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ADB:Mögling, Hermann Friedrich

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Artikel „Mögling, Hermann Friedrich“ von Karl Friedrich Ledderhose in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 47–52, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%B6gling,_Hermann_Friedrich&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:34 Uhr UTC)
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Mögling, Theodor
Band 22 (1885), S. 47–52 (Quelle).
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Mögling: Dr. Hermann Friedrich M., einer der bedeutendsten Missionare in Ostindien, welche von Basel ausgingen, ist in dem schwäbischen Städtchen Brackenheim den 29. Mai 1811 geboren und den 10. Mai 1881 in Eßlingen gestorben. Sein Vater Friedrich M. war ein tüchtiger Schulmann und an mehreren Orten Präceptor, bis er späterhin Pfarrer wurde. Seine Mutter Friederike Romig war eine sehr ernste Frau, die frühe in das Herz des Knaben köstliche Sprüche legte und mit ihm betete. Schon nach drei Jahren starb sie, ihr Bild blieb dem Sohne unauslöschlich. Der Vater trat mit der Schwester der Verstorbenen in die Ehe. Schon frühe zeigte der Knabe eine reiche Begabung. Bei einer Visitation des Oehringer Lyceums im J. 1823, wo sein Vater Lehrer war, dictirte der Visitator ein deutsches Thema, der Knabe überreichte es lateinisch ohne Fehler gleich nach dem Dictat, so daß der Visitator erstaunt dem Vater [48] gratulirte. In Blaubeuren bereitete er sich auf die Universität vor, die griechischen und römischen Dichter nahmen ihn so hin, daß er, wie er selbst sagt, den eigentlichen Zweck des Lernens und die Bibel fast ganz vergaß. Mit 18 Jahren trat er in das Stift in Tübingen. „Im Ruf eines guten Kopfes, mit dem Namen eines gutmüthigen Menschen von guten Sitten, innerlich aber von Grund aus verkehrt, kam ich auf die Universität“, sagt er. Er blieb fünf Jahre daselbst. Was er dort gesucht, das möge sein Lebenslauf, den er späterhin bei seiner Einsegnung zum Missionsdienste in der Tübinger Stiftskirche vorgetragen hat, erzählen: er habe nur soweit Theologie studirt, als ihm durch die Seminarordnung „abgenöthigt“ worden sei, im Uebrigen sei er seinen künstlerischen, schöngeistigen Gelüsten gefolgt und habe ein leichtsinniges Leben geführt, durch das er jeden Ernsteren geärgert habe. Daneben galt er bei seinen Studiengenossen für einen gutmüthigen, liebenswürdigen Menschen, für einen heiteren, sprudelnden Geist. Er war den Meisten in seiner geistigen und leiblichen Entwickelung voraus. Als sein Vater, welcher Professor in Tübingen geworden, um seine Söhne besser beaufsichtigen zu können, die Pfarrei Mössingen erhalten hatte, ließen sich seine zwei Studenten noch mehr als bisher gehen. Der Vater hatte sein Herz selber dem Evangelium erschlossen und als eine gedruckte Predigt von ihm die Wahrheit bekannte, frug man: Ist Mögling auch unter den Pietisten? Aus einem Briefe, welchen der Studiosus im Anfange des Jahres 1832 schrieb, schien hervorzugehen, daß er sich bekehren wolle; es waren aber nur flüchtige Rührungen. Als er im Herbste 1834 seinem Vater als Gehülfe beigegeben war, fühlte er sich, wie er selber sagt, „fleischlich gesinnt, ungläubig, obgleich gegen die Abgeschmacktheiten fremden Unglaubens ergrimmt.