ADB:Lieskau, Achatius
Panzer, Ann. S. 244), von 1521–1541 drei und von 1542 bis 1572 wiederum nur ein einziges Buch auf, das daselbst von Hallischen Buchdruckern selbst gedruckt wurde; über einen in Halle von dem Leipziger Drucker Martin Landsberg ausgeführten Druck vgl. Bd. XVII S. 595. Dagegen bedarf es einer besonderen Erwähnung, daß zu Hall in Schwaben von Peter Brubach (Bd. III S. 374) im J. 1536 eine Officin gegründet wurde, aus welcher viele und werthvolle Werke hervorgingen, die in litterar-historischen Schriften öfter nur als in Halle schlechthin erschienen aufgeführt werden. Erst mit dem Anfang der siebenziger Jahre des 16. Jahrhunderts erhielt die Buchdruckerkunst im sächsischen Halle eine festere Begründung durch L., mit welchem denn auch die Reihe der Hallischen Typographen in ununterbrochener Folge bis auf den heutigen Tag anfängt. Dieser Drucker, von dessen äußerem Leben übrigens nicht [638] das Geringste bekannt ist und dessen Name auch als Lieskaw, Ließkauw, Liscanus und ähnlich erscheint, war von 1572–1594 thätig und sein erster Druck ein zu Leipzig 1572 mit Holzschnitten in 4° erschienenes Münzbuch, an dessen Ende es heißt: „Gedruckt zu Hall in Sachsen durch Achatio (sic) Lieskaw. In Verlegung Wolff Stürmers, Bürger zu Leipzig.“ Wie er hier für einen auswärtigen Verleger thätig war, so druckte er in seinen späteren Jahren besonders für den Hallischen Buchhändler Karl Francke, einen Sohn des Magdeburgischen Buchdruckers und Buchhändlers Johann F. (Geßner, Buchdruckergesch. IV, 173, 177; ein Augsburgischer Drucker, David Franck um 1618 das. II, 6). Außer diesem Erzeugnisse führen wir noch an: „De exorcismo in actione epistolae tres … a Til. Heshusio et Phil. Melanchthone …“, 1589, 4°; „Parentatio … Til. Heshusii … a Jo. Oleario“, 1589, 4°, und „Simon Gediccus (Hofprediger) Trost-Predigt bey Beerdigung d. geheim. Rath Mußmanns Wittwe“, 1589, 4°. Im J. 1579 erschien zu Glaucha (der früheren Land- und Amtsstadt und erst im 19. Jahrhundert mit Halle zu einer Stadt verbunden,) ein Druck: „Joa. Rivii Locorum communium philosoph. quibus … scriptorum ratio et vita … demonstratur“, Fol. Da die Cursivlettern, deren L. sich bediente, mit den in diesem Buche gebrauchten übereinstimmen, so ist es nicht unmöglich, daß derselbe auch der Besitzer dieser Glaucha’schen Officin war, aus welcher jedoch, so viel bekannt, nur dieses eine Werk hervorgegangen ist. Ein Sohn unseres Druckers, Petrus L., soll um das Jahr 1590 gleichfalls gedruckt haben, was jedoch neuere Forschungen in Zweifel stellen. Daß aber auch ein aus Halle gebürtiger, in den Geschichtsbüchern dieser Stadt übrigens nicht vorkommender Namen, der Drucker „Johannes Leoviller de Hallis“ zu Venedig thätig war, setzen wir als aus der Typographengeschichte bekannt voraus, wie es auch selbstverständlich ist, daß mit unserem L. nicht verwechselt werden darf, wie es älteren Bibliographen begegnet, der Buchdrucker zu Crossen und Züllichau: Johann Friedrich Liescovius, der noch 1745 am Leben war und über dessen Thätigkeit bis dahin Geßner in seiner Buchdruckergeschichte Bd. IV S. 103 gesprochen hat.
Lieskau: Achatius L., Buchdrucker zu Halle in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Halle oder „Hall in Sachsen“, „Hala Saxonum“, die fast ausschließliche Schreibung auf den Büchertiteln des 16. und 17. Jahrhunderts, hatte im Verhältnisse zu anderen Städten erst sehr spät eine feste typographische Officin erhalten. Denn im Jahrhundert der Druckerfindung selbst weist diese Stadt nur ein einziges, obendrein apokryphes Druckerzeugniß (Leimbach’s Praktika von 1499:- Schwetschke, Vorakademische Buchdruckergeschichte d. Stadt Halle, S. 44 bis 48, 53–57. Weller, Ann. I, 436.