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ADB:Krenner, Johann Nepomuk Gottfried von

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Artikel „Krenner, Johann Nepomuk Gottfried von“ von Edmund von Oefele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 123–125, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krenner,_Johann_Nepomuk_Gottfried_von&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:28 Uhr UTC)
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Krenner: Johann Nepomuk Gottfried v. K., geb. zu München am 11. Juli 1759 als Sohn eines (im J. 1789 gestorbenen) Hofkammerrathes, trat 1779 als Studirender der Rechte zu Ingolstadt in den Illuminatenorden („Arminius“), wurde im nämlichen Jahre Licentiat (erst 1792 Doctor) und nachdem er 1780–1781 in Göttingen und Wetzlar gewesen, in letzterem Jahre außerordentlicher, 1783 mit Hofrathsrang ordentlicher Professor für deutsche Reichsgeschichte und Alterthümer, europäische Staatenkunde, Reichsgerichtsproceß, 1788 auch für bairisches Staats- und Fürstenrecht zu Ingolstadt. Aus dem Illuminatenprocesse vom J. 1785 mit einer Verwarnung davongekommen, gab er die Verbindung mit dem Orden nicht auf; in Folge dessen glaubte er, als die Regierung neue Maßregeln ergriff und auch bei Beförderungen den sogen. Illuminateneid verlangte, sich nur durch ein Geständniß retten zu können (1791). Dann aber wurde er 1792 zur Function eines Fiskales beim Reichsvicariatshofgerichte nach München gerufen und (nebst seinem untengenannten Bruder) geadelt, 1793 unter Beibehaltung seiner Professur zum Oberlandesregierungsrath ernannt, 1798 als Legationsrath zum Rastadter Congreß geschickt, 1799 unter definitiver Niederlegung der Professur als geheimer Legationsrath, 1800 als wirklicher geheimer Rath Referendär im Ministerialdepartement der auswärtigen Geschäfte, 1801 auch Assessor der Schuldenabledigungscommission, 1808 Vorstand des Reichsheroldenamtes. Mit dieser glänzenden Laufbahn halten Krenner’s wissenschaftliche Leistungen keinen Vergleich aus. Die „Gedanken, Wünsche und Vorschläge zur Verbesserung des Frauenzimmerunterrichts“, welche der Zwanzigjährige [124] (1779) drucken ließ und der „kurfürstlich-bairischen Gesellschaft sittlich- und landwirthschaftlicher Wissenschaften“ zu Burghausen, die ihn sodann zum Mitglied ernannte, widmete, kommen auf Rechnung des Illuminatentreibens. Von größerem Fleiß als Urtheilsvermögen zeugt eine im J. 1780 verfaßte (ungedruckt gebliebene) Abhandlung über den baierischen Staatsmann Grafen Maximilian von Kurz (s. d. Art.), welche er der Akademie der Wissenschaften zu München einsandte; wol hierfür nahm ihn diese 1781 in die historische Klasse auf. Als Professor hat K., von ein paar Grundrissen zu Vorlesungen abgesehen, eine akademische Preisfrage „Ueber Land-, Hofmarchs- und Dorfgerichte in Baiern“ zu lösen versucht (1795), dann über Weibsritterlehen und Beutellehen nach baierischem Rechte geschrieben (1798). Zwei Deductionen über den kurpfälzischen Reichsvicariatssprengel (1793) verdankten ihr Erscheinen seiner Berufung zum Vicariatshofgerichte. Die „Anleitung zu dem näheren Kenntnisse der baierischen Landtage des Mittelalters“ (1804) weist auf Theilnahme an den bezüglichen Arbeiten seines Bruders (s. u.) hin; übrigens erhielt er im gleichen Jahre den Auftrag, behufs Vorbereitung eines neuen Landtages in den städtischen Archiven nach Urkunden über die älteste Landschaftsverfassung zu suchen. Für Krenner’s beständig zwischen gelehrter und praktischer Thätigkeit schwankende Neigung schien sich endlich der rechte Wirkungskreis zu eröffnen, als er 1811 nach Aretin’s Abgang mit der provisorischen Leitung der Hof- und Staatsbibliothek betraut ward. Nun wandte er sich mit Glück einem rein historischen Stoffe zu. Seine Studien „Ueber die Siegel vieler Münchener Bürgergeschlechter bereits in dem 13. und in dem Anfange des 14. Jahrhunderts“ sind, gerade weil sie zumeist Verfassungs- und Ortsgeschichte behandeln, noch heutzutage von Werth. Doch ehe ihr Druck (Historische Abhandlungen der k. Akademie der Wissenschaften zu München, Bd. II, 1813, S. 1–202) vollendet war, starb K. zu München am 13. Januar 1812.

Sein jüngerer Bruder Franz v. K., geb. zu München am 24. December 1762, † daselbst am 27. September 1819, studirte zu Ingolstadt 1779 ff. Jurisprudenz, wurde 1785 Secretär und Rath bei der Hofkammer sowie beigeordneter Hofanlagsbuchhalter, als welcher er eine Landmatrikel nebst Landkarte von Baiern herzustellen begann, im folgenden Jahre auch Fiscal. Nachdem er hierauf bei der Schuldenwerkstilgungscommission thätig gewesen, erfolgte im J. 1799 seine Ernennung zum geheimen Referendär im Finanzministerium, wo ihm die Landschaftsgegenstände zugetheilt wurden. 1808 geheimer Rath, seit 1813 fungirender, 1817 wirklicher Generaldirector des genannten Ministeriums, wirkte er für die Centralisirung der Staatsschuld in hervorragender Weise. Ein litterarisches Verdienst erwarb er sich durch die Herausgabe der „Baierischen Landtagshandlungen“, wovon er jene der Jahre 1429–1513 in 18 Bänden 1803–1805 erscheinen ließ. Es sind größtentheils aus landesherrlichen Archiven in mäßig abgeänderter Schreibung copirte Actenstücke mit einleitenden und verknüpfenden Bemerkungen, so namentlich für die Geschichte des Löwlerbundes (Bd. X und XI) und des Landshuter Erbfolgestreites (Bd. XIV und XV). Dazu gab K. in den J. 1802–1807 aus „authentischen Handschriften“ die Acten der baierischen Landtage von 1514, 1515 und 1516, 1542, 1543, 1557, 1568, 1605, 1612, 1669 einzeln und anonym heraus. Wol in Anerkennung der Verdienstlichkeit dieser Publikationen wählte ihn im J. 1817 die Münchener Akademie der Wissenschaften zu ihrem Ehrenmitgliede.

Ueber Beide: Personalacten im Reichsarchive und Kreisarchive zu München. – Ueber J. N. G.: Einige Originalschriften des Illuminatenordens etc. (1787); Baader, Das gelehrte Baiern, Sp. 630–631; Nekrolog im kgl. baier. Regierungsblatt, 1812, Sp. 387–389; Schlichtegroll, Andenken an J. N. G. v. K. in den Denkschriften der kgl. Akad. d. Wiss. zu [125] München für 1811 und 1812; Permaneder, Annales universitatis Ingolstadii; Prantl, Geschichte der Universität zu Ingolstadt, I. II. – Ueber F.: Nekrolog im Allgemeinen Intelligenzblatt für das Königreich Baiern, 1820, Sp. 426–434; Oberbayr. Archiv XLI, 235.