“ Die Offenbarungen des göttlichen Geistes hielt er „für eine mißverstandene Offenbarung des menschlichen Geistes und das Wort vom Kreuz für eine kräftige, aus menschlichem Bedürfniß erwachsene Fabel“. Als er aber anfing, mit den Gemeindegliedern, namentlich mit den Pietisten des Orts sich einzulassen, da kam ein anderer Geist über ihn. Gerade durch Berührung mit ihnen gelangte er zu der Erfahrung, daß Gottes „Wort alten und neuen Testamentes wirklich Wahrheit und Kraft sei“. Jetzt wurde „in seinen Augen Jesus Christus, den er so lange verkannt, so lange verschmäht hatte, ihm immer größer, herrlicher, anbetungswürdiger“. Er fühlte einen unwiderstehlichen Zug in sich, „dem letzten Befehl dieses Herrn, seinen Namen den Heiden zu verkündigen, gehorsam zu sein“. Alles war erstaunt über die ungewöhnliche Bekehrung Mögling’s. Oehler, der bekannte Professor des Hebräischen, welcher damals Lehrer am Basler Missionshause war, meinte, M. spaße, als er im April 1835 in Basel sich persönlich zum Missionsdienste meldete. Hier schrieb M. seinen Lebenslauf, und es währte nicht lange, daß der Mössinger Vicar auf Probe ins Missionshaus berufen wurde. Im Juni traf er ein, Zögling und Lehrer zugleich. Wie wohl fühlte er sich in diesem Kreise, obwohl er viel zu lernen und zu verlernen hatte. Schon im Herbst des folgenden Jahres wurde er mit drei anderen Zöglingen nach Indien geschickt, es war die zweite Sendung von Missionaren, welche in Indien das Evangelium zu verkündigen hatten. Wie wichtig ihm sein Beruf war, das soll er uns selber sagen: „Mehr als ein Königreich, mehr als die ganze Welt ist mir meine Berufung zu des Herrn Dienst. Was soll ich Ihm geben? Er nehme mich an als ein Opfer zur Ehre Seines Namens!“ Ueber England, wo M. sich mit seinen Begleitern die englische Sprache angeeignet hatte, kam er am 6. Decbr. 1836 in Mangalur an, wo Hebich mit Freuden die Mitarbeiter begrüßte. In Kanara, wie das Land heißt, wurde M. die Arbeit angewiesen. Doch beschlossen die Missionare, weil tüchtige Verstärkung eingetroffen war, ein neues Arbeitsfeld in Südmahratta zu gründen. Sie wählten dazu die Hauptstadt des Landes, [49] nämlich Dharwar, und M. war es, welcher hier seine erste Thätigkeit fand, freilich in Gemeinschaft mit Hebich. M. hatte sich vorgenommen, ganz wie die Hindus, mit Reis, Kari und Wasser sich zu begnügen und lehnte die europäische Lebensweise ab. Er begann gleich das Kanaresische und machte rasche Fortschritte, da er schon Morgens vor 3 Uhr aufstand und unausgesetzt bis zum Abend arbeitete. Gerade in Südmahratta hatte er Gelegenheit, die kanaresische Sprache in ihrer Reinheit kennen zu lernen. Er eignete sich diese Sprache mit solchem Erfolge an, daß er ein anerkannter Meister darin geworden ist. Bereits waren englische Freunde in Dharwar für die Mission thätig und hatten eine schöne Kirche gebaut. M. hatte in seiner Persönlichkeit etwas Gewinnendes, so daß der Oberbeamte Baber öfters von ihm sagte: „Das ist ein Mann nach meinem Herzen.“ M. nahm sich der Engländer besonders an. Auf Verlangen der strebsamen Jugend eröffnete er schon im September eine Schule, und wie fröhlich arbeitete er unter 30 jungen Schülern. Bald ersuchte ihn die Regierung, die Aufsicht über die öffentlichen Schulen zu übernehmen. So kam er auch nach der größten Stadt des Ländchens, nach Husli, um die dortigen Schulen zu examiniren. Auch war er an einem Hausbau, wozu die Regierung Boden und Bauholz schenkte, beschäftigt. Das Haus war nicht groß, aber bequem und prächtig gelegen. Bald mußte er auch die Erfahrung machen, „daß man nicht alles kann, was man will“. In den ersten Jahren leistete sein gesunder Körper viel, und er führte Fußreisen aus, die ihm wohl kein Missionar nachmachen kann. Aber die Lebensweise der Hindus, die er eingeführt hatte, that auf die Länge nicht gut. Dr. Häberlin brachte ihn von dieser Uebertreibung ab. Noch in Dharwar litt