Zum Inhalt springen

ADB:Müller, Hugo

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Müller, Hugo“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 562, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Hugo&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Müller, Hieronymus
Band 22 (1885), S. 562 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hugo Müller (Schauspieler) in der Wikipedia
Hugo Müller in Wikidata
GND-Nummer 117591084
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|562|562|Müller, Hugo|Joseph Kürschner|ADB:Müller, Hugo}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117591084}}    

Müller: Hugo M., Schauspieler und Schriftsteller, geb. 30. October 1831 zu Posen, † am 21. Juli 1882 zu Niederwalluf a. Rh., ward als der Sohn eines Schulraths und Professors geboren, besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog schon in jungen Jahren die Universitäten zu Berlin, Jena und Breslau um die Rechte zu studiren. Trotz eines sehr flotten Lebens bestand er das Examen und trat in den Staatsdienst ein. Wol mehr äußere als innere Ursachen dürften ihn bestimmt haben, den eingeschlagenen Lebensweg zu verlassen, um die Bretter zu betreten. Seinem Leichtsinn und seiner stark ausgeprägten Genußsucht gefiel das wilde Nomadenleben, zu dem er sich anfangs gezwungen sah und das ihn nach Sachsen, Böhmen, Pommern und an die böhmische Grenze führte. Später fand er bei besseren Bühnen Engagement, so 1853 bis 1854 in Elbing-Marienburg bei H. M. Gehrmann, 1855 in Breslau bei Director Nimbs, 1856 am Hoftheater in Hannover, im folgenden Jahre am Theater zu Pest, wo er bis 1860 namentlich als Liebhaber im Lustspiel wirkte. Kurze Zeit war er dann Mitglied des Victoriatheaters in Berlin, von dem ihn widerwärtige Verhältnisse, namentlich finanzieller Natur vertrieben und Veranlassung zu mehreren Gastspielfahrten gaben. Nachdem er 1861–62 in Würzburg gespielt hatte, erhielt er 1862 eine gute Stellung am Hoftheater zu München, die er aber schon im folgenden Jahre wegen Streitigkeiten mit der Tragödin Janauschek wieder aufgab. Sein wechselvolles Schicksal verschlug ihn nun nach Italien, Triest und Riga. Von 1863–69 erwarb er sich hier als Schauspieler und Regisseur viel Anerkennung und folgte dann dem Director Lebrun ans Wallnertheater nach Berlin, als dieser seine Rigaer Direction aufgab. Von 1873–1878 leitete er das Dresdener Stadttheater, führte nebenbei kurze Zeit (1875) auch die Direction des Berliner Stadttheaters und im Frühjahr 1878 die des Breslauer Lobetheaters. 1878–79 war er Oberregisseur am Victoriatheater in Frankfurt a. M., dann lebte er zurückgezogen in Wiesbaden. Sein Spiel bestach durch gefällige Formen, ohne tief zu sein. Ebenso sind seine Dramen ohne höheren Werth. Das im flotten Conversationston geschriebene Lustspiel „Im Wartesalon erster Classe“ (1865) hat sich bis heute auf dem Repertoire erhalten. Es läßt sich nicht läugnen, daß er hier, wie in seinen größeren Stücken „Von Stufe zu Stufe“, „Die Spitzenkönigin“ etc. nicht gewöhnliche Bühnengewandtheit bekundet, aber die moralisirende Tendenz jener größeren Arbeiten ist von einer so verletzenden Derbheit und Plumpheit, daß sie jeden besseren Geschmack abstoßen müssen. Außer den genannten schrieb M. noch folgende Dramen: „Der Diplomat der alten Schule“, „Fürst Emil“, „Adelaide“. „Heydemann und Sohn“, „Spillicke in Paris“, „Onkel Moses“, „Duft“, „Berliner in Cairo“, „An der Spree und am Rhein“, „Welche?“, „Gewonnene Herzen“, „Penelope“ etc., daneben auch Uebersetzungen für größere Bühnen. 1871 leitete er die constituirende Versammlung der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger, der er dann als Präsident und Ehrenpräsident angehörte. Sie auch war es, die ihm am 11. April 1885 zu Niederwalluf ein ehrendes Grabdenkmal errichten ließ.

Vgl. Biographie im Jahrg. 1 des Almanachs der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger (kritiklos) p. 3–7, wo auch sein Porträt; ebd. 10. Jahrg. p. 180–184; die Enthüllung des Grabdenkmals (mit der M. charakterisirenden Rede Dr. Krückl’s) Deutsche Bühnengenossenschaft 1885 p. 196 f.