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ADB:Klaj, Johann der Jüngere

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Artikel „Klaj, Johann“ von Wilhelm Creizenach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 50–51, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klaj,_Johann_der_J%C3%BCngere&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:47 Uhr UTC)
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Band 16 (1882), S. 50–51 (Quelle).
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Klaj: Johann K., bekannt durch seine Theilnahme an den litterarischen Bestrebungen der Nürnberger Pegnitzschäfer, wurde 1616 zu Meißen geboren. Er studirte zu Wittenberg, wo damals Buchner seine Wirksamkeit im Sinne der Opitz’schen Reform entfaltete: dort wurde ihm auch die Ehre der Dichterkrönung zu Theil. 1644 kam er nach Nürnberg, er beschäftigte sich mit Ertheilung von Privatunterricht und kam durch seine Neigung zur Poesie mit Harsdörfer in Verbindung. Beide gründeten zusammen den Blumenorden an der Pegnitz, in welchem K. den Namen des Schäfers Clajus aus Sidney’s Roman Arcadia annahm (vgl. hierüber auch Bd. X, S. 644 v. Harsdörfer). In dem Pegnesischen Schäfergedichte, welches Clajus noch in dem ersten Jahre seines Nürnberger Aufenthalts in Gemeinschaft mit Harsdörfer (Strephon) entwarf, ist auch die Geschichte seiner Uebersiedelung nach Nürnberg in der damals für schön gehaltenen pastoralen Einkleidung dargestellt; es wird dort erzählt, wie er, aus Sesemin (Meißen) durch die Kriegsnoth verjagt, nach der alten Neronsburg an der Pegnitz (Nürnberg) kommt und auf seiner Wanderung sich mit dem Schäfer Strephon vereinigt. Eine eigenthümliche Stellung unter den Nürnberger Dichtern geben ihm seine geistlichen Dramen, unter denen die bekanntesten: „Höllen- und Himmelfahrt Jesu Christi“, „Der leidende Christus“, „Herodes der Kindermörder“ in die J. 1644 und 45 fallen. Er zeigt sich hier von der dramatischen Dichtung der Holländer stark beeinflußt; daß er aus seinen Vorbildern manches wirklich entlehnt hat, that seinem Ruhme nach den Anschauungen der Zeit keinen Eintrag. Harsdörfer in den Bemerkungen, die er der Ausgabe des Herodes beifügte, lobt ihn ausdrücklich, weil er „schöne Gedanken aus fremden Poeten schicklich angebracht“ habe. Diese oratorienartigen Dramen kamen in der Weise zur Aufführung, daß nach dem Gottesdienst in der Kirche der Dichter selbst den verbindenden Text vortrug und auch die einzelnen Rollen sprach; so heißt es z. B. im Herodes: „Herodes, als derselbe vergewissert worden, wie ein neuer Stern erschienen und von den Weisen erlernet, wie ein neugeborener König der Juden sich eingestellet, ist sonder Zweifel in zornige Worte heraus gebrochen“ und nun folgen die Worte des Herodes in Versen. Den Versen Klaj’s rühmt Harsdörfer nach, daß in ihnen durch den Wechsel des Metrums die verschiedenartigen [51] Gemüthsstimmungen treffend ausgedrückt seien; K. hat besonders durch die von seinem Lehrer Buchner empfohlenen daktylischen Verse Abwechselung in den Ausdruck zu bringen gesucht; dabei wimmeln seine Dramen, wie seine anderen Dichtungen von abenteuerlichen Wortbildungen und Klangspielereien in der bekannten Manier der Nürnberger. In die meisten seiner geistlichen Dramen sind Gesänge eingelegt, die von einem Chor vorgetragen wurden. Dilherr (Bd. V S. 225) hat diese wunderlichen Produkte, wie überhaupt alles, was die Nürnberger auf dem Gebiete der geistlichen Poesie hervorbrachten, unter seinen Schutz genommen. 1647 wurde K. Lehrer an der Sebalder Schule. Die Festlichkeiten, die nach der glücklichen Beendigung des Krieges in Nürnberg gefeiert wurden, half er mit den übrigen Genossen des Blumenordens verherrlichen, nicht lange nachher (1650) wurde er Pfarrer in Kitzingen, wo er 1656, 40 Jahre alt, starb. Von 1651 ab scheint er dichterisch unthätig geblieben zu sein. Die Nürnberger Cameraderie war in Anpreisung seines Dichterruhmes nicht sparsam; Birken nennt ihn einen hurtigen und tiefsinnigen Poeten; große Freude hat es ihm gewiß bereitet, daß man aus seinem Namen Johannes Claius durch anagrammatische Umstellung die Worte: En hic alius Naso herausbrachte. Aber bald genug hat man auch seine Gedichte in die allgemeine Verurtheilung der Pegnitzschäferlichen Manier mit einbegriffen; Erdmann Neumeister kann ihn nicht unbedingt loben, weil er ab illa Germanicae linguae germana sinceritate longius recederet; Johann Elias Schlegel schulmeisterte in Gottschedischem Sinne an ihm herum in den Beiträgen zur kritischen Historie der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, Bd. VII, S. 355 ff. Dieser Aufsatz ist auch später mehrmals zur Charakteristik Klaj’s verwerthet worden. Wer sich von seiner Sprachgewandtheit, seiner originellen, barocken Manier einen genaueren Begriff machen will, findet Belehrung bei Tittmann, die Nürnberger Dichterschule, Göttingen 1847, bes. S. 84 ff., S. 161 ff. Außerdem ist noch Bouterwek, Bd. X und namentlich für die dramatischen Dichtungen, Gervinus, Bd. III, zu vergleichen. Das Biographische und Bibliographische bei Herdegen (Amarantes), historische Nachricht etc. (bes. S. 234 ff.), Will-Nopitsch, Goedeke.