er am Fieber und konnte es fast nicht los werden. Kaum hat er sich aber ein wenig erholt, so ist er schon wieder in voller Thätigkeit. Wir finden ihn im Bazar, wie er Leute um sich sammelt und ihnen das Wort Gottes verkündigt, und alsdann Tractate vertheilt. Doch nicht zu lange sollte er im Oberlande bleiben, schon im J. 1838 wurde er nach Mangalur, der Hauptstation des Basler Werkes, berufen. Bis 1852 gehörte Mangalur die Vollkraft seines Wirkens. Es sind hauptsächlich drei Thätigkeiten, welche der ausgezeichnete Mann mit ganzer Hingebung entwickelte. Seine sprachlichen Arbeiten waren bedeutend. Er hatte einen ächten Edelmann von fürstlichen Gedanken, wie M. ihn bezeichnet, Casamajor, gewonnen, noch in seinen alten Tagen das Kanaresische zu erlernen. Ueber dem Lernen kam dem Manne der Wunsch, das Beste aus der kanaresischen Litteratur zu besitzen. Nach einer solchen Fundgrube hatte M. schon längst getrachtet. „Welche Lust, die Ruinen der kanaresischen Gedankenvorwelt zu durchsuchen und den Körper der Sprache aus seinem staubigen, rußigen, schmutzigen Grab von Palmblättern und Papierfetzen zu Tage zu fördern!“ ruft er aus. Er nannte das Werk Bibliotheca carnatica, das nach und nach zu 6 Bänden angeschwollen ist. Von überall her kaufte oder entlehnte man Handschriften, sichtete und verglich sie und ermittelte den Urtext, was für das Studium der Geschichte, Religion und Landessitte werthvoll war, alles unter Leitung des gelehrten Missionars. 200 Exemplare genügten für die Missionare und gelehrten Gesellschaften. Die Auslagen bestritt der mit Mitteln reich gesegnete Alte vom Berge. Nach Casamajor’s Tod übernahm der bekannte Staatsmann und Alterthumsforscher Sir Walter Elliot, Mitglied der Madrasregierung, das Protectorat des Unternehmens und unterstützte es mit großer Freigebigkeit. Speciell für die Mission war M. nebst Weigle hervorragend an der kanaresischen Bibelübersetzung, sowie an der Herstellung der kanaresischen Liturgie und der übrigen christlichen Litteratur betheiligt. Ein weiterer Zweig seiner Thätigkeit, welcher er sich mit besonderem Eifer hingab, war die Schule und Erziehung. [50] Die englische Schule in Mangalur war darauf berechnet, die jungen Leute aus höheren Kasten unter den Einfluß des Evangeliums zu bringen. M. und Weigle gewannen durch tüchtige Bildung einen tiefen Einfluß auf die Jünglinge, und es war ihnen keine kleine Genugthuung, am 6. Januar 1844 drei Brahmanenjünglinge als die Erstlinge aus ihrer Kaste durch die Taufe in die evangelische Kirche aufzunehmen. Darunter war unserm M. besonders Anandrajo Kaundinja sehr lieb, er erhielt den Taufnamen Hermann, M. nennt ihn seinen geliebten Sohn. Er wurde in Basel zum Missionar herangebildet und arbeitete als solcher mit Erfolg in seiner Heimath. Während M. sich über solchen Sieg des Evangeliums außerordentlich freute, so daß er schrieb: „Wir haben eine Festzeit gehabt, wie noch nie und vielleicht nie wieder“, wütheten Heiden und Muhammedaner und versuchten alles, die Jünglinge zum Abfalle zu bringen, aber vergeblich. Die Schule verlor viele Schüler, hob sich aber späterhin wieder; die Katechistenschule oder das eigentliche Predigerseminar besaß an M. einen geistvollen und tüchtigen Leiter. Die Zöglinge hingen mit großer Achtung und Liebe an ihm, und sind die meisten recht tüchtige Reiseprediger geworden. Drei ordinirte Prediger, Furtado, Fernandez und Aaron sind seine Schüler. Vielleicht beförderte er zu sehr das „Europäisiren“ der Eingeborenen. Als Prediger des Evangeliums unter den Heiden und Christen war M. unermüdlich. Die große Vielseitigkeit, die Frische