ADB:Lamey, August Wilhelm
Andreas Lamey war L. 1772 zu Kehl geboren, kam aber schon sechsjährig nach Straßburg. Die Revolution ergriff den Jüngling mächtig: seine „Gedichte eines Franken am Rheinstrom“ erschienen 1790. 1793 und 1794 dichtete er Dekadenlieder, welche, auf die Melodien von Kirchenliedern gesetzt, in den damaligen Tempeln der Vernunft gesungen wurden. Sie preisen Gott, Unsterblichkeit, Tugend, und zeigen im Ausdruck besonders Schiller’s Einfluß. 1794 ging L. nach Paris, in die Normalschule, und ward dann in der officiellen Druckerei als Uebersetzer angestellt. In diese Zeit fallen außer französischen Tragödien auch deutsche dramatische Fragmente: „Alexander am Festmahl“, „Marius auf Karthago“, „Kato von Utika“, schwungvolle Dichtungen, auch nicht ohne dramatisches Geschick. 1812 an der Douane in Lüneburg angestellt, kam L. 1816 als Richter wieder ins Elsaß. 1844 zog er sich ins Privatleben zurück, verlebte aber noch eine Reihe von Jahren im Genuß eines ansehnlichen Vermögens und in lebhaftem geistigem Verkehr, der ihn auch nach Deutschland, insbesondere zu Justinus Kerner führte. Er starb 1861. Seine Jugenddichtungen hatte er als „Blätter aus dem Hain“ 1836 wieder erscheinen lassen. Balladen im Stil der schwäbischen Dichterschule sammelte er in der „Chronik der Elsässer“, 1845. Seine ausgewählten „Gedichte“ erschienen 1852 und noch öfter, zuletzt 1860; hier mit einem Bildniß von Th. Schuler. Lamey’s Dichtung ist mehr reflectirend als naiv, für die Ideale der Revolutionszeit glühend, ohne doch deren Ausschreitungen zu billigen; die Sprache nicht immer gewandt, aber doch oft den kühnen Gedanken glücklich angepaßt.
Lamey: August L., elsässischer Dichter. Ein Neffe des Publicisten- Biographie in der Alsatia von Stöber, 1858–1861, S. 384–390.