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ADB:Klinge

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Artikel „Klinge“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 186–187, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klinge&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:43 Uhr UTC)
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Klinge: Die Gießer K. oder Klinghe, Clinghe, des 15. Jahrhunderts, deren Werke von Ostfriesland bis Segeberg in Holstein und von der Nordsee bis über Lüneburg hinaus nachgewiesen sind, gehören vermuthlich zu einer Familie, deren Wohnsitz unsicher ist. Der bedeutendste, Gert, war, wenn die Urkunde von angeblich 1444 bei Vogt, Mon. ined. I, 177 echt ist, Canonicus im vornehmen Kloster zu Harsefeld; controlirbar ist die Sache nicht, da die Abtslisten bei Vogt und bei Mushard, Mon. Nobil. 5 und 470, in Verwirrung sind. Da in diesem reichen Kloster nur Ministerialadel aufgenommen wurde, sollte man die Familie unter diesem suchen, und thatsächlich finden wir bei Vogt 1, 93 unter den Dienstmannen des Heinrichs von Hodenhagen, die später an Hoya übergingen, 1276 einen Johannes K. Ebenso erscheint 1475 am 15. Aug. unter geworbenem Adel in Lübeck ein Knappe Tonnies K. in der Zeitschrift des Vereins f. Lüb. Gesch. 2, 363. Anderes verweist nach Bremen, und das häufige Vorkommen ihrer Arbeiten in Ostfriesland nach Gröningen, wo nach Friedländer’s Ostfr. U. B. II, Bruen K. 1420–26 Bürgermeister, von der Partei der Vetkoper, war. Das 1857 eingeschmolzene Taufbecken von Buxtehude aus dem 15. Jahrhundert, mit zum Theil umgekehrten Buchstaben, trug den Namen Gherard Hoya. Ist das Gert K.? Nach den vorkommenden Jahreszahlen sind je zwei Gert, Hermann und Hinrik anzunehmen, dazu kommt ein Barthold und ein Goteke (Gottfried).

Barthold K. goß von 1472 bis 1506 in Ostfriesland das große Taufgefäß zu Eilsum (1472) und das verschwundene zu Canum (1506), ferner Glocken zu Esens, Uttum und Neermoor.

Gert oder Ghert K., Gerhard: diesen Namen tragen Gießerarbeiten von 1407 bis 1469, so daß auf zwei gleichnamige Meister geschlossen werden muß. Im Oldenburgischen und Ostfriesland sind es die Glocken zu Jever 1407, vermuthlich zu Victorbur 1425, zu Wiegboldsbur 1427 und 1455, Elsfleth 1433, Eckwarden 1434, Golzwarden 1440, Wybelsum 1447, Blexen 1449, Oldorf 1450, die zu Pewsum 1458, als von besonders trefflicher Arbeit angegeben, zu Uttum 1462, Hinte 1463. Dazu kommen die Apostelglocke zu St. Johannis in Lüneburg 1436 und eine andere daselbst 1445 (oder 1419?), ferner zwei von 1434 zu St. Anscharius in Bremen, die größere besonders ausgezeichnet durch die 4 fast in der Form geflochtener Zöpfe gegossenen Halter. Der kunstreiche Schmuck und die Form der Nennung des Gießers lassen in ihrem Meister wol mit Sicherheit den jüngeren Gert erkennen, den Harsefelder Canonicus, der die kunstreichen Taufgefäße zu Segeberg in Holstein 1444, zu Groothusen in Ostfriesland 1454, in Harsefeld in der Kirche des ehemaligen Klosters 1454, nebst einer Glocke in demselben Jahre und vor allem die letzte prachtvolle Arbeit von 1469, das Taufgefäß der Klosterkirche zu Zeven, schuf. Die Inschrift des Harsefelder ist den Lüneburgern ähnlich: Ghert Klinghe mi ghegoten ha; das Zevener Kunstwerk trägt in seinem Bildwerke unter andern Inschriften die Verse: Ghert Klinghe mi ghegaten had – Got gheue siner selen radt. Da der jüngere Hermann und Goteke dieselben Verse mit Einsetzung ihres Namens gebrauchen, so werden diese drei als Brüder anzusehen sein. 1515–16 promovirt in Rostock ein Gherardus K. bis zum Magister, er wird zu dieser Familie gehören; zur späteren Rostocker, die aus Coblenz stammte (Allg. d. Biogr. IV, 332), gehörte er nicht.

[187] Goteke K. goß im Bremischen 1475 die große Glocke zu Bexhövede mit der Inschrift: „To gods dens ik jw lade – Lat alle wark und kamet drade - Gotecke Klinghe de mi gegoten had – Got geue siner selen rat. Die letzten zwei Verse tragen auch seine beiden Arbeiten von 1477, die mittelste Glocke und die Taufe zu Altenwalde im Lande Hadeln.

Harm oder Hermann Klinge’s Namen trägt die Glocke von Kedingbruch von 1404, die zu Bülkau von ihm ist nicht mehr vorhanden. 1461 gießt dann wieder ein jüngerer Hermann die Glocke zu Neuhaus an der Oste, welche die v. Heckehusen als Besteller nennt und den Spruch trägt: Herman Klinghe mi ghoten hat – Got gheue siner selen radt. Nach Inschriftsbruchstücken fällt ihm vermuthlich auch die Glocke zu Selsingen und die in Schiffdorf im Stoteler Vie, von 1460 zu.

Hinderk oder Hinrik K. steht mit der ersteren Namensform auf der Glocke zu Pilsum in Ostfriesland von 1409. Der jüngere Hinrik goß 1473 das schöne Taufgefäß zu Müden a. d. Oerze im Lüneburgischen und 1474 die ähnlichen zu Esens und zu Uttum in Ostfriesland, in demselben Jahre auch die 1806 eingeschmolzene Glocke zu Allermöhe im hamburger Marschlande. Wahrscheinlich stammen von ihm auch die Glocken von Langwarden im Oldenburgischen von 1468 und 1477, auf denen man „Hinrik Clinalie“ las. – Das Bremische allein zählt noch c. 25 Taufgefäße des 15. Jahrhunderts, alle ähnlicher Form.

Mithoff, Mittelalter. Künstler und Werkmeister Niedersachsens und Westfalens (wo nicht alle Nachweise zuverlässig). (Pratje), Bremen und Verden III, 43. Vaterl. Archiv des hist. V. für Niedersachsen, 1842, 232. 1843, 232–239 (Zevener Taufe). Chronik des Landes Hadeln, Otterndorf 1843, S. 111–112. Bremisches Jahrb. 2, 493 ff. Mitth. des V. f. Hamb. Gesch. 2, 86. Bericht des V. zu Stade 1861, 27. Archiv des V. f. Gesch. zu Stade, 1, 179. 2, 14 ff. 3, 319. Mithoff, Kunstdenkmäler und Alterth. in Hannover V. VII.