und Lebendigkeit seines Geistes, seine ausgebreitete Sprachkenntniß machten tiefen Eindruck. Mochten es englische Pflanzer oder indische Brahmanen oder niedere Kastenleute sein, für alle hatte er treffende Worte. Waren die Leute durch Hebich’s gewaltige Bußpredigten erweckt worden, so bekannten sie nachher mit aufrichtigem Danke, daß sie durch Mögling’s tiefe gedankenvolle Schriftauslegung weiter gefördert worden seien. Im J. 1843 machte er mit fünf Jünglingen der ersten Classe seine erste größere Reise, an welche sich späterhin noch andere anschlossen. Da zeigte er seine Gabe, auf alle mögliche Leute gesegnet zu wirken. Schon seit Jahren erfüllte ihn der Gedanke: Willst du eine Seele gewinnen, so setze deine Seele ein. Alle seine Leibes- und Seelenkräfte hatte er eingesetzt, aber die Folge war, daß er todesmatt Erholung suchen mußte. Er reiste mit zwei Jünglingen auf die Nilagiri; dort fand er einen geschickten Arzt und treue Pflege, so daß er schon wieder an die Rückkehr an die heiße Küste dachte. Ein wahrer Geschäftsschwall wartete auf ihn, und unter peinlicher Arbeit kehrten allerhand Leiden zurück, so daß er sich doch endlich entscheiden mußte, nach Europa zur Erholung zu reisen. Am 30. Nov. 1845 reiste er mit mehreren, darunter sein Kaundinja, von Mangalur ab und kam zu seinem Vater, der inzwischen Pfarrer in Aldingen geworden war und eine zahlreiche Familie hatte. Im Vaterhause wurde ihm bald wohler, wenigstens war die Krankheit vergessen, wenn M. nur nicht so vielfach in Anspruch genommen worden wäre. Auf 26 Missionsfesten mußte er reden, auch nach England ging er mit Inspector Hoffmann und Dr. Barth zur Gründung der evangelischen Allianz. Auch hier und sonst gab es genug zu thun. Daß der sieben Monate dauernde Aufenthalt in Europa keine volle Genesung herbeiführen konnte, wußte M. recht gut, ohne es zu sagen. Am 27. October wurde die Rückkehr mit einer großen Reisegesellschaft von Missionaren angetreten, M. als ihr Reisemarschall. Von ihm veranlaßt wurde eine Mission auf der Nilagiri gegründet und in Katteru das Werk durch den mitgebrachten Bühler begonnen. M. kehrte an die Küste zurück, wo ihn gesteigerte Arbeit erwartete. Namentlich beschäftigte ihn das Schulwesen sehr, die Katechistenschule leitete er, sowie er auch den Engländern am Sonntage predigte. Auch gab es öfters Sitzungen, die kanaresische Bibelübersetzung zu revidiren. Leider kürzte er seine Schlafzeit immer mehr ab, mit drei, höchstens vier Stunden Ruhe glaubte er auskommen [51] zu können, aber im Mai 1850 brach seine Kraft zusammen. Heftiges Fieber warf ihn aufs Lager, der Arzt befürchtete einen Schlag und ordnete so starke Mittel an, daß man sich wundern muß über die Kraft des Kranken, solche Mittel ertragen zu können. Er fing wieder seine alte Thätigkeit an, und predigte am Sonntag ein- und zwei Mal ohne bedeutende Anstrengung, auch ging er wieder drei Monate lang zu einer Revisionssitzung auf die Nilagiri. Doch seine Schule lag ihm am Herzen. Es war ihm eine große Aufgabe, biblische Prediger zu ziehen, er that es mit ganzer Angelegenheit für sein eigenes Herz. Als er den Colosserbrief erklärte, sagte er ganz begeistert davon: „Ich möchte manchmal jauchzen über die Sprache des h. Geistes“. In wirklich demüthiger Weise spricht er von seinen Leistungen und weist die unvernünftigen und ungerechten Forderungen an die Missionare entschieden ab, indem er erklärt: „Wir Missionare sind ganz die gleichen Leute wie unsere Brüder in der Heimath“. Im October des Jahres 1852 tritt ein Wendepunkt in der Missionsarbeit des thätigen Mannes ein. Ein Büßer Someja kam aus