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ADB:Marcus, Carl Friedrich von

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Artikel „Marcus, Karl Friedrich von“ von Melchior Josef Bandorf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 307–308, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marcus,_Carl_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:28 Uhr UTC)
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Marcus: Karl Friedrich v. M., Arzt, geb. zu Bamberg am 2. September 1802 als Sohn des Adalbert Friedrich M., Dirigenten des allgemeinen Krankenhauses zu Bamberg, eines der bedeutendsten Anhänger des Brownianismus. Theils durch Hauslehrer, theils durch den Besuch der öffentlichen Lehranstalten seiner Vaterstadt vorbereitet, bezog er im Herbst 1817 die Universität Würzburg, wo er nach einjährigem Cursus der allgemeinen Wissenschaften sich dem Studium der Medicin widmete. Als Assistent von Schönlein wurde er 1822 zum Doctor promovirt („Diss. De morbis columnae vertebralis“) und bestand 1823 das Approbationsexamen. Im folgenden Jahre wurde er als Mitglied der allgemeinen deutschen Burschenschaft in eine strafrechtliche Untersuchung wegen Theilnahme an einer hochverrätherischen Verbindung verwickelt und mußte in München eine 13monatliche Untersuchungshaft aushalten. Die Untersuchung [308] endigte ohne Resultat und M. ließ sich in München als Assistent am allgemeinen Krankenhause nieder, wo er auch Privatcurse und Repetitorien hielt. Später zum Gerichtsarzt in Aichach ernannt, traf ihn 1832 der Ruf als Schönlein’s Nachfolger zum ordentlichen Professor der medicinischen Klinik in Würzburg. Hier wirkte er zunächst im Sinne der Schönlein’schen Schule, entwickelte sich aber in empirischer Richtung weiter und trug vor Allem den neuen Untersuchungsmethoden gebührende Rechnung. Seine Leistungen als Arzt wie als Lehrer waren gleich hervorragend, dagegen war er fast gar nicht litterarisch thätig. Im J. 1848 wurde ihm gestattet, auch Vorlesungen über Psychiatrie mit klinischen Demonstrationen abzuhalten. Von da datirt, wenn man von anderwärtigen kürzer oder länger dauernden Versuchen in dieser Richtung absieht, die Errichtung der ersten ständigen psychiatrischen Klinik in Deutschland. Durch diese hat M. viel für die Verbreitung der Kenntnisse in der Psychiatrie, besonders nach ihrer praktischen Seite hin gewirkt. Als ihn ein immer mehr zunehmendes Augenleiden im Wintersemester 1853/54 zwang um Enthebung von der Professur der medicinischen Klinik nachzusuchen, behielt er sich die Abhaltung der psychiatrischen Demonstrationen vor und setzte dieselbe unter regster Theilnahme der Studirenden bis kurz vor seinem am 23. August 1862 zu Würzburg erfolgten Tode fort.

Vgl. Würzburger medicinische Zeitschrift 1863, Bd. IV, S. 35.