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ADB:Klopriß, Johann

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Artikel „Kloprys, Johann“ von Carl Adolph Cornelius in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 209–211, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klopri%C3%9F,_Johann&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:16 Uhr UTC)
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Kloprys: Johann K., geb. im Kirchspiel Bottrup im Veste Recklinghausen. Sein Vater war Schröder. Er studirt zu Köln 1518–21, wird Magister im Mai 1521, widmet sich der Seelsorge, ist 1522 oder 1523 zwei Monate lang Vicar an der Matenakirche zu Wesel, 1524 Vicar zu Bislich. Dann findet er zu Büderich seine zweite Heimath. Er ist dort Vicar, nimmt ein begütertes Mädchen zu wilder Ehe, wird Vater von vier Kindern, ist angesehen und beliebt bei der Gemeinde. Sein Leben in und nahe bei Wesel, welches als Sitz eines Augustinerklosters der erste Mittelpunkt der lutherischen Propaganda in dieser niederrheinischen Landschaft wurde, führte ihn in einen Freundeskreis von evangelischer Gesinnung, zu welchem Klarenbach, Dr. Verken [210] und der Büdericher Pfarrer Hermann Buyst gehörten. Als seit 1526 das Einschreiten der kirchlichen und weltlichen Behörden begann, wurde auch K. wegen Umgangs mit Ketzern und evangelischer Aeußerungen auf der Kanzel nach Köln vorgeladen 1527 und zu Widerruf und Abschwörung der Ketzerei genöthigt. Als er sich dann um den Eid, den er mit einer Mentalreservation geschworen, nicht kümmerte, wurde er zum zweiten Male, 1528, nach Köln geladen. Damals begleitete ihn Klarenbach, der nach wechselndem Aufenthalt ein Asyl zu Büderich bei dem Freunde gefunden hatte, theilnahmsvoll nach Köln, gerieth darüber selbst in die Haft, die mit seiner bekannten Katastrophe endete. K. wurde zu ewigem Gefängniß verurtheilt. Er saß auf der Dranckpforte zu Köln, als ihn die kühne Hülfe eines anderen lutherischen Freundes, Dietrichs Fabricius, in der Neujahrsnacht 1529 befreite und aus Köln heraus unter den Schutz des evangelisch gesinnten Drosten zu Wassenberg an der Roer geleitete. Hier fand er seine dritte Heimath. Als er der Frau des Drosten auf ihr Verlangen in Krankheit geistlichen Beistand geleistet, nahm der Droste ihn als Kaplan an. Später öffnete sich ihm die Stadtkirche und er wurde, ohne angestellt zu sein, Pfarrer einer zahlreichen Gemeinde von Einheimischen und Auswärtigen, denen er das Abendmahl unter beiden Gestalten zu spenden pflegte. In der Nähe wirkten andere Predikanten in gleichem Sinn, wenn auch in weniger gesicherter Stellung, mit welchen K. sich mehr oder minder befreundete; Einer von ihnen, Heinrich Roll, gewann großen Einfluß auf ihn und führte ihn von Luther auf Zwingli und über Zwingli hinaus. Dieses Leben hatte ungestört vier Jahre gedauert, als die Clevische Regierung sich entschloß, eine durchgreifende Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse ins Werk zu setzen, und eine der ersten Maßregeln war die Absetzung des Drosten. Da sandte dieser seinen Schützling gegen Weihnachten 1532 mit stattlicher Reiseunterstützung auf den Weg zu dem Landgrafen von Hessen, durch dessen Fürbitte er die Gnade des Herzogs von Cleve für K. wieder zu erlangen vermeinte. K. machte einen Umweg, um erst in Büderich vorzusprechen, dann seinen Freund Roll zu besuchen, der unterdeß in Münster einen vielversprechenden Wirkungskreis gewonnen hatte. Er traf hier ein zu der Zeit, als die Evangelischen ihren Sieg durch einen Vertrag mit ihrem Bischof und Landesherrn vollendet hatten und ihr neues Kirchenwesen für die Dauer einzurichten bemüht waren. Da ließ K. sich halten, nahm eine Predigerstelle an, ließ sein Weib kommen und sich ordnungsmäßig mit ihr zusammen geben; er hatte seine vierte Heimath gefunden. Von jetzt an und in den nächsten anderthalb Jahren folgt er der raschen Entwicklung, welche die Dinge in Münster unter der Führung zuerst Rolls und Rothmanns, dann der Täufer und Propheten genommen haben, ohne irgend einmal die Aufmerksamkeit auf sich insbesondere zu ziehen, und ohne daß man ihn von den gleichgesinnten Predikanten unterscheiden kann. Er wurde namentlich wie die übrigen am 5. Januar 1534 getauft und zum Täufer bestellt. Er hat wie die anderen sich gegen die Einführung der Vielweiberei gesträubt und wie die anderen dann nachgegeben; doch scheint er nur aus Gehorsam und um die Form zu erfüllen, eine zweite Frau genommen zu haben. Als am 13. October 1534 die Aussendung der Apostel erfolgte, wurde K. an die Spitze der nach Warendorf bestimmten Abtheilung gestellt und taufte und predigte dort, bis der Rath nach zweimaliger Ablehnung endlich die Münsterische Botschaft annahm, sich dem Willen des Vaters unterwarf und die Gemeinde zu Kloprys Predigt entbot, worauf Rath und Gemeinde zweimal auf die Knie fielen zum Gebet, daß der Vater ihnen die Stärke verleihen möge bei seinem Wort zu beharren. Gleich darauf, am 21. October, zwang der Bischof mit Heeresmacht die Stadt zur Unterwerfung und zur Auslieferung der Apostel. K. wurde, während seine Gefährten wenige Tage später [211] aufs Schaffot geführt wurden, dem Erzbischof von Köln zugeschickt, der ihn ein Vierteljahr später, am 29. Januar 1535, einem langen peinlichen Verhör unterwerfen, dann am 1. Februar auf den Scheiterhaufen zu Brühl führen ließ. – Ueber sein inneres Leben besitzen wir nur ein einziges unmittelbares Zeugniß, einen Brief nämlich, den er in der Zeit der Kölner Gefangenschaft an Klarenbach geschrieben hat und der einem tiefern religiösen Gefühl und einer evangelischen Gesinnung entsprechenden populären Ausdruck in gebildeter Sprache gibt. Damit übereinstimmend lassen die dürftigen Nachrichten von seinem äußeren Leben in ihm einen Mann von religiösem Eifer, opfermuthiger Gesinnung und nicht unbedeutender Beredtsamkeit erkennen. Er hat Freunde und wird von bedeutenden Männern der Freundschaft werth gehalten. Die Selbständigkeit der Einsicht fehlt ihm, er läßt sich beeinflussen und folgt der Leitung; aber auf jeder Stufe und bis zum Schluß jener verhängnißvollen Entwicklung ist er aufrichtig und überzeugt. Noch den Scheiterhaufen hat er mit einem lauten Dankgebet begrüßt.

K. Krafft, Beiträge zur Reformationsgeschichte des Niederrheins, im neunten Bande der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 1873. – Niefert, Münsterische Urkundensammlung, Bd. I. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs.