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ADB:Lochner, Andreas

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Artikel „Lochner, Andreas“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 64–65, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lochner,_Andreas&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:17 Uhr UTC)
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Lochner: Andreas L., Historienmaler, geb. am 5. Mai 1824 zu Mainburg (in der Hollerdau), verlor frühe seine armen Eltern, kam dreizehnjährig zu dem Silberarbeiter Sanktjohauser in München als Lehrling, ging dann als Geselle auf die Wanderschaft (1840–45), insbesondere nach verschiedenen Städten Norddeutschlands (Berlin und Hamburg). Je mehr während dieser Zeit seine Kenntnisse sich erweiterten und seine technische Fertigkeit in dem erwählten Berufe sich steigerte, desto weniger genügte dieser dem nach höherem Ziele strebenden Jünglinge. Er kehrte nach München zurück mit dem festen Entschlusse, ungeachtet aller Hindernisse, welche bei seiner gänzlichen Mittellosigkeit der Erreichung seines Zieles entgegenstanden, fortan der Kunst sich zu widmen. Während die Tageszeit dem angestrengtesten Studium auf der Akademie gewidmet war, benützte L. die Stunden der Nacht, um durch Ausführung von Entwürfen für Silberarbeiter und Gürtler und andere in dieses Fach einschlagenden Arbeiten seinen bescheidenen Unterhalt zu gewinnen. Vier Hefte lithographirte Zeichnungen und Entwürfe für Silberarbeiter, welche er 1849 ff. (im Selbstverlag) herausgab, bekunden seinen feinen Geschmack und reinen Formensinn. Seine entschiedenen Anlagen und sein eiserner Fleiß brachen sich Bahn; bald konnte er kleinere Arbeiten, welche ihm Professor Schraudolph übertrug, zu dessen Zufriedenheit ausführen und so stufenweise zu selbständigen Schöpfungen übergehen. Schon 1851 erschien sein erstes Bild „David, dem Könige Saul den Becher raubend“ im Kunstverein, dann folgten einige Bilder für die Nicolaikirche zu Landshut und 1852 ein schönes Architekturstück, „Das [65] Innere einer Klosterkapelle“ (Motiv aus der Afrakapelle zu Seligenthal), staffirt mit Nonnen, welche den Altar mit Blumen schmücken. Als Gegenstück zu dem in der Neuen Pinakothek befindlichen Madonnenbilde Schraudolph’s, malte L. den „Hl. Joseph mit dem Christuskinde“, eine durch Stich (erst von Fleischmann in München, Fol., dann von W. Baumann, im Verlag der Gebrüder Benziger in Einsiedeln, klein 8°), Photographie und Farbendruck (Verlag von Gypen in München) höchst populär gewordene Darstellung. Ein „St. Wendelin“ (gestochen von J. Kracker) und eine „Madonna“ (gestochen von Rordorf) erschienen bei Manz, eine ähnliche Darstellung (gestochen von Joh. Lindner) bei F. Pustet in Regensburg. Kühn, an das höchste sich wagend, begann er eine Reihe von Compositionen zu Goethe’s Faust, wovon er jedoch nur zwei als Oelbilder auszuführen vermochte: „Gretchen im Beichtstuhl, von Mephisto belauscht“ (1852 in Prag ausgestellt und nachmals im Besitz des Grafen Clam-Gallas) und die Kirchenscene, „Nachbarin, euer Fläschchen“ (1854 im Münchener Kunstverein). Damit war aber seine beste Kraft verzehrt. Ein rasch entwickeltes Brustleiden, der stete Kampf mit dem Dasein und die Anstrengungen, welche den Uebergang vom Handwerk zur Kunst begleiteten, untergruben seine ohnedies zarte Natur; schon am 13. Febr. 1855 verschied der wackere, durch seine bisherigen Leistungen zu den schönsten Hoffnungen berechtigende Künstler.

Vgl. Kunstvereins-Bericht f. 1855, S. 51. Seubert, 1878, II. 468 u. neuestens das Ehrengedächtniß in N. 36–38 des „Hollerdauer-Berichterstatter“ vom 5–12. Mai 1880 (auch im Separatabdruck) von Martin Mayr (Accessist am kgl. Reichsarchiv zu München, welcher indessen während der Drucklegung am 1. Mai 1880 zu Mainburg verschied, eine gleichfalls Vieles versprechende jugendliche Kraft).