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ADB:Lydius, Martin

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Artikel „Lydius, Martin“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 731–732, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lydius,_Martin&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:17 Uhr UTC)
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Lydius: Martin L., Professor primarius der Theologie an der neugestifteten Hochschule zu Franeker, ein überaus gelehrter und zugleich friedliebender calvinistischer Theolog. Er war um 1539 zu Lübeck geboren, wohin sein Vater, der gelehrte und mit Geldenhauer befreundete Johann Lydius sich aus Deventer um des Glaubens willen begeben hatte. Die Intoleranz der Lutherischen bewog aber letzteren nach Ilefeld im Stolbergischen zu wandern, wo L. seinen vorbereitenden Unterricht an der vortrefflichen Schule des berühmten Michael Neander erhielt. Um 1564 begann er seine philosophischen und theologischen Studien zu Tübingen unter Heerbrand und Jacob Andreae und genoß auch den Unterricht des Martin Crusius im Griechischen. 1567 nach Heidelberg gekommen, ward er an Stelle des Paul Cnibbius nebst Zacharias Ursinus Vorsteher des Collegium Philosophicum. Diese Stelle gab er aber freiwillig wieder auf, als der Pfälzer Kurfürst Ludwig VI. die Heidelberger Universität in lutherischem Geiste änderte, und hielt sich zeitweilig zu Ulmstadt und Frankfurt auf, bis er nach Antwerpen zog und dann am 21. April 1579 einen Ruf als dritter Prediger nach Amsterdam erhielt. Erst im Mai des folgenden Jahres trat er dieses Amt an und erwarb sich bald durch seine Gelehrsamkeit und seinen sanftmüthigen Charakter ein so großes Ansehen, daß ihm der Vorsitz der 1582 zu Harlem gehaltenen nord- und südholländischen Synode und im folgenden Jahre der nordholländischen Synode zu Amsterdam übertragen wurde. Umsonst boten die Curatoren der Leydener Universität ihm 1585 einen Lehrstuhl der Theologie an; aber noch im selben Jahre wußte die Franeker Hochschule ihn für sich zu gewinnen, und am 29. Juli trat er dort nebst Lubbertus und Henricus Antonides van der Linden die theologische Professur an. Eifrigst erfüllte er nicht nur seine Amtspflichten, sondern führte auch eine gewissenhafte Aufsicht über Leben und Wandel seiner Studenten, und wiewol er nur einzelne Schriften herausgab, erntete er doch das Lob großer Gelehrsamkeit bei den bedeutendsten Männern seiner Zeit, wie bei Lipsius, Scaliger, Meursius, Vossius, Beza, Paraeus und vielen Anderen, mit welchen er einen umfangreichen Briefwechsel führte. Besonders aber trat seine Friedsamkeit und Verträglichkeit hervor bei den schon damals ausbrechenden kirchlichen Zwistigkeiten. Daher bediente man sich seiner Hülfe zur Wiederherstellung des gestörten Friedens; so zu Bolsward 1586, zu Löwarden 1589. Um deswillen wünschte auch 1587 die Gemeinde zu Amsterdam ihn wieder an sich zu ziehen, als die Einmischung ihrer Prediger in die Leycester’schen Angelegenheiten dort wiederholte Unruhen [732] veranlaßt hatte. Er schlug aber diesen Antrag wie auch einen 1592 erneuerten Ruf nach Amsterdam aus. Wilhelm Ludwig von Nassau übertrug ihm 1589 und 1596 die Leitung der friesischen Provinzialsynode und mit Lubbertus und Menso Alting entwarf er 1594 eine Kirchenordnung für Groningen. Nicht minder bemühte er sich, um die 1592 erhobenen Zwistigkeiten mit Arminius zu stillen, dessen Interpretation von Röm. VII vielen zu Amsterdam anstößig gewesen war. Leider aber scheiterte dieser, von Uytenbogaert und Taffin unterstützte Versuch an dem immer kecker hervortretenden Calvinismus und an der Weigerung des Arminius, irgendwie nachzugeben. L. zeichnete sich unter seinen leidenschaftlichen Zeitgenossen durch große Sanftmuth und Milde aus, wie besonders seine „Apologia Erasmi“ beweist, welche sich in „Erasmi opera tom. X ed. Leidensis“ vorfindet. Von seinen Schriften erwähnen wir weiter einige lateinische Dichtungen, welche in den „Deliciis poëtar. Germanor.“ tom. III aufbewahrt sind. Besonderes Verdienst hatte seine Schrift „De formidabili illa classe Hispanica contra Anglos divinitus repressa ad Ps. CXXIV accommodata“, Franeq. 1589 und 1592, und 1619 ins Holländische übersetzt, wie auch eine „Oratio panegyrica ad Frisiae ordines, continens expositionem extremae necessitatis ac summae utilitatis disciplinam in scholis et praecipue academiis restituendo“, Franeq. 1595. Seine „Erklärungen der Weissagungen Nahum’s und Maleachi’s“, welche nur handschriftlich existirten, sind verloren gegangen. Als der Tod ihn am 27. Juni 1601 traf, hinterließ er zwei Söhne, Balthasar (s. o.) und Johann, welcher 1643 als Prediger zu Oudewater gestorben ist.

Vgl. Vriemoet, Athen. Fris. p. 20 sq. und H. C. Rogge im Kalender voor de protest. in Nederl. Jg. 1857. Bei Glasius, Godgel. Nederl. und van der Aa, Biogr. Woordenb. sind die Quellen für seine Biographie angeführt.