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ADB:Lozeleur de Villiers, Peter

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Artikel „Lozeleur de Villiers, Peter“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 321–322, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lozeleur_de_Villiers,_Peter&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:29 Uhr UTC)
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Lozeleur: Peter L. (Loyselleur) de Villiers, Hofprediger und Geheimerath des Prinzen Wilhelm I. von Oranien und daher einer der hervorragendsten und einflußreichsten Männer in den Niederlanden zur Zeit des großen Krieges mit Spanien. Er soll um 1530 zu Villers bei Ryssel geboren, aber schon 1540 mit seinen Eltern um der Religion willen nach Frankreich geflüchtet sein und studirte 1552 Rechtswissenschaft zu Orleans. Bald hernach fing et seine Laufbahn als Advocat beim Pariser Parlament an. Aber um seines Glaubens willen verfolgt und nach der Schweiz ausgewandert, wo er zu Genf mit Beza in Berührung kam, faßte er, von diesem angeregt, den Beschluß, sich dem Predigerdienste zu widmen. Zu Genf verheirathete er sich mit Jeanne de Brichanteau, welche sich ebenfalls um der Religion willen dort aufhielt, und studirte fleißig Theologie. Dann kehrte er nach Frankreich zurück, wo er einige Zeit bei Jeanne d’Albret und Caspar von Coligny den Predigerdienst versah und nachher eine eigene Gemeinde zu Croisy gründete. Zur Zeit der Bartholomäusnacht war er Prediger zu Rouen. Glücklich wußte er sich vor den Mörderhänden zu retten und fand in London eine sichere Zuflucht und ein theologisches Professorat. Dort bearbeitete er eine neue griechische und lateinische Ausgabe des Neuen Testaments, durch Beza’s Annotationes minores bereichert und dem Grafen Heinrich Hastings III. von Huntington gewidmet, welche schon 1579 eine zweite Auflage erlebte und nachher noch mehrere, wie 1599 und 1604. Um diese Zeit begann seine engere Verbindung mit Wilhelm von Oranien. Schon 1567 war er von diesem nach Dillenburg entboten, da der Prinz sich mit einem tüchtigen, ehrlichen, gelehrten und friedfertigen Theologen über die reformirten Glaubenssätze berathen wollte und hatte sich damals das Zutrauen des Prinzen erworben. Jetzt wünschte Wilhelm von Oranien sich durch Lozeleur’s Vermittelung der Hülfe Englands für die Niederlande zu versichern. L. urtheilte aber, von dort sei überhaupt keine aufrichtig gemeinte Hülfe zu erwarten und [322] compromittirte sich dadurch dermaßen beim englischen Hofe, daß er nicht füglich in London bleiben konnte. Um 1575 finden wir ihn als Hofprediger und Geheimerath des Prinzen von Oranien thätig und von nun an übte er einen weithinreichenden Einfluß auf die politischen und besonders die kirchlichen Verhältnisse der Niederlande aus durch kluge, sanftmüthige und milde aufgeklärte Religionsanschauungen. Wir treffen ihn im Dienste des Prinzen zu Dordrecht, Middelburg, Antwerpen und Delft und bei zahlreichen schwierigen Angelegenheiten stand er seinem Herren treu zur Seite. Auch nach Wilhelms Tod (1584) blieb er als Geheimerath im Dienste des Prinzen Moritz, nachdem Heinrich von Navarra umsonst versucht hatte, ihn nach Frankreich zurückzuziehen. Als aber die Partei des Anschlusses an England mehr in den Vordergrund trat, und demzufolge der Graf Leicester in die Niederlande gekommen war, verließ L., dessen Politik stets auf die engere Verbindung mit Frankreich gerichtet war, den Staatsdienst. Er hielt sich darauf meistens auf seinem Schlosse Westhoven in Walcheren auf. Dort beschloß er auch im November 1590 sein an Arbeit so reiches Leben und fand seine letzte Ruhestätte in Middelburg. – Obwol L. ein Schüler Beza’s war, hatte er als Theologe doch weit mildere Ansichten, fern vom schroffen und unduldsamen Calvinismus eines Dathenus und Modeds. Mit großer Entschiedenheit trat er daher 1579 der berüchtigten Formula Concordiae des Berger Buches entgegen in einer unter den Initialen C. Q. D. A. (vielleicht Cephas Kvidion i. e. Petrus Villerius, doctor aulicus) herausgegebenen Schrift „Ratio ineundae concordiae inter ecclesias reformatas“. Im folgenden Jahre verfaßte er seine „Reformatarum in Belgia ecclesiarum epistola apologetica ad et contra auctores libri Bergensis, dicti Concordia“, welche von J. Bastynck ins Holländische übersetzt ist als „Sendbrief der nederl. predikanden aan de instelderen van het Concordienboek“, Antw. 1580. Beide Schriften enthalten den Vorschlag, es solle von den deutschen Fürsten eine allgemeine Synode berufen werden, welche unter deren Vorsitz die Bibel als alleinige Glaubensregel anerkennen und mit Beiseitelassung aller zweifelhaften Lehrmeinungen, wie der Prädestinationslehre, ein Glaubensbekenntniß formuliren sollte, mit welchem alle Gläubigen einverstanden sein könnten. Auch seine „Theses de libero arbitrio“, Hagae Comit. 1587, athmen denselben versöhnlichen Geist. Den Katholischen gegenüber hegte er eine ähnliche Toleranz. Auch mit ihnen sei der Religionsfriede aufrechtzuhalten, antwortete er daher, als Graf Johann von Nassau sich 1579 mit ihm darüber berieth und, entgegen der Meinung des Imbyze und Dathenus, wollte er ihnen, nach der Genter Pacification, eine beschränkte Religionsfreiheit gewähren, so lange sie die Verträge nicht überträten. Diese Ansichten trug er vor in der mit Joh. Taffinus herausgegebenen Schrift „Responsum de pace religionis cum pontificiis ineunda; item, de pace restituendis templis quae per tumultum pontificiis adempta sunt“. Einen besonderen Antheil hatte er auch an dem „Liber apologeticus Arausionensis Principis adversus edictum regis Hispaniarum, quo is Arausionensem proscripserat anno 1581“, welches sich durch Kraft, Würde und Klarheit auszeichnet. Von seiner Hand gibt es noch ein „Cort vertael omtrent den Moord aan den Prins gepleegd door B. Gerards“ und ein Tractätlein „De jure magistratuum in subditos“.

Vgl. besonders Ab Utrecht Dresselhuis, Gids 1846, mit den dort und bei Glasius, Godgel. Nederl. und van der Aa, Biogr. Woordenb. genannten Quellen.