ADB:Klingler, Anton
Erscheinungsbild
Strieder, Hessische Gelehrten- und Schriftstellergeschichte Bd. VII. Vgl. auch Tholuck, Akad. Leb. II, 313.[1]
Klingler: Anton K., ward am 2. August 1649 zu Zürich geboren. 1677 als außerordentlicher Professor der praktischen Philosophie ans Gymnasium zu Hanau berufen, wirkte er dort mit großem Segen, bis er 1678 als ordentlicher Professor der Theologie nach Franeker ging, wo er am 19. Mai 1679 zum Doctor der Theologie promovirte. 1681 kehrte er in seine Vaterstadt zurück, zunächst als Diakonus an der Predigerkirche, ward 1684 Pfarrer an St. Peter, 1688 am Groß-Münster und starb im August 1713. Seine Schriften verzeichnet:[Zusätze und Berichtigungen]
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S. 195. A. Klingler war bis zu seinem Tode – 1713 – Antistes der zürcherischen Kirche und nimmt als solcher in der Geschichte Zürich’s eine nicht zu unterschätzende, aber sehr fragwürdige Stellung ein. Wie schon die Bilder des Mannes beweisen, ein von seiner Gewichtigkeit überzeugter, geistig beschränkter Zelot, hat K. den traurigen Ruhm, daß während seiner Kirchenleitung nochmals, 1701, ein Hexenproceß großen Zuschnittes durchgeführt wurde (mit einer Verbrennung, sieben Enthauptungen, sämmtlich von Angehörigen des Dorfes Wasterkingen, aus der Landvogtei Eglisau). Nachdem er sich sich dann durch den Geisterspuk von Hausangehörigen, die freche Unzucht damit verdeckt hatten, lange Zeit hindurch hatte verhöhnen lassen, mußte K., der zwar auch jetzt noch in Predigten seine Auffassung des Uebernatürlichen in diesen Vorgängen nicht ganz preisgab, seinen eigenen Pedellen, den Veranstalter des Ganzen, das Schaffot besteigen sehen. Während sich der Dünkel dieses Wächters einer geistlos gewordenen Orthodoxie bis zu Anmaßung des Titels Excellenz verstieg, wurden ächtere Kundgebungen religiöser Ueberzeugung, mystischer, pietistischer Färbung, verfolgt. Mit der hervorragendsten geistigen Capacität des damaligen Zürich, dem Polyhistor Scheuchzer (s. d. Art.), lebte K. auf durchaus gespanntem Fuße. Doch auch ein jüngeres politisches Talent, Joh. Kaspar Escher (vgl. Bd. VI S. 357–359), zeigte 1709 als neugewählter weltlicher Beisitzer der Synode in seinen Postulaten an den allerdings hochmüthig abweisenden K., daß Zeiten besseren Segens nach einem solchen Antistes möglich seinen.
- Vgl. G. R. Zimmermann, Die Zürcher Kirche von der Reformation bis 1819 in der Reihenfolge der zürcherischen Antistites, 1878 (S. 230–256). [Bd. 17, S. 796]