ADB:Liebener, Leonhard
[564] und wissenschaftlichen Verdienste in den erblichen Adelstand mit dem Prädicate „von Monte Cristallo“ erhoben. Zahlreiche gelehrte Gesellschaften ehrten ihn durch Ernennung zu ihrem Mitgliede, sowie auch zum bleibenden Andenken an seine Verdienste um die Topographie des Landes ein Berg der Oetzthalergruppe den Namen: Liebener Spitze erhielt. Die von ihm zusammengebrachte reiche Mineraliensammlung, welche wegen ihrer vorzüglichen Exemplare aus Tirol und wegen schöner Krystalle berühmt war, ging in den Besitz des Harvard College der Universität Cambridge in Nordamerika über. Kurz nach seiner Versetzung in den Ruhestand ereilte ihn am 9. Febr. 1869 in Innsbruck inmitten der Vorbereitungen für die in diesem Jahre in Innsbruck stattfindende Naturforscherversammlung der Tod.
Liebener: Leonhard L. von Monte Cristallo, k. k. Landesbaudirector in Innsbruck, ein um die Mineraltopographie Tirols verdienstvoller Forscher, ist am 20. Januar 1800 zu Pausa am Eingang des Fleimsee-Thales geboren. Er erhielt die erste Bildung bei seinem Oheim Franz Liebener, k. k. Forstinspektor in Primör, in dessen Haus zugleich der frühzeitig bei L. erwachte Sinn für die Natur reiche Nahrung fand. Kaum 18 Jahre alt erhielt er eine Verwendung als Baupraktikant in Bozen, um sich theoretisch und praktisch für das Staatsexamen des Baufachs vorzubereiten. Nach glücklich bestandener Prüfung wurde L. 1824 als Kreis-Ingenieur-Adjunkt in Bozen angestellt, siedelte dann unter stufenweiser Vorrückung in seiner Dienstesstellung 1833 nach Trient, 1835 nach Imst und endlich nach Innsbruck über, wo er 1850 die einflußreiche Stelle eines Oberbauinspectors und Vorstandes der k. k. Landesbaudirection von Tirol und Vorarlberg erlangte. Die mit seinem Dienste verknüpften zahlreichen Reisen in allen Theilen seines Vaterlandes verschafften ihm in Verfolgung seiner Jugendneigung reichlich Gelegenheit zu Beobachtungen über das Vorkommen von Mineralien und zum Einsammeln derselben, sodaß er bereits 1853 in Verbindung mit seinem Freunde, dem Bauinspector Johann Vorhauser eine sehr geschätzte Schrift: „Die Mineralien Tirols“, veröffentlichen konnte, welche er 1866 durch einen Nachtrag wesentlich bereicherte und vervollständigte. Die Wissenschaft verdankt ihm die Entdeckung von vier neuen Mineralspecies, des Brandesits, Vorhauserits, Prägrattits und eines zur Ehrung des Entdeckers Libernerit genannten Minerals. Gleichzeitig sammelte L. Beobachtungen über die geognostischen Verhältnisse seines Landes und nahm wesentlichen Antheil an der Herstellung der 1849 herausgegebenen großen geognostischen Karte von Tirol, sowie insbesondere an der bald darauf erschienenen, aus der großen Karte reducirten geognostischen Uebersichtskarte von Tirol und Vorarlberg. In seiner dienstlichen Stellung führte L. großartige Bauten aus, unter denen besonders die einbogige kühne Stephansbrücke der Schönbergstraße zwischen Innsbruck und Matrei, die Kunststraßen in Valsugana, der Finstermünz, der Töll bei Meran, des Farnpasses, der Katzenbergstraße bei Reutte, dann die namhaften Etschdurchschnitte bei Centa, Nomi und Marco genannt zu werden verdienen. 1868 trat L. nach 50jähriger Dienstzeit in den Ruhestand zurück und wurde bei dieser Veranlassung in Anerkennung seiner bautechnischen- Briefl. Original-Mittheilungen.