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ADB:Karl Georg Lebrecht

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Artikel „Karl Georg Lebrecht, Fürst von Anhalt-Cöthen“ von Ferdinand Siebigk in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 227–228, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_Georg_Lebrecht&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 17:20 Uhr UTC)
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Karl Georg Lebrecht, Fürst von Anhalt-Cöthen, ward als der älteste Sohn des Fürsten August Ludwig und dessen zweiter Gemahlin Christiane Johanne Emilie, einer Reichsgräfin von Promnitz am 15. Aug. 1730 geboren. Nachdem er eine gute Erziehung erhalten, trat er 1750 in dänische Kriegsdienste, die er jedoch schon 1751 auf den Wunsch seines Vaters mit den preußischen vertauschte. Nach dem am 6. August 1755 erfolgten Tode seines Vaters übernahm er die Regierung des Fürstenthums, hatte aber zunächst eine schwere Zeit durchzumachen, denn sein Land litt furchtbar durch Aushebungen, Lieferungen, Durchmärsche und Contributionen während des bald beginnenden siebenjährigen Krieges und nur wenig vermochte er diese Drangsale zu erleichtern. Desto mehr war er aber nach beendigtem Kriege bemüht, die Spuren desselben zu verwischen und seinen Unterthanen wieder aufzuhelfen. Er hob nach Kräften den Ackerbau und die Viehzucht, ermunterte zum Anbau von Kümmel, Anis, Hanf, Flachs, Krapp und anderen derartigen Kräutern durch dafür ausgesetzte Preise und zog Kolonisten in sein Land durch unentgeldliche Ueberlassung von Grund und Boden und Baumaterialien. Auch machte er den Anfang mit der Umwandlung der Handdienste in eine Geldabgabe. Kirche und Schule waren Gegenstand der Sorgfalt des Fürsten; er ging seinen Unterthanen, bei denen in Kirche und Verkehr eine strenge Scheidung der beiden protestantischen Glaubensbekenntnisse noch stattfand, mit dem Beispiel religiöser Duldung voran und machte namentlich bei Besetzung von Stellen keinen Unterschied in dieser Hinsicht. Von ihm datiren verschiedene neue Dorfkirchen und mehrfach erleichternde Verordnungen bezüglich des lutherischen Gottesdienstes. Er gewährte auch 1787 die Mittel zur Erweiterung der lutherischen Schule in seiner Residenz und sorgte für die Landschulen, deren er viele neue baute, durch Errichtung eines Schullehrerseminars, 1784. Obwol die Abgaben nicht drückend waren, wurden sie doch von ihm noch verringert. Die Justizpflege, welche er in einem nicht befriedigenden Zustande vorfand, suchte er thunlichst zu verbessern. Nützliche polizeiliche und andere Verordnungen und Einrichtungen verdankt ihm das Land mehrfach, so gründete er eine Brandkasse für Stadt und Land, 1784 ein Armen- und Arbeitshaus, ein Waisenhaus etc. Mit seiner Ritterschaft gerieth er in unerquickliche Differenzen wegen der Vertheilung der Lasten des siebenjährigen Krieges, wodurch ein langwieriger Proceß beim Reichskammergericht entstand. Möglich, daß dies den Grund gab zu dem bei ihm hervortretenden Bestreben, möglichst viele Rittergüter durch Ankauf in seine Hände zu bringen, ein Verfahren, womit ihm Fürst Leopold von Dessau in seinem Lande vorangegangen war.

[228] Das Seniorat des fürstlich anhaltischen Gesammthauses führte er von 1765 bis 1789 mit regem Eifer. K. war ein religiöser, mildthätiger Herr und trotz einer gewissen Prachtliebe ein guter Haushalter, dem es gelang, mit Unterstützung tüchtiger Beamten die Finanzen, welche[WS 1] er ziemlich zerrüttet vorfand, während seiner Regierung in einen blühenden Zustand zu versetzen. Ein leidenschaftlicher Soldatenfreund, war er eifrigst bemüht, sich möglichst ausgebreitete militärische Kenntnisse zu erwerben und wohnte in preußischem Dienste dem bairischen Erbfolgekriege und dem Feldzuge 1787 nach Holland bei, trat dann beim Ausbruche des österreichisch-türkischen Krieges 1788 als Feldmarschallieutenant in österreichische Dienste, erlag aber bereits am 17. Octbr. 1789 zu Semlin den klimatischen Einflüssen. Von seiner Gemahlin Luise Charlotte Friederike von Holstein-Glücksburg hinterließ er drei Söhne, August Christian Friedrich, † kinderlos 1811 und Karl Ludwig, † 1793, welche gleich ihrem Vater an dem Türkenkriege Theil nahmen, sowie Ludwig, † 1801, mit dessen gleichnamigem Sohne, der 1818 unvermählt starb, die directe plötzkauische Linie erlosch.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: welcher