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ADB:Ludmilla von Pšov

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Artikel „Ludmila“ von Ludwig Schlesinger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 384, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludmilla_von_P%C5%A1ov&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:55 Uhr UTC)
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Ludmila, die Heilige, Tochter des slawischen Häuptlings Slawibor und Gemahlin des böhmischen Fürsten Borschiwoy, wird mit Recht als die erste und eifrigste Beförderin des Christenthums in Böhmen verehrt. Sie selbst erhielt die Taufe mit ihrem Gemahl am Hofe des großmährischen Fürsten Swatopluk, vielleicht von Methudios des Slavenapostels eigener Hand. Nach dem Tode Borschiwoy’s wurden unter dessen und Ludmila’s Sohne Spythiniew die einzelnen Stammesfürstenthümer in Böhmen zu einem einheitlichen Herzogthum vereinigt (912). Nach Spytihniew’s Tode übernahm sein Bruder Wratislaw die Herrschaft im Lande (912–920). Aus dessen Ehe mit Drahomira, einer Fürstentochter des noch heidnischen Stodorerstammes, erwuchsen als älteste Söhne Wenzel und Boleslaw, die nachmaligen Herzoge Wenzel der Heilige und Boleslaw der Grausame. L., die fromme Großmutter, nahm auf die Erziehung ihres Enkels, des jungen Wenzel, den nachhaltigsten Einfluß, selbstverständlich im Sinne des von ihr mit so vielem Eifer propagirten Christenthums. Sie selbst unterrichtete ihn in der slawischen Kirchensprache, und der junge Prinz lernte, wie der älteste Bericht erzählt, „gleich einem Pfarrer“. Die Legende hat einen persönlichen Gegensatz zwischen L. und ihrer Schwiegertochter Drahomira herausgebildet. Derselbe findet seine tiefere Begründung in den am herzoglichen Hofe gegen einander arbeitenden christlichen und heidnischen Adelsparteien, als deren hervorragendste Vertreterinnen die beiden Frauen angesehen wurden. Nach dem Tode des Herzogs Wratislaw (920) führte die Regentschaft bis zum Jahre 928 für den noch unmündigen Wenzel die Wittwe Drahomira. Ludmila’s Einfluß sank, ja sie fiel als Opfer der nunmehr zur vollen Herrschaft gelangten nationalheidnischen Reaktion. Zwei Mörder drangen mit einer Kriegerschaar in den Wittwensitz Tetin, einer Burg bei Beraun, und erwürgten die hochbetagte L. nach der Volkssage mit ihrem eigenen Schleier (15. September 921). Es ist historisch nicht entschieden, ob Drahomira, die in der Volkssage als wilde fanatische Heidin dargestellt wird, die unmittelbare Anstifterin des Mordes gewesen. Der Leichnam Ludmila’s wurde in der St. Georgskirche bei der Prager Burg am Hradschin beigesetzt, und die Grabstätte der Heiliggesprochenen bildet bis heute alljährlich am Gedächtnißtage den Sammelpunkt zahlreicher Andächtiger.

Vgl. Dobrowsky, Ludmila und Drahomira. Königl. böhm. Gesellsch. d. Wissensch. III, 1807; Palacky, Böhm. Gesch.; Büdinger, Oesterreich. Geschichte u. a.