter
lutherischer Theologe, ist am 14. Mai 1682 (nicht 1681) zu Hamburg geboren, wo sein Vater Paul Jakob M. (vgl. den folgenden Artikel) sich damals aufhielt. Außer seinem Vater hatten auch sein Bruder und sein Sohn die Vornamen „Paul Jakob“; alle drei waren Juristen; vgl. Rotermund zum Jöcher, Bd. IV, Sp. 767, 771 und 772. Unser M. ward schon in früher Jugend zu seiner Großmutter, Margarethe M., geb. Gräffe, nach Nürnberg gebracht, um hier erzogen zu werden. Im J. 1699 bezog er die Universität Altorf, wo er sich zunächst mit mathematischen Studien beschäftigte; hernach führte ihn das Studium der orientalischen Sprachen und der jüdischen Alterthümer zur Theologie, der er sich dann völlig widmete. Durch den Professor der Theologie, Christoph Wegleiter, wurde er in die Anschauungen Spener’s und A. H. Francke’s eingeführt; im J. 1702 wurde er sodann noch des letzteren Schüler in Halle, und ist stets ein dankbarer und treuer Freund desselben geblieben. Vom Jahre 1705 an bekleidete er mehrere geistliche Aemter in seiner zweiten Vaterstadt Nürnberg, bis er im Jahre 1724 als Oberhofprediger, Kirchenrath und Oberconsistorialassessor nach Dresden berufen ward, wo er am 28. März 1746 nach langen Leiden starb. Er war zweimal verheirathet. In den pietistischen Streitigkeiten, die kurz nach seiner Berufung nach Dresden in Sachsen heftig entbrannten, ist er mehrfach mit Streitschriften, theilweise zur Abwehr persönlicher Angriffe, aufgetreten. Außerdem hat er eine ganze Reihe meist erbaulicher Schriften veröffentlicht. Das Börner’sche Dresdener Gesangbuch hat er dreimal neu herausgegeben; auch hat er einige (drei?) geistliche Lieder selbst gedichtet, unter welchen das bekannteste das Lied: „Es halten eitele Gemüther die Erde für ihr Vaterland“ ist, welches im zweiten Theil des Freylinghausen’schen Gesangbuches vom Jahre 1714 abgedruckt ist und seitdem in viele Gesangbücher Aufnahme gefunden hat. Sollte das Lied: „Wer sich auf seine Schwachheit steurt, der bleibt in Sünden liegen“, das ihm auch allgemein zugeschrieben wird, schon, wie Fischer (vgl. unten) annimmt, im J. 1696 bekannt gewesen sein, so kann es wohl kaum von unserem M. gedichtet sein.
Marperger: Bernhard Walther M.,- Vgl. Hamburgisches Schriftstellerlexikon V, S. 26 ff. Lexikon der jetztlebenden Theologen in und um Deutschland, Züllichau 1741, S. 478 ff. Jöcher III, Sp. 197 Rambach, Anthologie IV, S. 215 f. Doering, Die gelehrten Theologen Deutschlands II. S. 415 f. Koch, Geschichte des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl., IV, S. 390–396. Fischer, Kirchenliederlexikon, 1. Hälfte, S. 178; 2. Hälfte, S. 364. – Das Hamburgische Schriftstellerlexikon S. 30 und Koch S. 390 geben die weitere Litteratur über ihn an.