ADB:Manger, Heinrich Ludwig
Zink Privatunterricht im Zeichnen, wobei es ihm an Anleitung zur praktischen Baukunst unter Führung Schmiedlein’s umso weniger fehlen konnte, als eben damals durch diesen der Georgen- und der Rathhausthurm, die Bibliothek und viele andere Gebäude, sowie die sog. Schleusen zur Abführung des Wassers und Unrathes durch alle Straßen der Stadt ausgeführt wurden. Der unbemittelte aber von Wissensdrang getriebene thätige M. mußte die Mittel für sprachlichen und wissenschaftlichen Unterricht oft durch Schreiben und Zeichnen für Geld in seinen Morgen- und Abendstunden erwerben. Erst 1748 unter die Zahl der akademischen Bürger aufgenommen, fand er an dem damaligen Professor der Naturlehre Winkler eine neue trostreiche Unterstützung. Er verfertigte die Zeichnungen für die Kupferstiche zu dessen „Experimentalphysik“, „Elektrischen Versuchen“ etc., wofür ihm Winkler die Collegienfreiheit wie bei sich so bei Heinsius, Kästner, Christ, Joachim, Ludwig und anderen Professoren verschaffte.
Manger: Heinrich Ludwig M., Architekt und Pomologe, geb. am 31. Juli 1728 zu Kitscher, einem sächsischen Dorfe zwischen Borna und Altenburg, † am 30. April 1790 zu Potsdam als königlicher Oberhof-Baurath und Garteninspector. Sein Vater, ein armer Gärtner, ließ sich bald nach der Geburt des Sohnes in der Nähe von Leipzig nieder und gab ihm selbst Unterricht im Zeichnen. Dort lernte er, vierzehn Jahr alt, den damaligen Stadtbaumeister Schmiedlein kennen, welcher ihn zu sich in sein Haus nahm und ihm dadurch Gelegenheit verschaffte, das Handzeichnen und sämmtliche mathematische Wissenschaften zu erlernen, auch Physik zu studieren. Zu gleicher Zeit erhielt er durchNach einem vergeblichen Versuch Manger’s, sich speciell der Kriegsbaukunst zu widmen und bei dem Ingenieurcorps in Dresden eine Versorgung zu erlangen, erhielt er im J. 1753 den Ruf als Bauconducteur nach Potsdam, mit einem Monatsgehalt von 12 Thalern. Auch hier mußte er sein Einkommen durch Unterricht in der Baukunst und Sprachen, welchen letzteren sich insbesondere die Hofpagen auf Befehl des Königs zu widmen hatten, zu erhöhen trachten. Unter seinen Schülern befand sich auch der spätere Oberst von Pirch. Um sich aber recht eigentlich die bürgerliche Baukunst anzueignen, erlernte M. nun noch praktisch bei Lindner in Potsdam die Maurer- und bei Joh. Adam Büring in Berlin die Zimmererkunst zunftmäßig drei Jahre lang, nachdem er sich vorher auch im Modelliren von Bildhauer-, Steinmetz- und Zimmerarbeiten geübt hatte. Seit dieser Zeit finden wir ihn als Mitarbeiter an den Entwürfen zum neuen Palais bei Sans-Soucis, dem Kanal etc., sowie einer Menge von Privatbauten in Potsdam selbst, und 1763 zeichnete er nach König Friedrichs II. Vorschrift den Hofplan zum Neuen Palais (nach korinthischer Ordnung), ebenso wie den perspectivischen Aufriß desselben. An der Ausführung des Baues selbst wirkten anfänglich Büring und Hildebrand mit, später aber besorgte M. dieselbe allein, während er zugleich bei allen anderen königlichen und Kasernenbauten in Potsdam und Brandenburg betheiligt war. 1775 wurde er nebst Gontard und Unger Director der königlichen Baue und als 1779 Gontard und 1781 Unger [190] nach Berlin gingen, behielt M. bis 1786 deren alleinige Direction, wie er denn die Geschäfte der Potsdam’schen Bauarbeiten bis dahin überhaupt besorgt hat. Inzwischen war er in diesen sechs Jahren beim Könige durch dessen völlig ungerechtfertigtes Mißtrauen in Ungnade gefallen, welches ihn sogar auf vierzehn Tage ins Gefängniß brachte, aus welchem er erst durch den Tod des großen Königs befreit wurde. Friedrich Wilhelm II. restituirte M. sogleich wieder vollständig und ernannte ihn zum Oberhofbaurath und königlichen Garteninspector, als welcher er bis zu seinem Tode 1790 den größten und wohlthätigsten Einfluß auf Potsdams Bauthätigkeit ausgeübt hat.
M. hinterließ sechs Kinder, unter denen zwei Söhne, welche beide in der Pomologie, Gärtnerei und Treiberei ebenfalls Vortreffliches geleistet haben, der älteste, Hans Karl M., wurde Stifter der bekannten Potsdamschen Oekonomischen Gesellschaft, während der jüngere Heinrich Konrad M. ebenfalls königlicher Hofbaurath und von 1809–1815 zugleich Stadtbaurath war und 1842 als königlicher Regierungsbaurath zuletzt in Breslau fungirte.
Auch auf litterarischem Gebiete ist M. sehr thätig gewesen und hat sich als Schriftsteller im Baufach und in der Pomologie einen ehrenvollen Ruf erworben. Von seinen schriftstellerischen Arbeiten sind, außer einer Menge einzelner Aufsätze, als klassisch und von Fachmännern hochgeschätzt vor Allem zu erwähnen: „Vollständige Anleitung zu einer systematischen Pomologie etc.“, I. Theil. Von den Aepfeln. Fol. 1780. II. Theil. Von den Birnen. Fol. 1783. „Bemerkungen über die Zimmerkunst, besonders über die Anbringung der Bänder und Spannriegel“, 1783; „Entwürfe und Kostenberechnung zur Meublirung der Wohngebäude etc.“, 1783; „Die ökonomische Bauwissenschaft zum Unterricht für den Landmann“, 1783; „Nachricht von dem neuen Grundbaue zu einer Anzahl Häuser in Potsdam auf einem ehemaligen Sumpfe im Jahre 1783“, 1786; „Beitrag zur praktischen Baukunst“, 1786; und als das bekannteste „Baugeschichte von Potsdam, besonders unter der Regierung König Friedrichs II.“, 3 Bde., 1789 und 1790.