ADB:Müller, Johann Baptist (Historienmaler)
[632] nach München, wo er zuerst unter Konrad Eberhard (dem er in der Folge bis zu dessen 1859 erfolgtem Ableben ein treuer Freund und Pfleger blieb), dann aber unter Heinrich Heß sich schnell entwickelte und schon 1829 auf der Kunstausstellung eine rühmliche Probe seines Talents mit einem in drei Abtheilungen componirten Oelbilde gab. Heß verwendete ihn als Gehülfen für die Fresken der Allerheiligenkirche, wo M. neben Joh. Schraudolph und E. Koch unter der Leitung des Meisters und auch selbständig (z. B. die „Taufe Christi“ daselbst ist ganz von seiner Hand) arbeitete. Da M. ein tüchtiger Techniker im Fresko war, so nahm ihn Führich 1837 mit nach Prag, um sich bei der Ausführung seiner vierzehn „Stationen“ auf dem Laurentiusberg helfen zu lassen. Von da bis 1842 blieb M. bei H. Heß und wirkte auch beim Bilderschmuck der Münchener Basilika getreulich mit. Von 1842 bis 1849 arbeitete M. für Max Ainmüller in der königlichen Glasmalereianstalt, bethätigte sich an der Ausführung der für die Auerkirche bestimmten Fenster, malte ein großes Christusbild für den Kaiser von Rußland und arbeitete an jenen großen Glasgemälden mit, welche König Ludwig I. in den Kölner Dom stiftete (wozu Jos. Anton Fischer die jetzt in der Neuen Pinakothek befindlichen Cartons zeichnete). Als 1849 die großen Aufträge Ainmüller’s erschöpft waren, wendete sich M. unverdrossen wieder zu verschiedenen Altar- und Staffeleibildern, darunter ein fast lebensgroßer „Jeremias auf den Trümmern Jerusalems“. Der Prophet ist dargestellt auf den Ueberresten des Tempels, den Blick gen Himmel gewandt, die charakteristischen Hände im Schooß gefaltet und neben sich eine Papyrusrolle – so erscheint er als der ernste Dichter und Denker, der vom unglücklichen Schicksal seines Vaterlandes niedergedrückte Patriot. Der scharfe Schnitt seines Gesichts und die orientalische Hautfarbe kennzeichnen den Typus seines Stammes; der Körper ist in ein braunes Gewand verhüllt, welches von den Lenden abwärts durch den darüber gebreiteten Burnus verdeckt wird, die Stirne umschlingt ein weißes, roth berändertes Tuch, welches den schwermüthigen Zügen zur Folie dient (vgl. O. v. Schorn im „Deutschen Kunstblatt“ 1855 S. 376). M. malte in vielen Kirchen des schwäbischen Oberlandes z. B. zu Obertingen, Erkheim (hier ein 22 Fuß breites und 16 Fuß hohes Abendmahl) und Scheideck, dann im Sommer 1855 und 1856 zu Kösching (bei Ingolstadt) große, selbständige Fresken-Cyclen, welche, vortrefflich in Composition und Technik, dem Künstler viele Ehre und Anerkennung, aber doch nur sehr bescheidenen Lohn einbrachten. In früheren Jahren erwarb der Kunstverein manch gutes Bild von ihm, später schuf M. eine große Zahl sogenannter Andachtsbilder, von denen einige durch Lithographie und Farbendruck weit verbreitet wurden z. B. die Madonna aus dem König-Ludwig-Album. M. war, ebenso wie Jos. Anton Fischer, einer der wenigen, welche früher ein „sattes“ Colorit anstrebten und sich „in die Farbe“ wagten, bevor der Umschwung der Neuzeit erfolgte. Den bleichsüchtigen „Historikern“ von dazumal war er zu viel, der nachfolgenden jüngeren Generation bald zu wenig. Er ging zurück, vernachlässigte die Form, während bald auch die Wärme der innerlichen Empfindung darunter litt. Die neue Aera überflügelte den Mann und schob ihn vornehm beiseite. Er besaß auch nicht das Talent, sich zur Geltung zu bringen; ein ächter Sohn seiner Berge: fromm und gläubigen Gemüths, unermüdet fleißig und thätig, dabei zurückgezogen, still und wortkarg, ein väterlicher Freund und Berather jüngerer Künstler, empfänglich und gerecht für alles Gute, selbst da wo es nicht mit seiner Richtung oder Technik sich vertrug, wäre er vielleicht ein ausgezeichneter Lehrer geworden. Leider hinterließ er keinen Schüler als er am 27. Juni 1869 zu München starb.
Müller: Johann Bapt. M., Historienmaler. Geb. 1809 zu Görisried (im baierischen Allgäu, welches überhaupt eine stattliche Anzahl von Malern und Bildhauern hervorbrachte), wurde seine Neigung zur Kunst frühzeitig durch den Vater genährt, welcher obwohl nur ein Schreiner, doch gut zeichnete und jene den Allgäuern vielfach eigene Findigkeit und technische Geschicklichkeit besaß. Durch sein unverkennbares Talent kam M. bald auf die Akademie- Vgl. Kunstblatt 1836. Nr. 18, S. 70. Raczynski, II. 642 ff. Robert Lecke, Beschreibung der Basilika, 1850. S. 24 ff. Stubenvoll, Basilika, 1875. [633] S. 51 ff. Vinc. Müller, Handbuch von München, 1845. S. 162. Münchener Propyläen 1869. S. 669 und Beil. 180 Allgem. Ztg. vom 29. Juni 1869.