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ADB:Kistener, Kunz

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Artikel „Kistener, Kunz“ von Karl Bartsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 38, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kistener,_Kunz&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:10 Uhr UTC)
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Kistener, Kunz K., Verfasser der gereimten Legende von den beiden getreuen Jacobsbrüdern, die auch in der französischen und italienischen Litteratur mehrfache Bearbeitung gefunden hat. Bei K. ist sie in Baiern localisirt. Ein baierischer Graf Adam lebt zehn Jahre lang mit seiner Frau in kinderloser Ehe. Da wendet er sich bittend an St. Jacob, und die Frau wird guter Hoffnung. Der Graf gelobt, wenn ihm ein Knabe geboren werde, denselben, sobald er erwachsen sei, eine Wallfahrt nach dem Grabe des Apostels in Compostella antreten zu lassen. Die Frau gebiert einen Knaben. Zwölf Jahre alt, macht sich derselbe nach Compostella auf, vom Vater ermahnt, nur einen braven Mann zum Gefährten zu nehmen. Nach vier Wochen trifft er einen jungen Schwaben aus Heierloch, der desselben Weges zieht. Sie reisen zusammen weiter. Wieder nach vier Wochen erkrankt der Baier und stirbt, nachdem er vorher seinen Freund gebeten, seinen Leichnam nach Compostella zu führen. Der Schwabe nimmt die Leiche in einem Ledersacke mit, trägt sie in die Kirche des Heiligen und hier erwacht der Todte zum Leben. Beide kehren nach Deutschland zurück. Nach Jahresfrist befällt den Schwaben der Aussatz, und da sein Freund vernommen, daß er nur durch das Blut eines Kindes geheilt werden könne, opfert er das Leben seines eigenen Kindes. Das Kind aber wird, nachdem der Aussätzige genesen, auf Fürbitte des heiligen Jacob wieder lebendig und behält nur einen rothen Streifen um den Hals. Zu Ehren des Heiligen wird das Kloster Gnadau (bei Pfaffenhofen in Baiern) gebaut. Der Stil des Gedichtes weist auf die Scheide des 13. und 14. Jahrhunderts. Noch im 16. Jahrhundert war es beliebt und wurde von Pamphilus Gengenbach in etwas umgearbeiteter Gestalt neu herausgegeben.

Kunz Kistener, herausgegeben von K. Goedeke, Hannover 1855 (nach der Handschrift in Wolfenbüttel); vgl. dazu das Frankfurter Fragment, Germania 17, 55 ff. P. Gengenbach von K. Goedeke 231 ff., 629 ff. Ueber Quellen und Verbreitung der Sage vgl. R. Köhler in Germania 10, 447 ff.