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ADB:Listhius, Johannes

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Artikel „Listh, Johann“ von Friedrich Teutsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 779, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Listhius,_Johannes&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:36 Uhr UTC)
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Listh: Johann L., Gelehrter, geb. am Anfang des 16. Jahrhunderts, † 1577. Die Familie des L. war eine Hermannstädter, der außer diesem L. auch noch ein Sohn entstammte (Sebastian), der litterarisch ebenfalls thätig gewesen. Auffallend ist, daß Beide, im Gegensatz zu den Volksgenossen, sich nicht der Reformation zugewendet hatten. Geheimer Sekretär der Königin Isabella, der Gemahlin resp. Wittwe Zapolya’s, – von seiner Jugend ist nichts überliefert – trat L. in derselben Eigenschaft in König Ferdinand’s Dienste, als derselbe Siebenbürgen übernahm (1551). Im J. 1555 heirathete er die Nichte des Graner Erzbischofs Nik. Olachus, auch eines Siebenbürgers, zu welcher Hochzeit das gesammte Hermannstädter Kapitel eingeladen wurde. Nach dem baldigen Tod der Gattin trat er in den geistlichen Stand, blieb aber dabei als Prokanzler, später als Kanzler auch im staatlichen Dienst; 1568 erhielt er das Bisthum Wesprim, 1573 das Bisthum Raab. Er ist Anfang 1577 gestorben. – L. gehört zu jenem humanistischen Kreise, der damals unter den hohen Würdenträgern der katholischen Kirche mehr als einen Vertreter in sich schloß, zu dem insbesondere auch Nik. Olachus zählte, ein Repräsentant zugleich jener Erscheinung, daß das sächsische Volk in Siebenbürgen, geistig und sittlich durch die Reformation gehoben, von seinen Männern eine ganze Reihe in fremde Dienste abgeben konnte. Seine schriftstellerische Thätigkeit erstreckt sich vorwiegend auf historische Gebiete. Außer einer Schilderung der Feierlichkeiten bei Maximilian’s II. Krönung und Anmerkungen und Ergänzungen zu Bonfin schrieb er „Annales patrii“, die aber leider schon bei Lebzeiten des Verfassers verloren gegangen sind. Das Lobgedicht auf Sambucus ist nach der Sitte der Zeit und jenes Kreises verfaßt.

Trausch: Schriftstellerlexikon II. Band S. 361. Uj magyar Muzeum. Pest, 1854, Juniheft S. 489.