dem bergigen Kurgland nach Mangalur. Statt daß der abgearbeitete Mann zur Erholung nach Europa reiste, entschloß er sich, im Kurgland eine neue Mission zu beginnen. Ohne Unterstützung von Basel und ohne Verbindung mit seinem bisherigen Comité, blos von englischen Freunden unterstützt, führte er das Werk sechs Jahre lang, bis im Jahr 1858 die Basler Missionsgesellschaft dieses Privatunternehmen zu dem ihrigen machte. Es sind schöne Hoffnungen an dieses Werk geknüpft worden, aber es hat auch nicht an bitteren Enttäuschungen gefehlt. Die Kurgs, die Herren des Landes, stehen der Christianisirung noch ferne, aus den niederen Klassen sammelte M. eine Gemeinde. Er hat mit Weitbrecht ein Buch darüber herausgegeben: „Das Kurgland und die evangelische Mission in Kurg“, eine lesenswerthe Schrift. 24 Jahre hatte M. in Indien gewirkt, und zwar nicht vergeblich, das Evangelium erschallte nunmehr in drei früher ganz unberührten Landestheilen Indiens. Er war ein Bahnbrecher der Basler Mission, aber im December 1860 sah er sich genöthigt, mit geknickter Kraft sich nach Europa zurückzuziehen, nachdem seine Thätigkeit durch zwei Europareisen unterbrochen worden war. Schon früher hatte er sich entschlossen, mit Pauline, der Wittwe seines lieben Gottfried Weigle in den Ehestand zu treten. Sie war ihm eine theure Gehilfin. Sie begleitete ihn überall auf seinen Missionswanderungen, aber auch ihre Kraft war gebrochen, sie mußte sich entschließen, ohne ihren Mann mit ihren und anderen Kindern in Europa Erholung zu suchen. Jetzt mußte er auch Indien verlassen und traf im Januar 1861 seine Frau in Reutlingen, sie war eine nach der Ewigkeit rasch dahineilende Pilgerin. Als ihr Mann bei wiedergewonnener Kraft von dem Comité als Missionsprediger nach Frankfurt a. M. beordert wurde, kam auch Pauline nach, aber abgemagert und durchsichtig, und bald lag sie auf dem Sterbebette: es ging ihm sehr nahe. Auf seinen Wunsch entließ ihn das Comité aus seinem Dienste, doch kaum fühlte er sich wieder etwas wohl, so wollte er auch arbeiten. In seiner originellen Weise schrieb er damals: „Ich bin einmal ein Hollundermarkmännlein, sobald ich wieder gerade dastehe, heißt’s: Nach Indien!“ Nach Indien gings freilich nicht mehr, aber als Pfarrer nach dem Dorfe Untergruppenbach bei Heilbronn. In Frankfurt trat er noch in die Ehe mit Bertha Schmidt am 1. Mai 1863, sie gebar ihm zwei Kinder. Er arbeitete 7 Jahre in dieser Pfarrei. „Ich kann nicht genug danken, daß ich es so gut habe, ich unnützer Knecht“, sagt er einmal. Bei zunehmender Müdigkeit und Schlaflosigkeit gab er sein Pfarramt auf und zog 1869 als Privatmann nach Eßlingen. Hier arbeitete er an der Fortsetzung der kanaresischen Bibelerklärung, doch brachte er sie nicht zu Ende, er kam bis zum 27. Kapitel der Sprüche, und zwar bis zu dem Verse: [52] „Rühme dich nicht des morgenden Tages, denn du weißt nicht, was heute sich begeben mag.“ Wo er noch konnte, diente er der Mission. Er blieb frisch und rüstig bis zum Frühling 1881, da ergriff ihn eine schwere Lungenentzündung, die ihn wie im Sturme hinwegnahm. Als ihn ein Freund nach seinem Ergehen fragte, sagte er mit dem Ausdrucke ringend: „Ich bin eben jetzt auf der Wage und da stellt sich freilich ein Deficit heras. „Ja“, erwiederte dieser Freund, „aber dieses Deficit deckt Jesus“. Ein Freudenstrahl flog über sein Angesicht, und er sagte: „Ja, der kann’s“. Am 10. Mai 1881 hatte er vollendet. Solcher Missionsmänner sollte es noch viele geben.

Näheres: Heidenbote, Juli 1881, und: Hermann Mögling, ein Missionsleben in der Mitte des Jahrhunderts von Dr. H. Gundert, Calw 1882.